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belege für diesen plur. s. auch unter B—. (den plur.
wasser, wässer in der bedeutung “nacheinander verwendete
wassermengen’ s. u. 8 im salzbergbau, B5 bei der tuch-
bereitung, als ‘verschiedene flüssigkeitsarten’ s. E3 und 4).
PB) im bergwesen bedeutet wasser im engeren sinne das
grubenwasser; der plur. hat hier den sing. fast ganz ver-
drängt (VEITH 558), s. 2a die wasser gehen auf, 2% die
wasser wältigen u. ä.; im (süddeutschen) salzbergbau be-
deutet ein wasser die gesammtmenge des auf einmal ein-
und abgelassenen wassers, es heiszt dann auch das 58. Was-
zer, 58 wässer VEITH 555,
y) wasser kann auch die engere bedeutung ‘hochwasser,
überschwemmung’ annehmen (s. auch 2c@ unter wasser
stehn, 2 d ß groszes, hohes wasser): umb die sonnenwend
im winter wurt das wasser zu dulden sein HERR feld.
bau (1551) 23°; die par kartoffeln hat uns ’s wasser mit:
genommen G. HAUPTMANN die weber (1892) 29;
du rühmest deinen hof, der reich an allen dingen,
du sprichst, es könn’ ihm auch kein wasser schaden bringen.
J. GROB dichter. versuchg. 51.
im plur. ‘nacheinander folgende überschwemmungsgewässer‘
(s. ce): in diesem jare hatte sich die Elbe oft ergossen
und sein 16 wasser nach einander in diesem jare komen
städtechron. 27, 11, 11 (Magdeburg 16. jahrh.). von der sint-
flut: hundert eins und dreiszig jar nach dem heyl von
dem wasser und syndtflusz S. FRANCK chron. Germaniae
(1538) 1% im olur.: das die wasser Noah solten nicht
mehr über den erdboden gehen Jes. 54, 9;
da der wasser gericht der erde nahte.
KLOPSTOCK Messias 17, 87.
wasser und feuer, überschwemmung und feuersbrunst:
beschütz mich auch auff heute...
für wasser und für brand.
RINGWALDT handbüchlin D 6*;
(die obrigkeit) ist munter in gefahr, wen feür und wasser
wühtet.
Rısr Parnasz 307.
d) wasser ‘eisfreies, schiff bares wasser’: (bei plötzlichem
'hauwetter soll der zu schlitten gekommene von Nowgorod)
varen mit deme eersten watere hans. urkundenbuch 3,
34 (1346) Höhlbaum; dat jenich man dat verbenomede
leste water vorzümede 3, 35.
£&) wasser im besondern das aus den wolken fallende
wasser, der regen: bis das wasser vom himel über sie
troff 2. Sam. 21, 10; wenn wolcken von orient auffgeen
als dye heüt mit woll, bedeüt wasser in dreyen tagen
REYNMANN wetlterbüchlein 6 neudr.; der himmel ist
voller wolcken, wir werden wasser bekommen RÄDLEIN
10322; haben sie ... das schönste wetter gehabt, nur
von zeit zu zeit ein wenig wasser (sie sagen acqua, um
den gelinden regen auszudrücken) GÖTHE 30, 53 (ital.
reise 1) Weim. ausg. im plur.: die wasser, die drauszen
nach wie vor niederströmten FONTANE I, 4, 149;
wie die gewalt himmlischer wasser aus
wolkenbrüchen herabstürzt.
Denıs leder Sineds (1772) 192.
C) die wasser ‘die strahlen oder die zuleitungen eines
springbrunnens’ s. u. 2a die wasser springen, spielen.
c) das wasser als inhalt eines wasserbettes kann als
eine einheit aufgefaszt werden und gewinnt so die schon im
ahd. belegte bedeutung ‘fieszendes oder stehendes gewässer”,
wie lat. aqua, got. aha, ahd. aha, mhd. ahe ‘wasser” und
‘flusz’ bedeutet; wasser ist in dieser bedeutung bis ins
18. jahrh. ganz gebräuchlich, wird aber jetzt meist nur in
der gehobenen und in der mundartlıch gefärbten sprache
verwandt, während es der eigentlichen umgangssprache ziem-
lich fremd geworden ist; am ehesten wird es noch für
"bach, rinnsal’ gebraucht, wofür aber wässerchen üblicher ist,
&«) gewässer jeder art: wasser id est der flusz, das meer,
die see KRÄMER 1212®*; recke deine hand aus über die
wasser in Egypten, über ire beche und ströme und see,
und über alle wassersümpfe, das sie blut werden 2. Mos.
7, 19; den erdball umgibt ringsum die lufthülle; einen
theil seiner auszenseite bedecken die wasser RITTER
erdkunde 1, 59;
diese (Kbellen) sind des tages nur...
arg verzaubert in die leiber,
die wir sehn um wässer flattern.
IMMERMANN 12, 108 Hempel (Tulifäntchen 3, 563).
WASSER II, A, 1 2300
lie wasser, die gewässer eines bestimmten bezirks: ampt
iber die wasser, aquaria provinci@a MAALER 486®*; dem
ze entzückt die berge, die wässer, die gegenden zeigen
wollte VARNHAGEN V. ENSE Rahel 2, 453. collectiv im
#ng.: das wasser ist das auge der landschaft ausspruch
LENNES bei WANDER 4, 1801,
PP) am häufigsten begegnet früher wasser als ‘gewässer‘
in der engeren bedeutung “flieszendes gewässer”.
1)) im mhd. ist es die üblichste bezeichnung für “flusz’,
eg verdrängt ahe und wird selbst von Alusz verdrängt:
nidir wendint diu wazzer irin vluz.
Annolied 50 Rödiger,;
in dem wazzer, daz Nilus haizt K. v. MEGENBERG 2738, 1;
laz sind die vier wasser die aus dem paradeis flieszend
DIEFENBACH gl. 236° s. v. Phison. spätere belege: an den
wassern (strömen DE WETTE) zu Babel saszen wir und
weineten, wenn wir an Zion gedachten ps. 137, 1; wyr
vend an dyssem lustigen wasser (riviere) herbergen dysse
aacht Haimonskinder 47, 32 Bachmann; die Tonaw ...
schöpfft in sich sechtzig andere grosze und schiffreiche
wässer S. MÜNSTER cosmogr. 378;
kein wasser (ist) dir zu schnell, du bist hindurch
geschwommen.
KÖNIG ged. (1745) 835;
ihr musztet über
den Euphrat, Tygris, Jordan; über — wer
weisz was für wasser all?
LESSING 1, 198 (Nathan 1, 2).
mundartlich ersetzt jetzt noch in manchen gegenden wasser,
wäter das fehlende wort flusz SCHAMBACH 288, DAN-
NEIL 245,
2)) von einem kleineren flieszenden gewässer (vgl. berg-,
wald-, wildwasser): da flos ein wasser heraus unter
der schwelle des tempels Hes. 47, 1;
wann die wasser zusammen rinnen
und einen starcken flusz gewinnen.
SPRENG Ilias 20*;
des rasens grün, des wassers silberfall.
; GÖTHE 16, 136 Weim, ausg.;
am hochgebirge schmolz der schnee;
der sturz von tausend wassern scholl.
BÜRGER 36%,
8)) die wasser, die gesammtheit der flieszenden gewässer
nes flusz- oder gebirgsgebietes: die wasser flieszen einem
antgegen, nach der Eger und Elbe zu GÖTHE 30, 6 Weim,
1tusg.; die kanäle, darin die wässer derselben (uneben-
zeiten) rinnen KANT 6, 87.
4)) dasz wasser als bezeichnung für ein flieszendes ge-
vässer häufiger belegt ist als für ein stehendes, beruht
zunächst wol auf dem zahlenmäszigen überwiegen jener
über diese; es finden sich aber auch ansätze dazu, dasz
wasser ausschlieszend als flieszendes im gegensatz zu an-
lerem gewässer gefaszt wird: flumen, fluvius, ein grosz
wasser ÄAÄLBERUS Zz1*®; ein wasser oder flussz der
schiff tragt FRrRısıUus dict. 958%. auch im gegensatz zu
quelle, brunnen:
die brunnen quellen, die wasser fliesen.
H. SACHS 1, 24, 36 Keller;
sein unterirrdischer schatz müste allen... brunnen
ınd wässern ihre farbe... einflöszen LOHENSTEIN Ar-
minius 2, 302°. noch jetzt landschaftlich: der born, quell-
ler trinkwasser, zum unterschied von jedem andern
Aieszenden oder bachwasser, welches (in der Ehön) wasser
schlechthin heiszt. archiv des histor. vereins von Unter-
“ranken 7, 111, 169.
y) von stehenden gewässern: inti mittiu quamun sine
ungoron ubar iz wazzer (den see Genezareth, trans fre-
'um) Tatian 89, 4; ehe aber die Oder ins mehr khumpt,
macht sie etliche grosze wasser, als ... den dammischen
;ehe KANTzOW chronik v. Pommern (letzte bearb.) 410
Fäbel. vom meer (s. 2d ß groszes wasser und besonders
3f« den gegensatz zu land): als ich mich zum ersten mahl
zuf das wasser begab CH. REUTER Schelmuffsky (vollst.
qusg.) 35 neudr.; wenn die, welche immer die historische
>der gar die germanischhistorische flöte blasen, doch ein
wenig über das wasser nach dem germanischskandina-
vischen norden schauten ARNDT pro populo germunico
1854) 155; unsere zukunft liegt auf dem wasser kaiser
WILHELM II. bei der einweihung eines hafens 1898; er isch