Full text: W - Wegzwitschern (13. Band)

schri/ftzeichen (es steht auch im auslaut!) bis in die mitte des 
17. juhrh. erhalten, es wird bauwen, euwer (hdufiger bawen, 
gwer) geschrieben. diese schreibung aw, ew findet sich noch bei 
Gueintz deutscher spruchlehre entwurf 1641, während er in der 
rechtschreibung von 1645 au, eu den vorzug gibt; schon verher 
halten sich SCcHoTTEL in der sprachkunst 1641 und CaEsıws in 
der hochdeutschen sprachübung 1643 gegen aw, ew ausgesprochen. 
in den mundurlen ist übrijens dies w vielfach erhalten oder auch 
durch b oder g erseizt (anz. f. d. alt. 22, 105. 23, 225. 227. 24, 114). 
in älteren quellen erscheint b für w am häufigsten im bairischen 
(WEIınBoLD bair. yramm. $ 125), noch in der drucksprache des 
16. juhrh, Hans Sacas hat reime wie pfaben mhd. phäwen: 
haben (8, 310, 20 Keller). die schrifisprache hat ein solches b in 
hieben mhd. hiewen und eibe mhd. \we, doch wol in beiden 
fällen vom auslaut übertragen: hieben hat sein b vom sg. hieb 
(aus hiew, durch uusyleichung für mhd, hie), eibe von der 
endungslosen form eib erhalten (anders ScERÖDER anz. f.d. alt. 
24, 26). mundurtlich findet sich b auch in ewig, löwe. auch g 
für w uird schon früher vereinzelt geschrieben (WELInBOLD al. 
gramm. $ 126. mhd. gramm. $ 224), am verbreilelsten ist das von 
LuTBER und nach ihm von anderen gebrauchte ruge mlıd. Tu0we. 
w kann auch zwischen vocalen einyeschoben werden: ein ulles 
beispiel dufür ist löwe aus lat. leo. auch sonst öfler in fremd- 
wörtern und fremden namen 3. b. Lowise; die enistellung Jesu- 
wider für Jesuit erklärt sich auf dıese weise. mundurlliche formen 
wir gä-w-i ‘gehe ich’ führt WEInBOLD bair. gramm. $137 un. — 
nach consonunten ist ursprünyliches w schon im ahd. vielfach 
geschwunden, so in gazza gol. gatwö, nackot gof. naqaps, sehan 
gol. saihwan, singan gol, siggwan; auch in zusammenselzunyen, 
die nicht mehr als solche empfunden werden, so in wurzala aus 
wurz-wula ags. wyrtwalu, burgari aus burg-wari ags. burgware, 
auch in den eigennamen auf -olf (Witolf), -olt (Hünolt), -ackar 
(Otackar) aus -wolf, -walt, -wackur (dhnlich ist in späterer 
spruche mittwoche zu mittiche, mitteche yeworden, WEINHOLD 
hair. yrumm, $ 135, schuuchworhte schuhmucher zu dem numen 
Schuchart w. dgl.). wo wo sieht, yiny im ahd. ein vocal vorher: 
witwe ahd. wituwa, etwas mhd. etewaz (woraus in den mund- 
arten vielfuch durch assımılalion eppes geworden ist); mhd, heiszt 
es auch noch senewe alıd. senewa (cimbr. seneba) sehne, zu 
schate der gen. schatewes alıd. scatuwes; besonders hal sich 
nach 5 und } das w erhallen, so £n vurwe ahd. furawa, milwe 
ahd. miliwa, swalwe ahd. swaluwa: dies w gehl ım späteren 
nhd. in b über, so dasz es jelzt erbse, farbe, gerben, herbe, 
mürbe, narbe, felber, milbe, schwalbe heiszl. ausgenommen 
ist schmieren mhd. smirwen (obd. meist schmirben, dagegen 
schon nnd. smeren), das sich wol nach schmer mhd. smer 
gen. smerwes gerichtet hal, in welcher form w im auslaut schwinden 
muszte, wie es auch kahl mhıd. kal kalwer, mehl mhd. mel 
melwes (duzu bafr. melber mellhäandler), gar mhd. gar garweiı 
heiszt; diese worte haben alle auch im inlaut kein b, während 
sich mit ühertrayung des b vom inlaut auf den auslaul falb 
neben fahl, gelb neben gehl entwickelt hat. eigentümlich stcht 
pfühl mhd. pfülwe m. (nd. pöle, bei LutTmHER pfühl) neben 
odd. pfülben, pfulben (auch pfulmen, pfulgen). in einigen md, 
mundurten ist auch sonst w nach rt, | geschwunden 3. b. mile 
milbe, b für w nach r,] findet sich auch in zusamm'nselzungen, 
die nicht mehr uls sulche empfunden werden, su in albern mhd, 
alwere, diulectisch kirbe aus kirchweih, dliernhd. albeg aus 
alweg. m für altes w erscheint namentlich in der nebenform 
schwalm zu schwalbe. hdufiger ist m für w nach r, 1, be- 
sonders in bairischen mundarten (WEINBOLD bafr. gramm, $ 136) ; 
in formen wie leimet aus linwät ist es durch assimilalion entwickelt. 
3) im auslaut kunn in der älteren sprache w überhaupt nicht 
stehen. im ahd. ist es hier in 0, sellener u, aufyelöst, also seo 
(yen. s&wes), bläo (fectiert bläwer), speo (pl. spiwun), scato 
{gen. scatawes), melo (yen. melawes), im mhd. erscheint der 
vocal als e (schate), mwvisl aber ist er ganz geschwunden (st, 
blä, spe, mel). später treten wieder auslaut. w auf, theils in 
folge von ausgleichung (bläw nach bläwer, hiew nach hiewen), 
Iheils wegen ubfalls eines auslaul. e (namentlich obd.). solche 
guslaul. w werden jetzt noch in einigen mundarlen gesprochen 
(anz. f. d. alt. 24, 114f.). verbreiteler ist die verwandlung eines 
auslaut. win b. daraus erklären sich die ohen erwähnten schrifl- 
spruchlichen formen hieb, eibe, ferner wittib als nebenform von 
witwe, Löb als name neben löwe; in weilerem umfung zeigt 
sich dies b in bairischen denkmälern ®. b. blab, grab, noch bei 
Avyrer. im allgemeinen richten sich in der schrifispruche die un- 
Nectierten formen nach den fleclierten, so dasz nach vocalen ur- 
3 
W — WABBEL 
prüngliches w sich auch hier nicht mehr findet und nur nuch A 
ıufgelöst ist (blau nach blauer); nach r, } ist die sprache nicht 
ronsequent und richtet sich ım laut nach der unfleclierlen form 
ei den schon angeführten schmer, gar, kahl, mehl, fahl, gehl, 
während in falb, gelb der laut der flectierten formen durchge- 
drungen f$st. im allyemeinen als stumm zu betrachten ist das W, 
las bis zur milte des 17. jahrh. in worlen wie frauw, getreuw 
(oder fraw, getrew) geschrieben wird (s. oben). 
W als subst. neutr., der name des buchslabens, gesprochen we. 
1) beliebt sind worispiele mil weh: und gleich wie im abe 
auff das w gleich das x kommt, also auff solches allgemeine w 
(die seuche) in allen gassen ist das x gefolgt: dann alle seynd 
zum X oder zum creutz geloffen. Asr. AS. CLara Judas (1687) 
|, 236; auf das unrecht, da folgt das übel, 
wie die thrän‘ auf den herben zwiebel, 
hinter dem u kömmt gleich das weh, 
das ist die ordnung im a, b, c. 
SchiLLER 12, 36 (Wallenst. lager 8). 
2) wie das auch bes anderen buchsiuben vorkommt, werden in 
iprichwörtlichen redensarten mehrere mil w beginnende wörter zu- 
zsammengest-Ilt, wobei meist wieder an weh gedacht wird: wein 
weib und würffel fahet alles an einem w an. darumb ver- 
derbt diser einig teutsch büchstab manchen man. S. Franck 
;prichw. 2, 46°; der wein und der würfel (etliche sätzen das 
dritte w das weib darzu) erweisen des menschen natürliche 
neigung. v. RuTscakKy Patmos320; mich haben nur drey wentblöst, 
weib, würffel und wein darbey. ABR. AS. CLARA Judas (1687) 1,133; 
drei w machen der welt viel zu schaffen: weib, wein und 
wallen. drei w machen viel beutel leer: weiber, würfel und 
weinbeer. WANDER 4, 1709; vier w gehören zu einer lustigen 
aussicht: wasser, wald, wiesen und weinwachs. JABLONSKI 836; 
zehn w sind voller weh: wein macht voll, würfll macht toll, 
wagen fällt um, wolff bringt um, wald ernährt dieb, wand 
verhindert lieb, winter bringt schnee, wunde macht weh, 
wurm thut nagen, weib thut alle welt plagen. ABR. A. S. CLARA 
rescheidessen 173 nach WANDER 4, 1711, 
3) das weisze w ist der name eines schmetlerlings, der auf der 
unterseite seiner hinterflügel eine dem luteinischen w dhnliche 
zeichnung hat, 
WA, in der umgangssprache vielfach für was, namentlich wenn 
lies unbelont vor einem consonanlisch anlautenden worte steht, 
ıngeneben aus Appenzell ToBLER 437 (wa witt?), Schaffhausen 
FROMMANN 5, 403, 62 (wa mer? wa gilts?), Kuln Hönıc 166 (wa 
nännche?), in Leipzig ALBRECHT 232 wa fin der nuchlässigen 
’ruge. im munde eines ersiaunten? he! wie-wa-was? eine 
zonderbare art von vorstellung, herr graf! KLIncER 1, 439. 
WA, für etwa: 
aber wir wollen sie bald belehren 
und zum unglauben sie bekehren, 
und lassen sie sich ’wa nicht weisen, 
30 sollen sie alle teufel zerreiszen, 
Görtur 57, 254 (zwei altere scenen aus dem 
Jgahrmurkisfest zu Plundersweilern). 
wa (wofür im druck von 1774 wa sicht) ist wol gekürzte form 
für etwa, der sprache der sturm- und drangzeit anyemessen, kaum 
nundarllich, doch vgl. wor. 
WA, WAWA, inlerj. 1) als ausdruck mürrischer rede? darumb 
jo gesegen yederman du... deszgleichen thet sant Stefan auch, 
la man in versteiniget, da sprach er herr verzeihe inen etc. es 
jeind aber vil kegel im gewalt, usz deren mund kein güt wort 
zat, als ist es wu wu, wa wa. KEISERSBERG brösumlın 2, 73°. 
2) in der oberhessischen kindersprache ist wa! wa! oder wawä 
interjeclion des ahscheus, als subst. und in der verbindung wawa 
nache der menschenkot. CRECELIUS 886. 
WAARE, s. ware. 
WAB, m. n. nur in honigwab, s. wabe, 
WABBE, f. fetlgeschwulst, kropf, wamme. das wort ist nur 
zus niederländ. mundarten bezeugt DE Bo westrlaamsch idivl. 1366, 
GALLER wb. van het yeldersch-overijsselsch diulekt 51, uber wol 
zuch im niederdeulschen bekannt. mit obd. pp /ür bb entspricht 
hair. wapp puleare, pellis quae pendelt a collo buvis. SchweLLEn? 
2, 963 aus einem voc. von 1429, dazu das dimin. milichwäppel 
zuler, auch mnd, kommt wapen ‘wamme' vor (SCHILLER-LÜBHEN 
5, 596) wabbe gehört zu wabben, wahbeln und unterscheidet 
sch von dem gleichbrdeutenden waınme mhıd. waınbe, wampc 
{urch dus fehlen des inlaulenden nasals. 
WABBEL, f. 1) im westfäl. fleisch oder fett, welches sich 
kervordrdnyt, stirofzl. WoERstE 313. von wahbeln 4. 
2) in Buyreuth ist wäwl 8. v. w. schwähzerin. Bayerns mund- 
ırten 2, 268. von wabbeln 7
	        
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