Die Berchtesgadener Alpen. 75
ausgehangen haben, können die Schüler mit Hilfe ihrer klaren Anschauung
die ganze Besteigung als eigenes Erlebnis schildern — vielleicht zur Ab-
wechslung in umgekehrter Anordnung.
Ein so reich ausgeschmücktes Gedächtnisbild muß dem Schüler vor der
Seele stehen, wenn er im späteren Unterricht die kurze Angabe innerlich
verwerten soll: „, Jener Berg hat etwa Zugspitzenhöhe.‘“ Solche kurze Ver-
gleiche mit heimatlichen Verhältnissen sollen bekanntlich den ganzen
Unterricht durchziehen — Wert haben sie aber nur dann, wenn jede
als Vergleichsmaßstab benutzte Landschaft wirklich mit be-
sonderer Liebe behandelt worden ist!
Die Berchtesgadener Alpen.
Auch für diesen Zipfel, mit dem Deutschland in die Alpenwelt hinein-
greift, könnten wir uns ein Relief von Dinges verschaffen, Aber da die meisten
Schulen sich nur mit einem Alpenrelief begnügen werden, wollen wir darauf
verzichten, es unterrichtlich heranzuziehen. Dann brauchen wir als Ausgangs-
punkt der Betrachtung neben der Wandkarte (Haacks Alpenkarte erwünscht!)
eine selbstgezeichnete Skizze. Diese würde enthalten: die Landesgrenze in
greller Farbe, die Salzach, Saalach und den Königsee mit seinem Abfluß,
die Orte Salzburg, Berchtesgaden, Reichenhall und die Zugangswege. Vom
Gebirge wird nur der Watzmanngipfel angedeutet.
Wir werden die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen und auch die
österreichische Stadt Salzburg in den Kreis der Betrachtung ziehen, weil
die meisten Reisenden von hier aus zum Königsee streben und weil wir
den Schülern damit das Beispiel einer richtigen Alpenstadt geben können,
deren malerische Lage tausendfach abgebildet worden ist. Ein Panorama
mit der Feste Hohensalzburg, ein zweites Bild, das den Fluß im Mittelpunkte
hat, wird gezeigt. Dann wandern wir nach Berchtesgaden. Die Ortslage
mitsamt der eigenartigen Form des Watzmanns wird gut in dem Wand-
bild von Lehmann wiedergegeben. Ähnlich wie beim Herzogstande ragen
hier die wildzackigen Kalkwände kahl über das Waldkleid, und abgebrochene
Bergmassen lagern davor. Neu ist das Auftreten einer kleinen Eismasse, die
uns aber noch nicht veranlaßt, näher auf die Gletscher im allgemeinen ein-
zugehen. Aus der Umgebung werden wir nicht vergessen, das Steinsalz-
bergwerk zu schildern (Probestücke und Photographien!). Dann suchen wir
im Bilde den tiefen Kessel, in dem versteckt der Königsee liegt. Damit ist
das nächste Wanderziel gegeben, das wir an Geistbecks Wandbild erläutern:
der Königsee als Typus eines Alpensees. Da wir bereits an zwei Bei-
spielen gesehen haben, wie ganze Bergmassen abbrechen und in die Tiefe
sinken, so ist es vielleicht möglich, auch das ganze Seebecken als Einbruchs-
kessel auffassen zu lassen. Die schroffen glatten Kalkwände legen die
Erklärung ohnedies nahe. Dann wird den Schülern auch aus ihrer bisherigen