Full text: Öffentliche Bauten

rer 
arf 
‘hr 
in 
en 
sie 
u 
n 
ale 
“N, 
‘b- 
en 
{as 
en 
nr 
121 
en 
ı]- 
m 
nN- 
ile 
ılt- 
ng 
ar. 
ın- 
cn 
11s 
on 
an 
ue 
ers 
ien 
en 
on 
gt, 
en 
{S- 
1it 
Q- 
ıt- 
in 
11- 
m 
‚N, 
ch 
°): 
ne 
ne 
ılt; 
ne 
ınN- 
er 
.de 
ıll. 
ers 
denn eine zu sehr gegliederte Wand verliert ihren 
Charakter als solche. Unter sachlich klarer Arbeit 
verstehe ich, daß die Architektur der Wand Flächen- 
dekoration bleibe; daß die vorspringenden Archi- 
tekturteile auf diejenigen beschränkt bleiben, welche 
durch die Konstruktion geboten werden, wie Fenster- 
stützen, Wasserspeier, Rinnen, einzelne Gesimse usw... 
Die eigentliche Flächendekoration bilden die Fenster, 
die natürlich nur dort auzubringen sind, wo nötig, 
und alsdann in den betreffenden verschiedenen Grössen, 
Unter sachlich klarer Arbeit verstehe ich eine solche, 
bei der die bildnerischen Verzierungen nicht vor- 
herrschen und nur an der Stelle angebracht worden 
sind, welche zuletzt als Ergebnis des peinlichsten 
Suchens sich als die richtige herausgestellt hat. .. Man 
soll vor allen Dingen die nackte Wand wiederiin all ihrer 
schlichten Schönheit zeigen.“ Nun vergleiche man 
diese Forderung, die hier an wahrhaft moderne 
Bauweise gestellt wird, mit einer Grundeigenschaft 
des romanischen Stils, wie sie besonders klar und 
‚reffend Hildebrand*) formuliert hat: „Bei romanischen 
Bauten ist bei Tür- und Fensteröffnungen, indem 
die Profilierung im Mauerkörper selbst liegt, die 
Mauer gleichsam als eine geschlossene und erst 
nachträglich durchbrochene Wand vorgestellt, und 
die Tür- und _Fensterprofilierung zeigen dabei 
gleichsam die einzelnen vertikalen Schichten des 
Gesteins, wie sie bei einem Felsen zum Vorschein 
kommen. Auch ist die flache reliefartige Ornamentik 
im Romanischen nur aus einer vorhandenen Fläche 
gehauen, nicht hinzugesetzt.“ 
Niemand wird Berlage beschuldigen, er habe 
sein Postulat, „daß die Mauer flach bleiben soll“, 
aus retrospektiver Vorliebe für den romanischen Stil 
aufgestellt. Und wenn Fischer dies Postulat in seinen 
Bauten zu erfüllen strebt, so „romanisiert“ er damit so 
wenig, wie er „berlagisiert“, er schafft aus seiner 
innersten Natur und Überzeugung heraus, im Geiste 
einer rein baukünstlerischen 
Gesinnung, die im frühen 
Mittelalter sich einen wunder- 
bar ernsten, großen, fest in 
sich beschlossenen und doch un- 
andlich entwickelungsfähigen 
Stil bildete. Der romanische 
Stil wird in seinen Grund- 
aJementen immer die Quint- 
essenz nordischer Baukunst 
bleiben. Wer sich nach den 
architektonischen Gesetzen, die 
sich in ihm offenbaren, orien- 
tiert, die in ihm keimhaft ruhen- 
den Möglichkeiten weckt und 
gestaltet, der archaisiert so 
wenig, wie Goethe altertümelte 
als er seine Dichtersprache in 
Luthers Bibeldeutsch sich jung 
baden ließ. 
Betrachten wir nun die Nordfront noch etwas 
äher im Einzelnen, so fällt zunächst die mächtige, 
inunterbrochene Horizontale des Dachfirstes auf, die 
las Ganze wie in unerschütterlicher Ruhe zusammen- 
ält. Die Gefahr der Eintönigkeit, die bei einer 
Oo breit gedehnten, hochansteigenden Dachfläche 
Irohte, wird glücklich vermieden durch die klug 
‚erteilten Dachluken und durch das Hereinragen der 
zer breiten, sanft geschwellten Giebelbögen, die 
ich aus dem als Dachgeschoß ausgebildeten zweiten 
itockwerk erheben. Der Gesamteindruck der Fassade, 
leren schöner gelblicher Kalkstein trefflich zu dem 
varmen Rot des hohen Ziegeldaches steht, ist zunächst 
ler einer ruhigen Symmetrie, dank den vier gleich- 
näßig angeordneten breiten Giebeln und dem 
chmaleren, genau in der Mitte der Fassade an- 
sebrachten, der mit Schiefer bekleidet und mit einem 
n Kupfer getriebenen Relief (den kurfürstlichen Stifter 
'arstellend) geschmückt ist. Aber wie kann von 
'ymmetrie die Rede sein, da der Haupteingang sich 
ıicht unter diesem mittleren Giebel, sondern unter 
lem nächsten zur Rechten befindet? Und dann 
ehen wir gleich links vom Portal eine Reihe kleinerer 
’enster in unsymmetrischer Anordnung und machen 
uch sonst noch ähnliche Entdeckungen. Wir be- 
rreifen, daß die kleineren und größeren Asymmetrien 
lazu helfen müssen, jede Eintönigkeit fernzuhalten; 
ınd da sie nicht um ihrer selbst willen angebracht 
ind, sondern aus praktischen Gründen (z. B. werden 
lurch die seitliche Anlage des Portals und des durch 
lie andersartigen Fenster bezeichneten Vestibüls die 
[rakte im Erdgeschoß nicht so ungünstig geteilt, 
als wenn das Portal genau in der Mitte läge), so 
ırscheinen sie auch nicht willkürlich, sondern er- 
wecken ein rhythmisches Gefühl. Suchen wir uns 
über diesen Rhythmus noch etwas klarer zu werden! 
Nimmt man für die horizontale Gliederung der 
Fassade ein Fensterpaar des Hauptgeschosses als 
*ı A. a. O.S. 16. 
Modell der Giebel-Plastik am Westflügel von Bildhauer Professor Habich in Stuttgart.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.