Full text: Öffentliche Bauten

Die Habichschen Figuren, in ihrem äußeren 
Jmriß die Linie der Giebel, auf denen sie ruhen, 
gut zum Abschluß bringend, durften in der feinen 
Jurcharbeitung der Binnenform als Gebilde der 
‚freien“, d. h. von der Architektur unabhängigen Plastik 
zestaltet werden, ja sie forderten bei ihrer Aufstellung, 
lie sie ganz vom Licht umflossen erscheinen läßt, 
diese intimere Formgebung, wenn sie nicht plump 
ınd schwer erscheinen sollten. Anders der übrige, 
nehr oder minder reliefmäßig eingefügte plastische 
Schmuck der Fassaden, von dem hier zusammen- 
iassend Einiges gesagt sei. Was seine Verteilung 
vetrifft, so hat Fischer, um Berlages Wort nochmals 
zu zitieren, vor allem darauf gesehen, daß „die bild- 
1erischen Verzierungen nicht vorherrschen und nur 
ın der Stelle angebracht wurden, welche zuletzt als 
Zrgebnis des peinlichsten Suchens sich als die 
ichtigste herausgestellt hat“. So dienen sie hier zur 
Hervorhebung und dauernden festlichen Dekoration 
der Portale als der wichtigsten Bauteile, die damit 
zleichsam dem Eintretenden einen Willkomm bieten 
sollen, oder zur Gliederung horizontal gedehnter 
>der zum festen Abschluß aufwärtsstrebender Flächen. 
In keine dieser Funktionen wollen sich recht füger 
die kraftvoll ausgeführten Tierkreis- Reliefs (gleich- 
alls von Habich), die jetzt als isolierte Blöcke je 
irei in einem der vier breiten dreigeteilten Fenster des 
zlockenstubenartigen Raumes im großen Turm auf- 
gestellt sind. Sie verlangen, um ganz als Reliefs zu 
wirken, eigentlich die Ausmauerung dieser Fenster- 
ffnungen, die ja auch — als ein freilich recht radi 
kales Mittel — demjenigen erwünscht sein möchte, 
der die teilenden Säulchen innerhalb der Fenster als 
zu dünn empfände; andererseits wirkt die Durch- 
»rechung, die durch die vier breiten Fenster des 
‚Belvedere“ gebildet wird, in dem wuchtigen Turm- 
’reppe im Vestihül am Südeingang 
chaft als eine Überwindung der geschlossenen Stein- 
nasse, als eine Vorbereitung für das reichgegliederte, 
ebhaft bewegte Dach, die man doch vielleicht 
;chmerzlich vermissen würde, wenn sie wieder be- 
eitigt wäre. — Ganz unfraglich und sicher erfüllen 
lagegen ihre architektonische Funktion z. B. die 
schon kurz erwähnten) Hochreliefgestalten der vier 
7"akultäten, von Adolf Brütt nach zeichnerischen 
>kizzen Fischers ausgeführt und im Sinne des Archi- 
ekten breit und einfach gehalten, sodaß ihre gegen- 
tändliche Bedeutung sie nicht der Aufgabe ent- 
remdet, als stark betonte Bauteile der symmetrischen 
jliederung der Fassade zu dienen. Nicht minder 
zlücklich fügen sich in die Flächen die Reliefs ein, 
lie den breiten, ruhigen Abschluß der hochauf- 
chießenden Giebel schmücken: der Polyphem am 
Archäologischen Museum, der Phönix am östlichen 
ınd der Christuskopf am westlichen Seiten - Giebel 
les Nordflügels. 
Der Haupteingang, am Nordflügel wird schon 
lurch das säulengetragene Vordach kräftig genug 
jetont, um sich in der langgestreckten Fassade zu 
jehaupten, ohne durch Riesenabmessungen, wie sie 
lie herkömmlichen Repräsentationsportale tragen, 
lie Proportionen seiner Umgebung zu zerreißen. 
Auch insofern ist dieser Eingang gar nicht im Schema 
ler repräsentativen Etikette gehalten, als er unbe- 
zümmert mit dem Stein der Säulen und der stark 
vertieften Laibung das Holzgebälk des Vordaches 
verbindet. Die beiden Säulen, mit reichen Kapitälen, 
uhen auf je einem, aus der Form des tragenden 
steinblocks . heraus modellierten Tierkörper (rechts 
nem Löwen, links einer Hydra mit Raubtierrumpf). 
Die ganze Breite der von einem gedrückten Bogen 
iberwölbten Türöffnung wird durch eine schlanke, 
uf einer Kugel sich erhebende Säule in zwei doppel- 
‚lügelige Türen geteilt; diese Säule aber harrt noch 
der Figur, die sich auf ihrem Kapitäl erheben, und 
die Laibung noch des Reliefschmucks, der aus ihren 
Quadern heraustreten soll, denn die vom Architekten 
entworfenen, von Habich schon im Modell ausge- 
‘ührten figürlich-ornamentalen Reliefs, deren Haupt- 
jestandteile zwei Gruppen, die Familie und das 
Gemeinwesen als Grundlagen aller Kultur symboli- 
;lerend, bildeten, wurden leider nicht zur definitiven 
Ausführung gut geheißen. Wie diese aber auch 
werden möge, das Wesentliche des Haupteinganges 
;st längst gegeben, auch in seiner prägnanten Gegen- 
sätzlichkeit zum Portal des Archäologischen Museums. 
Für dieses, das sich im Hochparterre befindet, ist 
zunächst schon die vorgelegte kleine Altane mit der 
zu ihr hinaufführenden doppelten Treppe charakte- 
ristisch; ein von der Altanmauer und den Treppen- 
rampen umfaßtes, in die ebene Erde eingelassenes 
Wasserbecken gibt, obgleich streng in die Architektur 
sinbezogen, einen eigenartig stimmungsvollen natür- 
üichen Schmuck. Die Türe selbst, mit hohlkehlen- 
ırtiger Laibung, wird mit zwei schmalen, niedrigeren 
Seitenfenstern und den über diesen befindlichen 
“lachreliefs (von Habich) durch zierliche Ornament-
	        
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