9979 WASEN II, 3. 4
tar uw.8.w. von wasen: an der hinterseite war eine treppe
von wasen so gut angebracht, dasz man sie nicht ge-
wahr wurde WIELAND 9, 29 (Sylvio v. Rosalva 1, 1, 5);
sie stiege auf einen von grünem wasen erhabenen thron
ANT. ULR. V. BRAUNSCHWEIG Octavia 1, 747;
sie bauen hübsch unter der schattigen eichen
ein tischlein von waasen zum freudigen zeichen.
HARSDÖRFFER gesprechspiele 2, 244;
von wasen sie zwen althar macht.
WICKRAM 7, 317, 527 (Met. 7, 240) Bolte;
unterdesz hatten beym aufgang des lichts die persischen
weısen
einen altar aus wasen von pyramidischer bildung
aufgethürmet. WIELAND 16, 113 (Cyrus 8, 388).
besonders werden wasen für wälle und bollwerke verwandt.
wo auch an den steinen mangel ist, da sollen plosze
schütten und greben gemacht werden mit wasen be-
schlagen DÜRER underricht v. befestigung der stett F2*;
es haben aber die andern wasem und erden zü getragen,
und den angefangen wall erschüttet MicyLLUS Tacıtus
ab; die pastei auf dem berg, so vor 2 jahren mit wasem
gemacht gewesen, ist mit einer mauern umbzogen wor-
den quellen z. gesch. d. stadt Kronstadt 4, 516, 33 (1554);
darnach kan man (das bollwerk) allenthalben mit grünen
wasemen . . . bekleiden Potier d’Estain, theoria et praxis
fortalitiorum (Köln 1601) 19; die wälle und parapetts wollt’
ich auch mit soden machen. — die besten ingenieurs
nennen es wasen oder rasen, Trim, sagte mein oncle
Toby BopE Tristr. Schandı 2, 41. wasen zur ausfüllung
2ines grabens:
zwölf tag er vorm Wolfpittel lag...
mit wasen er den graben fült,
den sturm er den seinen einbildt.
LILIENCRON hist. volksl. 4, 273 (514, 26).
8) in Oberdeutschland wird das wort auch für die aus
sersetzten nflanzenstoffen ausgestochenen stücke, torf, ge-
braucht: etlich wermen sich mitt auffgedörrten erd
schollen und wasen RYFF spiegel u. regiment d. gesund
heit (1544) 10*; am möre aber ist mangel an holtz,
darumb brauchen sie da züm fewr wasen S. MÜNSTER
cosmographey 143; sie... truckenen... den mit den
henden auffgefangen kaat, oder schleimechtige wäsen
(das ist torff) LINDENBRUCH chronica von dem scheutz-
lichen kriege welchen die Cimber mit dem röm. volcke ge-
führet (Hamburg 1589) K8*; torff oder wasen so in einer
wischen ... gestochen Potier d’Estain 20; und findet
man auch an denselben orten gemeinlich die bitumino-
sische oder erdpechische wasen, die man torff nennet
TABERNAEMONTANUS (1664) 202%; den ausgestochenen
waasen den legte man (in Holland) ins feur: nein! in
unsern Saltzburger-land ist das holtz nicht so theur
STRANITZKY reyszbeschreibung 26 neudr. jetzt ist so
wasen (in Oberschwaben auch waz) in der Schweiz und
Schwaben gebräuchlich TOBLER 439°, BIRLINGER Schwäb.-
augsburg. wb. 426* (Allgäu). 1wb. zum volksthüml. aus
Schwaben 91. Bayerns mundarten 1, 41. wasen als dünge-
mittel: wer wasen grept uf der almainde in dem ettern
umb Vilingen, ze tungent, der kunt umb ain pfünt
Villinger rechte 47 (stadtrecht v. 1371, 8& 46) Roder.
4) das wort wird dann und schon seit dem späteren
mhd. auch von der ganzen erddecke gebraucht, in der
pflanzen wurzeln :
so du dines huses virst
hie (£m grabe) rürest mit diner nasen,
ich meine der erde wasen,
dar uz du bist gemachet. .
H. v. LANGENSTEIN Martina 277, 76 (8. 698) Keller;
ain prunn ... der macht die erden hert und macht lind
üseln stark sam ainen wasen K. v. MEGENBERG 483, 11;
uszwendig und obenhin ist der was gruen und hat blü-
men, innen aber under dem wasen stinkt es alles WATT
schriften 3, 358, 38 Götzinger; wann du solches (die ver-
wandlung der matten in acker) anfangen wilt, so nim
eynen kleynen karst und zerhaue den wasen im april-
len zu groszen schollen SEBız feldbau (1580) 460; dasz
einer, der von oben herab sihet, gar keinen wasem oder
erdreich desz berges sehen kan generalchronicen (Frankf.
1576) 74”; wo ein flieszend wasser jemand durch ainen
grund bricht, also das der wasen desselben grunds zu
beden seiten des wassers dennoch ganz bleibt und ge-
WASEN IL 5.6 2280
;ehen wirdet Österr. weisth. 1, 158, 5 (Wartenfels 1585);
larzu schneidet man ein stück wasem aus der erde
BÖCKLER neue kriegs-schule 246; so soll sich auch nie-
mand undernemmen, auf den gemeinen allmenden den
wasen oder herd abzügraben und in seine eigne güter
»der anderstwo zü verführen stadtrecht von Arau 405, 17
1688) Merz;
drum sig verflüecht die erd, der was,
darzuo die frücht, das loub und gras,
das Abels bluot empfangen hatt.
RurrF Elter Heini 1739.
den gegensatz dazu bildet sand:
do si dan wolten scheidin,
ubir sant und ubir wasin
müsten si die haldin asin £
zende an allin vieren.
R. v. Ems weltchronik 283335 Ehrismann.
an folgender stelle ist es die grasnarbe:
zwischen berg und tiefem thal
saszen auch zwei hasen,
fraszen ab das grüne gras
bis auf den wasen.
ARNIM (1857) 11, 345 (wunderhorn).
den wasen brechen: die pauren heiszend es strauchen,
so man blosz den wasen bricht FrRISIUS dicet. (1556) 889%.
5) seit dem mhd. kommt es vor, bleibt aber vereinzelt,
dasz das wort auf den pflanzenwuchs, besonders das gras,
auf dem wasen beschränkt wird:
dä grüener kl& und ander wase
under boume schate müge sin.
W. v. ESCHENBACH Wüiüllehalm 326, 18;
len hof begunde er meren
werdeclichen üf dem grase,
dä beide bluomen unde wase
zierten anger unde velt.
K. v. WÜRZBURG troj. krieg 1116;
ist aber der winterrocken das beste korn... wurtzelt
ıuch vor winter eyn wie ein wasen, wann es schön und
rucken wetter hat TABERNAEMONTANUS (1664) 585; SO
zoll man den platz... umackern, darmit das gras oder
Jie wasen desselbigen orts ausgetilget (werde) und ver-
wesen thue SCHWAPPACH handb. d. forst- u. jagdgesch,
|, 415 (Hohenlohe 1579); den wassen ahn den wüssen ab-
nauen Österr. weisth, 9, 408 anm. (17. jh.); ‘dichtes, kurz-
zalmiges gras’ SCHMIDT Westerwald 322. davon geht wol die
ibertragene bedeutung ‘grosze masse, menge’ im elsäss. aus
MARTIN-LIENHART 2, 863®*, zuweilen auch abgeschnittene
ıder abgerissene pflanzen oder gras: doch findt man bey
ans allzeyt den rechten adler nisten auff gähen kiselsteinen,
ıat aber allzeyt wasen, staub, flachsz oder heut...
ındergeströuwt HEUSZLIN vogelb. 4*; so soltu ... den
»oden ... mit schönem frischem wasen und grünem
ıras beschütten SEBIZ feldbau 311; wann sie (die wach-
ieln) im zimmer gehalten werden, müssen sie mit sand
ınd bisweilen mit frischen waasen versehen seyn v. HoH-
3ERG Georgica 2 (1695), 791°. dasz wasen (wie frz. gazon)
ıuf einzelne pflanzen übertragen wird, kommt in der
Schweiz vor: spanische wase, statice elongata ‘grasnelke’
RHINER pflanzenn. der Waldstätten 95.
6) wie bei lat, caespes wird das wort dann auch auf
ne gröszere rasenfläche übertragen: wWase ... pro prato
»tiam accıpıtur STIELER 2400;
der helt wolt tun ein schritt gar weit
auf ein wasen über ein gleit,
der hoffnung, zu haften im gras.
Teuerdank 20, 80;
der schnee ligt auff den wasen.
STRANITZKY reyszbeschreibung 3 neudr.
a) wasen erscheint so verbunden mit bedeutungsver-
wandten worten wie anger, matte, aue, wiese:
li tyevelynne kunde
zifft werffen auff (2. ausz) der nasen,
das der anger und di wasen
mit al wurden uberdent,
als der leym ward geklaint.
H. v. NEUSTADT Apollonius 9028 Singer,
"das gras) der wasen, auen, rangen, matten, felder zier,
HARSDÖRFFER Doet. trichter 3, 246;
ihr matten voll schatten, begrasete wasen,
ihr närbicht und färbicht geblümete rasen.
S. v. BIRKEN Pegnesis 1, 60;
ja wirst du ... sehen der wisen ihr gestickte arbeit,
lJesz waasen grünsammeten töppich ABR. A S. CLARA