Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

Lehrstoff für Quinta. 
wurden in einem Eisentiegel über dem Feuer gebraten und fortwährend umgerührt, dann 
der Tiegel auf den Tisch gestellt.“ (Es folgt eine Erzählung, wie der Käse gemacht wird; 
dann der Bericht über das Übernachten, endlich über das Wanderleben der Senner.) 
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Das oben wiedergegebene Unterrichtsbeispiel zeigt uns einige wesentliche 
Eigenschaften kindlicher Schilderungen: Auflösen der Beschreibungen 
in Handlungen, in Erlebnisse, gewürzt mit etwas Abenteuerstimmung und 
Humor, Und der Erfolg? Wir haben dankbare Zuhörer, deren Phantasie 
lebendig mitarbeitet und prägen in ihre Seelen ein kleines Alpenbild mit 
frischen und haltbaren Farben. Und wenn auf einer höheren Unterrichts- 
stufe einmal im erdkundlichen Unterricht der Satz vorgetragen wird: ‚im 
Allgäu ist viel Rindviehzucht, verbunden mit Sennwirtschaft‘ — dann wird 
sicher die Erinnerung an den Brief des wanderlustigen Knaben und seine 
‚feißige‘“ Sennerin wieder auftauchen. Das ist aber ein Hauptziel des Unter- 
klassenunterrichts: einzugehen aufs Einzelne, damit der spätere Unterricht 
daraus das Typische gewinne, die Phantasietätigkeit des Kindes lebendig 
machen*, damit später der Verstand brauchbaren Rohstoff für seine „ursäch- 
lichen Verknüpfungen“ vorfinde! 
Das Fichtelgebirge. 
Die bisherigen Beispiele sollten breite Anschaulichkeit, erzielt durch 
Relief, Bilder und Schilderungen, bieten. In dieser Form kann nur ein Teil 
les Stoffes behandelt werden. Mindestens ebenso wichtig wie die Erzeugung 
xlarer Einzelvorstellungen von typischen Landschaften ist die Einprägung 
des Gesamtkartenbildes und des Namenwerkes. Daß solche Einprägeübungen 
nicht zum langweiligen „Einpauken‘“ werden, daß auch sie im Geiste des 
Schülers Entdeckerfreude auslösen und in ihm das Kraftgefühl erzeugen, 
das im sicheren Besitz eines fest umrissenen Wissensstoffes liegt, ist Sache 
des guten Unterrichts. 
Übungen aller Art knüpfen sich selbstverständlich auch an die Darbietung 
der eingehenden Bilderbesprechungen und Schilderungen. Aber wir werden 
vielfach auch eine ganz neue Gegend so behandeln müssen, daß Relief, Bild 
und Schilderung völlig ausgeschaltet bleiben und die Karte das einzige Lehr- 
und Lernmittel ist. Dann tritt die Tätigkeit des Lehrers ganz in den Hinter- 
grund. Kurze Fingerzeige, ein hingeworfenes Stichwort, ein stummer Hin- 
weis auf eine Stelle der Wandkarte genügen zur Führung. Ein ebenso kurzer 
Einwurf weist auf Fehler hin. Im übrigen erarbeiten sich die Schüler den 
Stoff aus der Landkarte selbst. In dieser Form sei das Fichtelgebirge dar- 
zeboten, nachdem das Erzgebirge oder der Harz ausführlich behandelt 
worden ist. 
1 Neuerdings macht Joh. Sölch auf die Bestrebungen englischer Schulgeographen 
aufmerksam, jüngeren Schülern „Erzählungen von fremden Ländern und Völkern‘ zu 
dieten. (Geogr. Zeitschr. 1925, S. 31.)
	        
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