Full text: W - Wegzwitschern (13. Band)

2307 WASSER IJ%, A, 2 
nr. 1; wässer zeien, das ruder des kahnes im wasser an 
sich ziehen, um zu lenken, übertragen ‘klein beigeben‘ 
wb. der luxemb. mda. 476, 
£) das wasser, besonders seine tiefe, messen: ein in- 
strument, damit man ein wasser misset, wie grosz und 
tieff es sey LUDWIG 2398, 
C) das wasser wägen (s. wägen 111 3 ec), den höhenunter- 
schied zweier wasserspiegel, dann überhaupt zweier wage- 
yechten durch meszinstrumente feststellen, zunächst im 
bergwerk zur messung des wassergefälls verwendet; in der 
älteren zeit heiszt es meist abwägen: ein bergmann ist 
auch ein meister auff wasser abwegen und füren Ma- 
THESIUS Sarepta (1587) 128°; wasser abwägen, ist durch 
die wasser-wage erfahren, ob der wasserfall, und auf 
was weise er... anzubringen sey? KIRCHMAIER in- 
stitutiones metallicae (1687) bergmänn. wörter 41; Libratio 
aquarum, das wasserwägen, ist eine kunst zu finden, 
wieviel ein gegebener ort niedriger , .. liegt, als ein an- 
derer CHR. WOoLFF mathem. lexicon (1716) 786; wasser- 
wägen, nivelliren ZEDLER 53, 780. 
N) wasser schöpfen, ziehen, pumpen u. ä., zu gebrauchs- 
zwecken oder zur ermedrigung des wasserstandes: quam 
tho wib fon Samaria sceffen wazzar Tatian 87, 2; wenn 
die weiber pflegten eraus zu gehen, und wasser zu- 
schepffen 1. Mos. 24, 11; er gieng hinaus, schöpfte wasser, 
besorgte unsre mahlzeit WIELAND Lucian (1788) 1, 192. 
wasser ziehen, zunächst “%n gefäszen, die an seilen, ketten 
hängen, emporziehen, emporwinden’ (wasser haspeln Ma- 
THESIUS Sarepta (1571) 145®), dann auch ‘pumpen’: das 
sich (bei feuersnot) alle wasserzciher als balde zeu den 
bornen ... sullen finden, und wasser zeyhen seript. rer. 
lusat. n. f. 1, 418 (Görlitz 1476); Cleanthes hat wasser ge- 
zogen und gärten umb lohn begossen M. HERR sitlliche 
zuchtbücher (1536) 82*; aymerlin an einem rad, damit 
man wasser zeucht HENISCH 163, 14; wir... sehen 
prinzessinnen wasser aus einem brunnen ziehen DuscH 
verm. schriften 277; so schlugen auch die wellen mit 
solcher ungestümm zum schiff hinneyn, dasz sie tag und 
nacht an den bompen arbeyten und das wasser aus 
ziehen müssen oriental. Indien (1598) 7, 13; wasserzucken, 
in Niedersachsen so viel, als wasserpumpen JACOBSSON 
B, 157%. seemännisch wasser schlagen, ndl. water slaan 
‘mit einer pütse (eimer) wasser aus der see schöpfen’ Rö- 
DING 6, 876; wasser aufschlagen DABOVICH 1169%. wasser 
heben: welcher wasser heben wolte ausz der muter 
(bachbett) österr. weisth. 1, 24, 28 (hs. v. 1625). besonders 
in bergwerken: in welchem schacht ... durch angezaigt 
wasserkunst das wasser gehebt und gehalten wird codex 
dipl. Silesiae 20, 231 (1526); das wasserheben LUEGER 7, 853. 
nur bergmännisch ist das wasser schieben, treiben, fällen, 
halten, zu sumpfe halten, zu sumpfe ziehen, wältigen, 
be-, gewältigen: zug ist das holtz in der gosse, daran 
der holm, spindel, und leder, durch welche das wasser 
geschoben wird BERWARD 17; wassertreiben, so viel als 
das wasser gewältigen KRÜNITZ 235, 164; wasser fällen 
“gewältigen’ MINEROPHILUS (1748) 595; wasserhalten (zu 
sumpf halten), ‘die stete befreiung der tiefsten stelle einer 
grube von den daselbst sich ansammelnden wässern’ 
SCHEUCHENSTUEL 259: 
mit zwein und mit drin umbgern 
halde wir (bergleute) berk und wazzer wol. 
kleinere mhd. erzählungen 3, 37, 62 Rosenhagen: 
pferde, seil und andern zeug, so man zum wasser halten 
gebraucht DEUCER metallicorum corpus juris (1698) 24®; 
wasser zu sumpff halten MINEROPHILUS (1780) 711; 
röhren, dadurch ... wasser in den sumpff gezogen wird 
BERWARD 16. wasser wältigen s. sp. 1401, gewältigen s. 
$h. 4, 1, 5177; bewältigen vgl. zu bewält- und erhaltung der 
wasser in den gruben codex dipl. Silesiae 21, 220 (1657). 
4) wasser tragen, holen u. ä.: wazzer und holz tragen 
als gemeine arbeit nach LEXER hdwb. 3, 708 bei ULRICH 
Von TüÜRHEIM Willehalm 116%; knechte die holtz hawen 
and wasser tragen zum hause meines gottes Jos. 9, 23. 
zum löschen: die bruwerknechte mit iren amen ind die 
beckerknechte mit iren zyven süellin (beim brande) wasser 
zudraigen KEUTGEN urkunden z. städt. verfassungsgesch. 
436 (Köln um 1360); 
WASSER II, A, 2 2308 
wer’s angezündet hat, mag auch das wasser tragen, 
MÜLLNER dram. werke (1828) 7, 141. 
bei nächtlichem feuer sind die gassen zu erleuchten) auff 
lasz mit dem wasserführen, reiten und lauffen man sich 
wohl besehen ... möge der stadt Leipzig ordnungen 
1701) 516. wasser holen, besonders aus dem brunnen, dem 
lusze: 
so quam ein wib thara thö, 
thaz si thes gizilöti, thes wazares giholöti. 
ÖTFRID 2, 14, 14; 
wasser holen geht die reine 
schöne frau des hohen bramen. 
GÖTHE 3, 10 Weim. ausg.; 
hole mir ein wenig wasser im gefesze das ich trincke 
1. kön. 17, 10; nach wasser gehen, wasser holen GÜNTZEL 
338. wasser fassen, trinkwasser ins schiff bringen: wir 
‚.. führen unser etliche sampt dem patrono hinausz 
ıns land, da wasser zufassen RAUWOLF raisz (1582) 19. 
2dbenso wasser einnehmen JABLONSKI (1748) 1341, 
et) dieselben oder ähnliche wendungen werden gebraucht, 
wenn dinge das subject sind (s. auch oben & 9)) und 10))). 
1)) wenn die durch wolkenlücken scheinende sonne die 
ın der luft schwebenden, meist aus wasser bestehenden 
heilchen streifenweis beleuchtet, was besonders häufig gegen 
abend erscheint und regen anzeigt, so sagt man die sonne 
schöpft, zieht wasser; die belege gehen bis ins 16. jahrh. 
zurück (vgl. sonnenzopf): schöpffet die sonn heut wasser, 
30 gieszet sie morgen das bad ausz FISCHART grosz- 
mutter 560 Scheible; die sonn wirt drumb nicht wüst, 
wann sie schon wasser ausz pfitzen ziecht G@arg. 5 Als- 
eben; eine frühlings-sonne, die sich oft unter wolken 
verdeckt, und oft, wie der pöbel sagt, wasser zieht HERDER 
2, 212 Suphan; die sonne zog wasser in langen, wolkigen 
stralen J. PAUL flegeljahre 4, 121; das mädchen mahnte 
zur arbeit, es würde das wetter nicht anhalten, thäte 
schon ‘wasser ziehen’ ROSEGGER II, 8, 87. in vergleichen: 
nicht dem registrator sahen die beiden damen ... nach, 
sondern jemand anders wünschten sie herbei, wie zwei 
jehnsüchtige sonnenstrahlen, welche wasser ziehen GUTZz- 
<OW (1845 ff.) 7, 388; 
dasz, wenn die sonn am schärffsten ihn (den günstling) 
berührt, 
sie wasser zeucht und regen nach sich führt. 
J. Ch. v. SCHÖNBORN bei GRYPHIUS (1698) 2, 503. 
2)) ein leckes schiff schöpft, fängt, macht wasser: in 
iem aber das eine schiff leck wird, wasser zu schöpffen 
jeginnt MANDELSLO morgen]. reisebeschr. (1696) 156°; sie... 
egte das ruder in den kahn, der sich immerwährend drehte 
.. der kahn schöpfte schon wasser NOvALIS (1826) 1, 103; 
ieng unser schiff an mit gewalt wasser zu fangen HEBERER 
ı16egyptiaca servitus (1610) 855; wasser fangen, leck sein, 
wie die schiffe, so ritze haben, far’ acqua, faire eau RÄD- 
LEIN 1082*; es (das lecke schiff) macht so und so viele 
zentimeter wasser in einer stunde GÖDEL etymol. wb. 
ler seemannssprache 508; die ‘Wacht’ neigte sich zunächst 
nach backbord über, dann, als die ‘Sachsen’ los kam, 
tief nach steuerbord und machte schnell wasser der tag 
5. sept. 1901. in gleicher bedeutung wasser ziehen DABOoO- 
vICH-HEINZ ergänz.-wb. 833*: dennoch ruderte ich schnel- 
er, als ich merkte, dasz der schlechte alte nachen 
wasser zog H. HESsE Peter Camenzind 167. im seewesen 
reiszt aber wasser ziehen auch allgemeiner ‘einsinken’: 
sin schiff ziehet 12 schuh wasser, wenn es so tief im 
wasser gehet HÜBNER naturlex.® 2066; ein schiff das viel 
wasser zieht, sehr tief geht RÖDING 6, 876. es läszt was- 
ser fallen: ein schiff das viel wasser fallen läszt, ‘ein 
ıchiff das hinten scharf und vorne voll gebauet ist und 
ıteuerlastig (hinterlastig, hinten tiefer im wasser liegend 
als vorn) geht’ RÖDING 6, 876, es nimmt wasser über, 
lie wellen gehen über bord: das schiff rollte schwer und 
ı1ahm viel wasser über die woche 12. juni 1909, 8. 1020. 
8)) ein körper zieht wasser (an sich), saugt es (durch 
sapillarität) ein: häfen die wasser an sich ziehend, bd7- 
hulae ollae FRISIUS dict. 155°; als vil und das sand am 
meer wasser trinckt oder an sich zeücht 144*, von einem 
zusgegrabenen grunde heiszt es er zieht wasser, wenn sich 
zuellwasser darin sammelt BENZLER 2, 272. JACOBSSON 
3, 157°, übertragen sagt man: die strümpe ziehn wasser, 
hängen herunter BRENDICKE 192; die trikots dürfen kein
	        
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