Full text: W - Wegzwitschern (13. Band)

235 WACKER I] 7.— WACKERHEIT 
shnlıchen verbindungen, falls dıc ursprüngliche bedeutung nicht 
mehr scharf zum ausdruck gelangt: 
haltet fest am reich und wacker wie bisher, 
gott schirme euch bei eurer alten freiheit! 
SCHILLER 14, 281 (Tell 1,2). 
etwas wacker ausführen: bravo! versetzte Mohr trocken. sic 
haben ihre rolle gut memorirt und ihr sprüchlein wacker 
vorgetragen. HEvsE kinder der welt 2, 108; 
denn da sich eben die gesellen 
theten ein mittagsmahl bestellen, 
liesz er (der wirt), sie wacker zu bedienen, 
kochen zwei dutzend knödel ihnen, 
RÖÜCKERT ges, ged. 3, 476 (1837). 
y) es kunn dann auch auf siltliche eigenschaften bezogen werden; 
aber männer gab’s doch und männer giebt's noch in Sachsen, 
wo das deutsche blut ehrlich und wacker sich regt. 
KÖRNER 1,402; 
aber bei all ihrem protegieren 
hätte ich können vor hunger krepieren, 
wär‘ nicht gekommen ein braver mann, 
wacker nahm er sich meiner an, HeEınE 1,123 Kister, 
d) ungewöhnlich ist es, dasz wacker zur verslärkung eines 
ıdjeclivs dient: 
‘was wollt ihr denn für eines (für ein krucifiz)? 
‘je nun, spricht Matz, ein wacker feines.’ 
LEsSsING 1,111, 
das entstammt der md. volkssprache; ähnlich in Posen man 
wacker viel BERND 341. 
e) neuerdings ist es aufgekommen wacker! im ausruf zu ge- 
brauchen, zum ersalz des entlehnten bravo: oho! rechts. wacker! 
links. RosEGGER scheilm a. d. alpen 2, 251. 
7) substantiviert erscheint wacker als appellativ und name des 
hundes, eigentlich ‘der wachsame’ (zu wacker 2) vgl. wäckerlein: 
komb! so wil ich mein grossen wacker 
mit nemen. so nimb du dein rüden! 
und wöllen den wolff als ein jüden 
zureissen mit allen ungnaden, 
Hans Sacus fastnachtsp. 36,162 Gölze; 
indem sprang sein treuer gefärte, der geschwinde Wacker 
(also hiesze, wegen der wachsamkeit, sein schäferhund) an 
ihm auf. S. v. Birken Pegnesis 1,8. im Eselkönig heiszt der hund 
herr Wacker. Germania 4, 146. übertragen in der Schweiz der 
masidarm , s. wäckerling. ein anderes wacker m. in hutzen- 
wacker ‘ein lebhaft rühriger knirps in kleiner kobold- oder butz- 
jestalt’. K. Ense der schwab. wortschatz 18 (zu wacker 3). 
WACKER, m., dasselbe wie wackerhahn: 
ich. meines theils, dasz ich dergleichen herrlichkeit 
nicht durfte mit 1 helfen, 
das thut mir herzlich leid! ... 
and wollt ihr schönen damen nicht 
noch heute mich zum wacker laden, 
so denkt an mich, was dann geschicht! 
KLAMER SCHMIDT poel. briefe 69 
mit der anmerkung: wacker, ein provinzialwort, bezeichnet 
alles das, was von einem groszen schmause übrig bleibt, und 
den folgenden tag wieder auf die tafel kömmt. 
WACKER, m.: ort wo der compasz stehet, habilacle, gesole. 
RonDEAU; kompashuis in een schip. KRAMER-MOERBEEK* (1787) 534°. 
wol das ndl. waker, das auch ein tag und nacht brennendes licht 
bezeichnet (s. wacher 2); ein solches befindet sich bei dem kompasz. 
WACKER, m. in Livland bäuerlicher aufscher, vogt. zu esin. 
wakk s. wacke ‘gebiet’: ein hund gilt mir für zwei bauern. hunde 
sind aber auch geschöpfe, die wenigstens wackers verdienten 
zu seyn. (aufseher über die bauern.) HıppEL 2, 39 (lebensl. 2). 
WACKERHANHN, m. in Niederdeulschland ein kräfliges essen, 
das nach durchschwärmier nacht oder am lage nach einem feste 
eingenommen wurde. korrespondenzbl. f. nd. sprachforschung 16, 15. 
häufiger ist wacker (s. 0.), hanen-, hanewacker (korrespondenzbl. 
20, 24), hanewacke StrRodtmann 79, vol. hahnenwecker Iheil 
4, 2,170. es findet sich auch blosz hän für das nachtessen, “welches 
denen gästen, welche die ganze nacht im hochzeilhause blieben, 
gegen morgen muszle gegeben werden’ brem. wb. 5, 333; den hanen 
fodern, dieses morgenessen verlangen. darnach ist es wahr- 
scheinlich, dasz das work ursprünglich auf den hahn geht, der den 
neuvermählten nach dem beilager von den anverwandlen und 
freunden überreicht (brüdhan) und dann gemeinsam verzehrt 
wurde (vgl. bair. gagelhenn ScameLLER? 1,877). gewöhnlich erklärı 
man wackerhan, hanenwacker als das zusammenbleiben, bis der 
hahn wach (wacker) wird, und den dann stallfindenden schmaus 
WACKERHEIT, /., ein jetzt veraltetes wort, früher in den 
wörlerbüchern und sonst nicht sellen begeqnend. FRISCH unG 
ADELUNG führen es nicht mehr an, ndl. wakkerheid, 
WACKERIG — WACKERLICH 236 
1) wachsamkeit: vigilantia DIEFENBACB gl. 619°. STIELER 2399; 
die fünfte (/ugend) heizet wackerheit, 
PrEIFFER altd. übungsb. 143, 207 ; 
liu släfende wackerheit ist, daz man släfe aller der dinge, 
JA von man tröst enpfähen mag, und waker si an allen den 
sachen, die uns in got geeinigen mügen. sprüche deutscher 
nystiker, Germ. 3, 241°, 20. dann auch ‘sorgfall’ + diligentia, vigi- 
antia. STEINBACH 2, 914. 
2) frische, munterkeit, thätigkeit, rüstigkeit u. dgl.° agilitas 
DIEFENBACH gl. 18°. KıLIAN 644; agilitas, vivacilas, energia, teulhon, 
31; alacritas, vigor, gnavilas, sedulilas, assiduitas STIELER 2399; 
riskness, vivacily, liveliness, vigorousness LUDWIG 2362; wacker- 
heit, munterkeit, rüstigkeit KRAMER (1719) 257; bruvoure, aclivile. 
ZonDKaU; sie fülen, dasz des nachbars fleisz und wakkerheit 
ıhnen den rum der emsigkeit ..., den sie gerne mit nichtstun 
verdinten, streitig und zu schanden mache. REısgE Thucydides 
jorrede; wackerheit im schreiben, scribendi alacrilas. STIELER 
1399, 
3) auch allgemeiner ‘tüchtigkeil’: da kam ein jüngling, der 
zin gutes ansehen von frömmigkeit, weiszheit und wackerheit 
hatte, den abgeschickten auff den weg entgegen. ÖLEARIUS 
‚ers. baumg. 33 (2, 14); wackerheit im kreuz, firmitas ek con- 
;lanlia in calamitatibus, wackerheit des gemütes, firmiudo, 
jenerosilas animi, animosilas. STIELER 2399. 
WACKERIG, adj., ableitung von wacker, in wesimd. und an- 
jrenzenden nd. mundarlen verbreitel, es kommt schon im 15. jahrh. 
‚or? pernox, wachkerig voc. (1420) hrsg. v. Schrüer 2057; vigilax, 
vacherig. gemma (1514) D 4°; ontwaecken, waeckerich werden. 
euthon, 303. in den jetzigen mundarten bedeutet es Lheils wach 
‚wackerig sein, werden), fheils munter, lebhaft, rührig. es lebt 
n der Pfalz AUTENRIETR 149, Rheinhessen, dem südlichen Kur- 
essen PristEr 328, Nassau KERREIN 436. Schmidt 319, Coblenz 
WEGELER 756, Luremburg GANGLER 475, Köln Hönıc 166, Berg 
7ROMMANN 5, 140, 16. 521, 29, Westfalen WogstE 313: ruft er 
jem teufel, solt ihm die stiefeln ausziehn, der liesz sich 
ıicht lange rufen, ist wackerig und bald bei der hand, zeucht 
lie stiefeln mit den hosen und allem fleisch von den beinen 
ıb. HENNEBERGER landiafel 268. 
WACKERKEIT, f. seltene nebenform zu wackerheit. 
ı) wachsamkeit? vigilantia, voc. ex quo (1490) t 2°. 
2) munterkeit, thätigkeit, rüsligkeit. 
3) füchtigkeit: die boszheit (dünkt sich jelzt) wackerkeit. 
’HILANDER (1650) 1, 66. 
WÄCKERLEIN, n., diminuliv zu dem subslanlirierten wacker. 
1) als appellativ und name des hundes bair, wacker! SCHMELLER? 
845, in Hohenlohe wackerle KıeEIn 2,223 (zu wacker 2): 
Sesse! sich, Weckerlin, kumm her 
und sag mir dise seltzam mer, 
warumb man dich zü todt wil schlagen, 
Weckerlin, das soltu sagen! 
MurRner narrenbeschw, 31,3 neaudr.; 
wo ist nur heut mein Weckerlein, 
dasz er nit kombt zu mir herein, 
wechelt und thut an mir auffspringen 
und liebelt sich mit allen dingen. 
Weckerlein, Weckerlein, komb herbey! 
Hans Sacus fastnachtsp, 56, 155 Götze, 
in der Schweiz findet sich wäckerlt auch für wäckerling. 
2) in Straszburg ist wäckerle ein linkes kleines kind. Cr. SCHMIDT 
13 (zu wacker 3). 
WACKERLICH, adj., ableitung von wacker in den bedeutungen 
lieses wortes, am häufiysten als adrerb gebraucht, sel dem 17. Jh. 
„eraltet, es kommt auch die umgelautele form wäckerlich vor 
ınd (wie wacker früher wacher neben sich hat) wacherlich, 
vächerlich. ndl. wakkerlijk. 
1) wach, wachsam : das die natur werde damit (mit dem gebet) 
zewackert und wächerlich und der gaist ausgezogen, TAULER 
'iermones (1508) 128°; die slummenden inkere (nützen dem geistigen 
eben oft mehr), wanne vil weckerliche sinneliche übunge. 
TAULER bei SchmiDT elsdss, wb. 414. als adv.: vigilanier, wacker- 
ich, weckerlich DiEFEnBaAcCH gl. 619°; wecherlich vor. praed. g 1°. 
2) munter, rührig, eifrig, rüstig! impiger, ereclus, alacer, vividus. 
STIELER 2399; 
dämit ez (der zwern) zehant 
von im über velt rant 
mit wackerlichen siten. 
Ortrtoxkar österr, reimchr. 62904 Seemüller; 
ir hänt wackerlichen muot 
zuo allen guoten dingen gar. 
PrairFER ultd, übungsb, 150,812; 
i{as er dester wackerlicher und mütiger funden werde, zü
	        
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