Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

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Oberstufe, 
hat seine Schulden abstoßen können und ist selbst zum Gläubiger der Ver- 
bandsmächte geworden. Eine andere Gefahr der wirtschaftlichen Weiter- 
entwicklung liegt im Mangel an wichtigen Rohstoffen. Den Kohlenmangel 
wird Japan zwar durch Ausbeutung der Schantunglager beheben; aber 
Eisen vor allem fehlt. Die dritte Gefahr droht durch einwanderndes fremdes 
Kapital, namentlich durch amerikanische und englische Unternehmer, denen 
die Japaner nicht gewachsen sind. Deshalb riet Englands größter Philo- 
soph, Herbert Spencer, den Japanern: „Halten Sie sich fremde Rassen mög- 
lichst vom Leibe!‘ Mag auch die Zukunftsentwicklung Japans nicht mehr 
in dem erstaunlich raschen Zeitmaße wie bisher weiter gehen, eins ist sicher: 
Japan gehört zu den Weltmächten, und Deutschland wird große Mühe 
haben, mit ihm in Ostasien und im Gebiete des Großen Ozeans wieder in 
erfolgreichen Wettbewerb zu treten. 
Das türkische Reich im alten Umfange. 
Wer den Boden des türkischen Reiches betritt, auf den stürmen ge- 
schichtliche Erinnerungen von mehr als 6 Jahrtausenden ein. Vorderasien 
in geschichtlichem Zusammenhange betrachten, heißt demnach eine unab- 
sehbare Fülle von Geschehnissen aufrollen, einen steten Wechsel von Blüte 
und Verfall der Kulturen, Religionen und Weltreiche. Aber wenn wir heute 
im Primanerunterricht auf die ungeheure politische Bedeutung Vorderasiens 
für Mitteleuropa eingehen wollen, so müssen wir auf die lückenlose Heraus- 
arbeitung zeitlich-ursächlicher Zusammenhänge nahezu verzichten. Ein 
paar kräftige Striche kennzeichnen die geschichtlichen Hauptereignisse, 
Dann wendet sich unsere Fragestellung völlig der Gegenwart und nächsten 
Zukunft zu. Wie sieht heute das Land aus? Welche Bodenformen finden 
wir? Wie beeinflussen die klimatischen Verhältnisse das Pflanzenbild, 
die Bodenkultur, das Menschenleben? Welche wirtschaftlichen Schätze 
ruhen im Boden? Wie stellen sich die einzelnen Elemente des bunten Völker- 
gemisches zur Hebung jener Schätze? Was hat Deutschland hier zu geben. 
zu schaffen und für sich zu hoffen? 
Die letzte Frage ist für uns methodisch die wichtigste. Die ganze Aus- 
Führung soll zeigen, wie der erdkundliche Unterricht die Schüler an welt- 
politische Gegenwartsfragen heranführen soll. Sie soll zeigen, wie 
er nicht fertige politische Urteile zu übermitteln hat, sondern nur jene 
wissenschaftlichen Grundlagen, aus denen der Gebildete sich die poli- 
tischen Folgerungen selbst ziehen kann. Und noch ein anderes soll aus 
der Behandlung hervorgehen: ihre Aufzeichnung entstammt dem Sommer 
[918; aber obgleich die politischen Ereignisse einen anderen als den damals 
erhofften Ausgang genommen haben, die erdkundlichen Grundbedingungen 
sind die gleichen geblieben, und somit behalten auch die Folgerungen ihren 
Wert trotz aller augenblicklichen Mißerfolge.
	        
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