2303 WASSER II, A, 2
bis an etwas, mil übertragung der bewegung des hinein-
tauchenden auf das wasser (vgl. auch C 2 b f): das wasser
gehet bis an den hals, an die knie ROnDEAU.
$) es entspringt, springt, quillt, geht, bricht heraus w. ä.,
es kommt (beim graben nach wasser): wazzar thaz ih
imo gibu ist in imo brunno wazzares ufspringanti in
ewin lib (aquae salierttis) Tatian 87, 4; Mose... schlug
den fels mit dem stab zwey mal, da gieng viel wassers
eraus 4. Mos. 20, 11; das wasser bricht ausz, eluctatur
MAALER 485°; er (Diemer) grub (in der wissenschaft)
immer tiefer und tiefer und hörte nicht eher auf zu
graben, bis wasser kam SCHERER Kl. schriften 1, 89.
das hervorquellen wird in der älteren sprache auch auf
gehen genannt: aufgan das wasser im pronnen, scatere,
scaturire. voc. inc. teut. b1°. von den grubenwassern:
und muoz der bü wüeste sten
und beginnet daz wazzer üf gen.
märe vom feldbauer, Germania 1, 348;
die wasser gehen auf, wenn die wasser in der grube auf:
steigen, und die arbeiter austreiben v. SCHÖNBERG berg.
information (1693) bergmänn. redensarten 8; das wasser
springt aus einer röhre STEINBACH 2, 947; die wasseı
des springbrunnens springen: die wasser sprangen heute,
als vorfest des nahen Ludwigstages BÖRNE schriften
(Hamb. 1829 ff.) 5, 106; das wasser (des springbrunnens)
springen lassen RONDEAU. bei groszen anlagen heiszt
es man läszt alle oder die groszen wasser spielen, wenn
alle zuleitungen in betrieb gesetzt werden: wenn du uns
später einmal wieder besuchst, werden wir zur feier des
tages die groszen wasser spielen lassen H. SEIDEL Lebe-
recht Hühnchen (1899) 67. übertragen: das ist unser altes
Evarecht, die groszen wasser spielen zu lassen und
unsere kräfte zu gebrauchen ... bis man um uns wirbt
FONTANE IT, 8, 62.
ı) es fällt, sinkt, setzt sich, läuft ab, verläuft sich,
sickert ein wu. &ä.: (gott) lies wind auff erden komen, und
die wasser fielen 1. Mos. 8, 1;
so der regen begunde stillen unde dei wazzer bigunden vallen,
Genesis, fundgruben 2, 27, 30;
das wasser sinkt, das land erscheint.
GÖTHE 2, 38 Weim, ausg.,;
umme vesperczid satczte sich das wasser eine halbe elle
tft STOLLE chronik 178;
do das wazzir (der sintflut) virswein.
R. v. EMS weltchronik 810 Ehrismann;
die wasser werden verlauffen, das die seen .. . treuge
werden Jes. 19, 6; das wasser verleürt sich, oder ver-
laufft FRISIUS dict. (1556) 140°; sobald das wasser (der
Elbe) verlaufen sein wird, fliege ich wieder nach norden
v. BISMARCK briefe an s. braut u. gattin 7,
x) durch zurück- und übertreten, durch anschwemmen
und wegreiszen bewirkt das wasser, besonders. flieszendes,
besitzveränderungen ; formelhaft wasser gibt, wasser nimmt
WEHNER Observat. (1701) 508%*: esz soll auf der auen,
freiung, griesz, perg oder bei der Muer niemant, so et-
wann das wasser genomben oder geben ... nichts ein:
zuzeinen sich unterstehen österr. weisth, 6, 257, 29 (Steier-
mark 1629); wie dan die wasser jetzt dem einen geben
dem andern nemmen MEURER wasserrecht (1663) vor
rede A2°; was das wasser an einem ufer wegreiszt,
setzt es am andern wieder an WANDER 4, 1816;
was s’ wasser schwemmt,
und der wind wendt,
ist nit g’schändt (gestohlen).
KIRCHHOFER 307.
A) es tropft, sprüht, zerstäubt: wasser sprüet, zertheilet
sich in tropfen ZEDLER 53, 783.
u) es verdampft, gefriert: das die berge für dir zer-
QJössen, wie ein heis wasser vom hefftigen fewr verseudet
Jes. 64, 2; die wasser gefroren ehe sie verlaufen konnten
GÖTHE 24, 328 Weim. ausg.
v) es rauscht, braust, tost, plätschert, murmelt, gurgelt
u. d.:
ich hörte ein wazzer diezen
und sach die vische fliezen.
WALTHER 8, 28;
torrens, ruschende water DIEFENBACH nov. gl. 368*; wo
las wasser mit vollem lauff rauschet weish. Sal. 17, 19:
WASSER I[JI, A, 2 2304
es rauschet das wasser
und bleibet nicht stehn,
GÖTHE 1,5 Weim. ausg.;
las rauschen der bäume, das brausen und tönen der
wasser TIECK schriften 4, 8;
wo in ungezügeltem lauf
noch die wasser tosen.
HERWEGH ged. eines lebendigen 2, 50;
wir wollen oft nach Zephyrs weichen ...
um murmelnd wasser fröhlich seyn.
Uz werke 32 (11, 20) neudr.,
lie kühle dämmerige (marmor-) schleiferei, wo... unter
lem boden das wasser plätscherte H.HESSE diesseits 62;
las wasser gurgelte dumpf am bug Peter Camenzind 167.
zochendes wasser bullert, zischt, singt (bes. in der kannen-
'ülle): aber nu mach’ einen tee, Lene, das wasser kocht
ın bullert schon FONTANE I, 5, 184; von zeit zu zeit
jischte das wasser, das aus den naszgewordenen stücken
‚. ins feuer lief I, 1, 23; dat water singt TEN DOooRN-
<AAT-KOOLMAN 3, 184®,
&) man sagt das wasser blüht, wenn es durch wasser-
Töhe rötlich gefärbt erscheint J. A. FABRICIUS hydro-
heologie (1734) 420, oder durch gewisse algenarten grün
.EUNIS bot.3 3, 322. vgl. wasserblüte.
b) wasser in obliquen casus, bes. im acc.
x) beeinflussung des wasserlaufs.
1)) das wasser führen, leiten, treiben, legen: es süllent
)uch die herren von sant Urban das wasser, daz da
ıeissüt die Langat, füeren ane alle geverde weisth, 1, 180
Bern 1336); wer wasser ab dem rechten grund fiert,
ler soll es dem andern thail ohne schaden fiern österr,
veisth. 1, 235, 34 (Lungau 1673); gerinn, darinn das wasser
us dem kunst-graben auff das rad geführet wird BER-
NARD interpres phraseologiae metallurgicae (1702) 16; (His-
ca hat) wasser in die stad geleitet 2. kön. 20, 20; dasz
‚.. das wasser ainer auf den andern nit laiten (soll)
weisth. 3, 707 (Österr. 1575); wassergräben dardurch man
wasser leitet oder düchlet, aquaeductus MAALER 4862;
ıäiner der ob dem andern hat, und des wassers dem
ındersten auff seyn hausz oder garten treibt weisth. 8, 591
Franken 1506); das beid teil das obbemält wasser, die
Suren, uf ir nüwen und alten matten legen und füren ...
;öllen stadtrecht von Arau 174, 25 (1515) Merz.
2)) das wasser fassen, aquam coercere REYHER (1788) 161,
in gerinne leiten’ VEITH bergwb. 174: würde auch einer
>der mehr ein wasser ... innerhalb eines jahres nicht
’assen oder füren LÖHNEYSZ vom bergkwerck (1617) 238;
wenn man die wasser nicht recht fasset, und alle dem
jeffesten zufallen lässet RÖSZLER speculum metall.
1700) 92°; man fasset das wasser... in ein wasserbett
oder kleinen graben ein J. M. BEYER mühlenbaukunst
3 (1788) 7. ebenso fangen: daz sie daz wazzer uf des spytals
yzute zeu Freiberg gefangen unde yn daz closter zeu Fry-
berg geleitet habin wurkundenbuch der stadt Freiberg
:, 886, 11 (1388) Ermisch; die mulherren und die mulner
ıabent gewalt das wasser ze vahen wo sie nagst mügen
österr. weisth. 7, 688, 26 (Schwechat um 1430); eyn icklich
man schol seyn wasser von seynem erb awf vahen, das
28 seynem nachgepaweren nicht czu schaden ge der
»berhof Iglau 70 (s. 72) Tomaschek,
8)) abtheilen; abführen, ausführen, ableiten, abkehren,
ıblassen uw. d.: soll der meszner und dorfmeir ... sich
ı1ach Tanas begeben und aldort das wasser abtheiln,
lenen Tanasern gebiehrt der drite theil des wassers
jsterr. weisth. 4, 183, 17 (Vinstgau 1775); tamm, dadurch
jas wasser in flutzeiten abgeführet wird BERWARD 18;
m fall er das wasser ausführen wolte und aber auf sein
ınstöszer laiten müeszte weisth, 6, 241 (Schwaben 1603);
tem weisen sie auch ... das wasser dem abt ... zu,
ınd soll man dasz in die vorgen. freyheit lauffen lassen,
ınd soll dasz niemandt abkehren 2, 73 (Taben a. d. Saar
486); wasser abkehren, ‘es von seinem lauf ab- und dem
werkbetriebe zulenken' SCHEUCHENSTUEL 259,
4)) das wasser abgraben (übertragen s. D 1), abschneiden:
wird iemand daran begriffen der der mul daselbs wasser
ıbgrub und n&m österr. weisth. 7, 688, 37 (Schwechat um 1430);
wo den belägerten die trencken, brunnen oder ander
wasser abzustricken und abzugraben seien KIRCHHOF