Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

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Dresden als Typus einer Großstadt. 
insofern zustatten, als wir damit einen festen und auch recht geeigneten 
Ausgangspunkt für weitere landschaftskundliche Studien gewinnen. 
Die erste Frage, die wir übrigens recht oft stellen und beantworten sollten, 
st die: Wie kommen wir dahin? Wir wollen sie zum ersten Mal möglichst 
gründlich erörtern und ein wenig Lebenskunde treiben: Bahnhof, Schalter, 
was kostet die Fahrkarte; wann fährt der Zug; wichtige Stationen; was 
werden wir während der Fahrt sehen können; Fahrtdauer, Ankunftszeit. 
Nun kommt der erste Eindruck: Wir treten vom Bahnhofsgebäude hinaus 
auf den Vorplatz, sehen den ungewohnten Verkehr: Droschken, Kraftwagen, 
Straßenbahn. (Wandbild von Schulze!) Eine belebte Straße mit vielen reich 
ausgestatteten Schaufenstern führt zum Mittelpunkte der Stadt, zum Alt- 
narkt. Um uns weiter zurecht zu finden, brauchen wir einen einfachen 
Übersichtsplan (vgl. Bd. I, S. 146). Wir besuchen das frühere Königsschloß 
(Ansichtskarte oder besser farbiges Photoglobbild). Das gibt uns Anlaß 
zu einigen Abschweifungen: Begriff Herrscher, Alleinherrscher (Monarch), 
Monarchie, Königreich. In der Nachbarschaft steht das Ständehaus; dazu 
einige Erläuterungen über die vom Volke gewählten Abgeordneten, die hier 
Gesetze beraten. Gegenüber, auf der anderen Seite der Elbe die Ministerien 
— Aufgabe der Minister, Staatsregierung. Dies alles in kindlichster Form; 
über manches werden wir später beim Gesamtüberblick Sachsens noch reden 
können. Dann ein Besuch der Brühlschen Terrasse und Beobachtung des 
Lebens auf dem Strome. (Wandbild von Meinhold oder Schulze oder das 
Panorama von Desbarats.) In der Nachbarschaft des Schlosses stehen be- 
rühmte Bauwerke: Frauenkirche, Schloßkirche, Sophienkirche, Opernhaus, 
Zwinger. Letzterer birgt reichhaltige Sammlungen. So wird Dresden eine 
Kunststadt ersten Ranges, eine Fremdenstadt. Ferner erwähnen wir die 
shemalige Kasernenstadt, das großartige Fabrikviertel, das sich in der Nähe 
der Kohlenlager des Weißeritzgebietes entwickelt hat, und die landschaftlich 
reizvolle Umgebung (Kurort Weißer Hirsch, Jagdschloß Moritzburg — Wand- 
bild von Meinhold —, Lustschloß Pillnitz). 
Hier knüpfen wir ein Stück Siedelungsgeschichte an: die Dresdner 
Talaue vor 1000 Jahren. Früher reichte hier der Wald bis ans rechte Elb- 
ıfer; Schilftümpel und Sümpfe begleiteten den Strom. Hier und da, wo 
;ruchtbarer Aulehm lockte, war ein kleines Dorf, oft ein „„Rundling‘‘. (Die 
Dresdner Gegend ist reich an solchen; sogar mitten im Weichbilde der Stadt 
'st noch einer vollständig erhalten.) In diesen Dörfern wohnten Menschen 
mit anderer Sprache als die unsere: Sorben. Sie gehören wie die Tschechen 
in Böhmen zu den Slawen. Noch manches Wort aus ihrer Sprache hat sich 
bis heute in unserer Gegend erhalten: Latschen (hlacice = Strumpf), hät- 
scheln (hejcekam = auf den Armen schaukeln), Huschegans (hus = Gans), 
Biele, als Lockruf für die Enten (bielo = weiß). Ein sorbisches Fischerdorf 
ist auch der Anfang zur Stadt Dresden gewesen; es lag am rechten Elbufer,
	        
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