Lehrstoff für Quinta.
gleichen Gebietes, die Süden oben hat, so daß sie die oben erwähnte Schwierig-
keit beseitigt. (Vgl. Tafel III!) Zu dieser Gesamtansicht fügen wir das Leh-
manmnsche Bild: Zugspitze mit Eibsee und vielleicht noch eine der schönen
Bromsilbervergrößerungen des Photoverlags von Johannes in Partenkirchen
mit der Ortsansicht von Garmisch-Partenkirchen, den weiten Wiesenflächen
nit ihren Heustadeln und der Gebirgswand im Hintergrunde.
Nun sind wir so weit, daß die Schüler selbst mit uns über eine Besteigung
der Zugspitze beraten können. Welchen Auf- und Abstieg wir dann der
Schilderung zugrunde legen, ist belanglos. Wenn der Lehrer über persönliche
Erinnerungen verfügt, mag er sie benutzen und die Schilderung so aus-
gestalten, daß sie dem natürlichen Abenteuerbedürfnis der Jungen entgegen-
kommt. Die Hauptsache ist, daß er bei allem spannenden Beiwerk scharf
im Auge behält, welche Kennzeichen der Alpenwelt er dem Verständnis der
Hörer nahebringen will.
Wir wählen aus diesem Grunde den Aufstieg vom Eibsee, den Abstieg
durch das Partnachtal. Schöne Waldwege führen bis an die schroffe Wand.
Dann über Trümmer ein kaum erkennbarer Pfad, über uns kletternde Gemsen
(Wandbild!). Nach stundenlangem Klettern sind wir oben mitten in der
Wand, zur Seite der steile Absturz, der schon manchem unvorsichtigen
Kletterer das Leben gekostet hat. In der Mulde zum ersten Male Schnee.
Nun noch beschwerlicher, unter überhängenden Felswänden klettern wir ınit
Hilfe von eingeschlagenen Eisen weiter bis zum „Grat‘“. Dort Blick zum
Kessel des Eibsees und zum Ferner. Hinauf zum Westgipfel: mit starken
Drähten verankertes Haus, Wetterwarte. Zwischen den beiden Gipfeln eine
glatte schräge Felswand wie ein Dach. Nur mit Hilfe von Drahtseilen können
wir die gefährliche Wanderung wagen. Blick auf die bayrische Hochfläche
ınd über Hunderte von schneebedeckten Gipfeln.
Dann über lockeren Schutt hinab zum Firnfeld. Am Rande liegen Fässer
und Kisten: bis hierher müssen Maultiere 12 Stunden weit allen Bedarf des
Schutzhauses schleppen; dann tragen Männer auf „Kraxen“ jedes Stück
einzeln zum Gipfel. In der Schutzhütte übernachten wir — einiges vom
Leben und Treiben hier oben. Am nächsten Morgen steil hinab ins Partnach-
al, in die Waldgegend. Kurz vor dem Ende der Wanderung noch ein groß-
artiges Schauspiel: die Partnach wird zwischen Felsen eingeklemmt; sie bildet
eine Klamm, so eng, daß man an den meisten Stellen den Himmel nicht
sieht und daß unser Weg in den Felsen gesprengt ist oder als Brücke am
Felshange hinführt. Die ausgewaschenen Felswände, die sonderbaren
Höhlungen oder Strudeltöpfe zeigen, daß die ganze Klamm ein Werk des
Wassers ist. (Vgl. Edmundsklamm in der Sächsisch-böhmischen Schweiz!)
Zur Veranschaulichung der Wanderung dienen uns die schönen Helio-
zravüren von Johannes und Postkarten, die in reicher Auswahl und in guter
Ausführung zu haben sind. Nachdem die Bilder eine Woche im Schulzimmer
72