Full text: W - Wegzwitschern (13. Band)

2003 WARE II, 6 
was er erkratzen und erkrimmen kan, das musz alles durch 
Jen hals, für nasse wahr, bier und wein SPANGENBERG 
ehespiegel (1544) G 7%; wenn er ein wenig allzuviel nasse 
waare zu sich nahm ehe eines weibes (1785) 270. beliebt 
ist besonders die wendung er hat sein gut an nasse wahr 
gelegt EYERING (1601ff.) 2, 310; ähnlich SCHOTTEL 1125, 
BÖDIKER grundsätze der deutschen sprachen (1690) 286: 
also gehet es auch mit gewonnener auszbeut, wenn man 
3zie an nasse wahr und gute biszlein leget MATHESIUS 
Sarepta 14®*; für diejenigen (studenten), SO... mehr an 
nasse wahr als an gute lahr wenden MENGERING ge- 
wissensrecht (1653) 805; 
wolan, da habt ihr mich, ihr rechten Deutschen ihr, 
wer das nicht glauben wil, der setz’ uns wein und bier 
und nasse wahre vor. FLEMING 164. 
von nassen kleidern (s. o. 3 a): 
diz bin i halt su g’wand’lt fort 
mit derer nass’n woar. GRÜBEL 1, 85. — 
rauhe ware (jetzt nur rauchware), pelzwerk, schon im 
ı8. Jahrh. im ndl. häufig (s. 0. 12), vom 14. an auch in 
Deutschland begegnend (öfters auch in quellen, die sonst 
ware noch nicht kennen) SCHILLER-LÜBBEN 38, 537: das 
keyn man sal kouffin keyne ruwe war undir den kromen 
cod. dipl. Silesiae 8, 20 (recht der krämer zu Schweidnitz 
1336); alle buntwerck, eychorn, knynsfel, lampfel ind vort 
alle ruwe war, sij gemacht of ungemacht ...1 marck 
akten z. gesch. d. stadt Köln 2, 92, 27 (1899) Stein; eynich 
yrem von rawher ware Nürnberger polizeiordnungen 96 
Baader; hermlen, eichhörner und also allerlei rawewahr 
hans. urkundenb. 6, 428 (Thorn 1428); bey den Littawern 
ist die meyst kauffmanschatz rauhe war S. FRANCK welt 
buch (1542) 55%, das pelzwerk wird nach den thieren in 
wildes und zahmes eingetheilt: geyne ruwe war, wylt off 
zam akten z. gesch. d. stadt Köln 2, 620, 10 (1486), dann 
zuch wilde ware: von der wilder war mit sime zobehcere 
‘marderfelle etc.) Kölner zunfturkunden 1, 122, 11 (18397) 
v. Lösch; lemmer-felle, schmaschen und andern (!) wilt 
war zu bereiden KRUMBHOLTZ die gewerbe der stadt 
Münster 358 (ende 16. jahrh.); es soll auch auf den ämtern 
mit fleisz auf die wildwaren (von wolf, marder, fuchs) 
acht gegeben ... werden K. v. NosTITz haushaltungsbuch 
des fürst. Preuszen (1578) 288, 87 (anhang). — rauhe ware, 
rauchware ist in Riga flachs und hanf s. th. 8, 258 (im 
mndl. nach VERWIJS-VERDAM 6, 1739 überhaupt rauhe 
gegenstände, z. b. zweige, stroh). ferner: rauhe ware, bis- 
ewit, porzellan vor der glasur GMELIN handb. d. techn. 
»hemie (1795) 1, 240. gerauhte ware, barchente, fanelle, 
kalmuk etec., entsteht durch bearbeitung von baumwollge- 
weben mit bürsten oder karden KARMARSCH-HEEREN® 
11, 277. — grüne ware, grünes gemüse: werden noch eine 
menge esel, mit grüner waare, capaunen und jungen 
lämmern beladen, durch die stadt und über den markt 
getrieben GÖTHE 31, 267 Weim. ausg.; so sieht man manche 
(frauen) an markttagen ... grüne waare und baum- 
früchte nach der stadt fahren W. MÜLLER 4, 41 Schwab, 
'unreif”, von personen: ein schlechter fang! das ist gar 
zu grüne waare (die neugebornen) WiıELAND Lucian 2 
(1788) 306. — weisze waare, tuche aus roher, ungefärbter 
wolle gewirkt ADRIAN BEIER handwerckslex. 474*: von ein- 
kauffung fremder weiszer ungefärbter waare art. 15 der 
zeugmacherinnung zu Gera ebda.; weiszwaren jetzt beson- 
ders ungefärbte baumwollene oder leinene gewebe. 
d) nach dem material benannt: irdene, steinerne, sei- 
dene waren LUDWIG 2358, 
e) auf gewinnung und herstellung bezügliche adjectiva: 
natürliche waaren, die naturproducte LUDOVICI 5, 545; 
rohe und verarbeitete waaren HÜBNER® 2051; rohe waren, 
unverarbeitete SCHIRMER 164. 
f) nach dem ursprungsort benannt: vorkaufft tirkisch 
wor... pro flor. 126 quellen z. gesch. d. st. Kronstadt 2, 176 
(1530); italienische waaren, südfrüchte KRÜNITZ 232, 11. 
Nürnberger waren, spielwaren, tand, kurzwaren: dasz sie 
grosze menge kessel, eysen, kuperdrat, davon stecknader, 
oder häfftlein zu machen, und andere Nürnbergische 
wahren dahin führeten HuLSsIıus 8. schiffahrt 83; von 
Nürnberger wahren, geringen dockenwerck, spiegeln, 
pfeiffen, und dergleichen, ist überflüssig da zu finden 
HEBERER aegyptiaca servitus (1610) 135. bildlich ‘nichtig. 
WARE II, 7 ; 2004 
teiten’: wenn ich sehe, wie unsere nation oder wenigstens 
3äin theil derselben, den man äuszerlich für respectabel 
ıielt, wieder mit Nürnberger waare spielt, so bald er 
sich von der controle der publicität frey glaubt LICHTEN- 
BERG briefe (1901,f.) 2, 367. 
g) auf gebrauch, messung, wägung, beförderung, zoll 
jezügliche adjectiva. 
&«) mit passivisch gebrauchten präsensparticipien. essende 
waren ‘eszwaren’ vom 15. bis 17. jahrh. belegt: essende war 
ınd futterunge musten sy haben M. v. BOLKENHAIN 
Hussitenkriege, script. rer. Lus. 1, 366; ein fleisziger hausz- 
virt hat allezeit seinen keller voller wein und öhl, und 
jeine speisekammer voller essender wahr COLER haus- 
juch 3 (1617) 28; dasz man durch das gantze land auff 
ılle essende wahr, als korn, weitz, fleisch, dürre und 
zrüne fisch, saltz, butter, öl, gewürtz, speck ... eine 
ı1eue aufflag, accis oder ungelt schlage PHILANDER 
'Leyden 1646) 3, 111; sie (die barmherzigen bdrüder) trac- 
irten mich mit essender waare recht fürstlich, aber 
cein gut bier hatten sie in demselben kloster Schel- 
nuffsky 2, 99 neudr. dann auch messende waren wu. &.: 
n ansehung der art, wie die waaren ... verkauft 
werden, theilet man solche in messende, wägende und 
zählende ein LUDOVICI 5, 547. 
ß) fahrende ware, übertragen: 
ob du gleich machest ain gestenck, 
jas dir etwas hinden entpfar, 
denck: es ist nür farende war. 
H. SACHS fab. u. schw. 325, 70 Götze. 
rollende ware ‘ware, die sich noch auf dem landtransport 
Befindet’ SCHIRMER 164; schwimmende ware, auf dem 
vchiffe. 
y) verbotene wahren, merces vetitae STIELER 2415: 80 
Jasz ich nun die neuen überzeugungen wie verbotene 
waare heimlich einzuschleppen suchen müszte SCHLEIER- 
MACHER I, 5, 708. eingeschwärzte, geschmuggelte waaren, 
sontraband EITZEN 833°, won personen: einem hof, dessen 
nehreste dienerschafft contrabande waare ist, das gesetz 
zu predigen, hiesze diamanten in sand verscharren 
7, C. v. MOSER der herr u. d. diener 320. 
7) redensarten (soweit sie nicht oben schon erwähnt sind). 
a) auf den warenhandel bezügliche. die ware im sack 
verkaufen (vgl. sack th. 8, 1615): wenn eyner eym andern 
zerkaufft mit worten ym sack die wahr, die er selbst 
richt hat LUTHER 15, 307, 27 Weim, ausg. neuere kauf- 
nännische redensarten: die waare falle, wie sie falle, 
with all faults, tale quale EITZEN 833”; bei der waare 
las geld, cash on the spot 8833*; die ware passirt die 
schale ‘will ausdrücken, dasz der gegenstand auf gefahr 
les käufers sei, sobald er die wagschale passirt habe‘ 
HILLEBRAND deutsche rechtsprichwörter nr. 241. 
d) übertragenen gebrauch zeigende, etwas ist ware 
ir jemanden, es ist seinen bedürfnissen und fähig- 
keiten angemessen: ist dieser prachtvolle, majestätische 
ınd kraftreiche gesang wohl waare für die gewöhn- 
ichen opernliebhaber? SCHINK dei 0. JAHN Mozart 4, 314. 
35 ist eine rechte wahr in sein kram (es kommt ihm 
jelegen, es ist wasser auf seine mühle) sprichwörter 
schöne weise klugreden (1548) 43*; es ist kein wahr in 
mein kram EYERING 2, 549; das alles war freylich keine 
waare in meinen kram; aber was machen? man musz 
lie welt brauchen, wie sie ist PESTALOZZI 1 (1819) 268; 
derhalb wer mein rhat (du verstehn!) 
wölst (teufel) der lantzknecht gar müssig gehn, 
gs ist kein war in unsern kram. 
H. SAcyHs 5, 125, 6 Keller. 
einem ware drangeben (vgl. oben 5cß ware um Ware 
zeben), gleiches mit gleichem vergelten, z. d. mit schimpf- 
worten: da war es erschrecklich, was der hund vor 
njurien und vor häszliche ehren-titul muste über sich 
aehmen, ja er hätte sich lieber an den kutscher ge- 
macht: allein dieser gab ihm wahre dran, dasz die 
zantze compagnie lachte CH. WEISE ertznarren (1673) 293, 
ware daran nehmen, sich gleiches gefallen lassen: denn 
ver andere leute schrauben will, der musz wieder wahre 
Jaran nehmen, und wenn er solche bekömmt, so ent- 
.üstet er sich darüber 0. F. SPERLING Nicodemus quaerens 
3 (1719) 295.
	        
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