schri/ftzeichen (es steht auch im auslaut!) bis in die mitte des
17. juhrh. erhalten, es wird bauwen, euwer (hdufiger bawen,
gwer) geschrieben. diese schreibung aw, ew findet sich noch bei
Gueintz deutscher spruchlehre entwurf 1641, während er in der
rechtschreibung von 1645 au, eu den vorzug gibt; schon verher
halten sich SCcHoTTEL in der sprachkunst 1641 und CaEsıws in
der hochdeutschen sprachübung 1643 gegen aw, ew ausgesprochen.
in den mundurlen ist übrijens dies w vielfach erhalten oder auch
durch b oder g erseizt (anz. f. d. alt. 22, 105. 23, 225. 227. 24, 114).
in älteren quellen erscheint b für w am häufigsten im bairischen
(WEIınBoLD bair. yramm. $ 125), noch in der drucksprache des
16. juhrh, Hans Sacas hat reime wie pfaben mhd. phäwen:
haben (8, 310, 20 Keller). die schrifisprache hat ein solches b in
hieben mhd. hiewen und eibe mhd. \we, doch wol in beiden
fällen vom auslaut übertragen: hieben hat sein b vom sg. hieb
(aus hiew, durch uusyleichung für mhd, hie), eibe von der
endungslosen form eib erhalten (anders ScERÖDER anz. f.d. alt.
24, 26). mundurtlich findet sich b auch in ewig, löwe. auch g
für w uird schon früher vereinzelt geschrieben (WELInBOLD al.
gramm. $ 126. mhd. gramm. $ 224), am verbreilelsten ist das von
LuTBER und nach ihm von anderen gebrauchte ruge mlıd. Tu0we.
w kann auch zwischen vocalen einyeschoben werden: ein ulles
beispiel dufür ist löwe aus lat. leo. auch sonst öfler in fremd-
wörtern und fremden namen 3. b. Lowise; die enistellung Jesu-
wider für Jesuit erklärt sich auf dıese weise. mundurlliche formen
wir gä-w-i ‘gehe ich’ führt WEInBOLD bair. gramm. $137 un. —
nach consonunten ist ursprünyliches w schon im ahd. vielfach
geschwunden, so in gazza gol. gatwö, nackot gof. naqaps, sehan
gol. saihwan, singan gol, siggwan; auch in zusammenselzunyen,
die nicht mehr als solche empfunden werden, so in wurzala aus
wurz-wula ags. wyrtwalu, burgari aus burg-wari ags. burgware,
auch in den eigennamen auf -olf (Witolf), -olt (Hünolt), -ackar
(Otackar) aus -wolf, -walt, -wackur (dhnlich ist in späterer
spruche mittwoche zu mittiche, mitteche yeworden, WEINHOLD
hair. yrumm, $ 135, schuuchworhte schuhmucher zu dem numen
Schuchart w. dgl.). wo wo sieht, yiny im ahd. ein vocal vorher:
witwe ahd. wituwa, etwas mhd. etewaz (woraus in den mund-
arten vielfuch durch assımılalion eppes geworden ist); mhd, heiszt
es auch noch senewe alıd. senewa (cimbr. seneba) sehne, zu
schate der gen. schatewes alıd. scatuwes; besonders hal sich
nach 5 und } das w erhallen, so £n vurwe ahd. furawa, milwe
ahd. miliwa, swalwe ahd. swaluwa: dies w gehl ım späteren
nhd. in b über, so dasz es jelzt erbse, farbe, gerben, herbe,
mürbe, narbe, felber, milbe, schwalbe heiszl. ausgenommen
ist schmieren mhd. smirwen (obd. meist schmirben, dagegen
schon nnd. smeren), das sich wol nach schmer mhd. smer
gen. smerwes gerichtet hal, in welcher form w im auslaut schwinden
muszte, wie es auch kahl mhıd. kal kalwer, mehl mhd. mel
melwes (duzu bafr. melber mellhäandler), gar mhd. gar garweiı
heiszt; diese worte haben alle auch im inlaut kein b, während
sich mit ühertrayung des b vom inlaut auf den auslaul falb
neben fahl, gelb neben gehl entwickelt hat. eigentümlich stcht
pfühl mhd. pfülwe m. (nd. pöle, bei LutTmHER pfühl) neben
odd. pfülben, pfulben (auch pfulmen, pfulgen). in einigen md,
mundurten ist auch sonst w nach rt, | geschwunden 3. b. mile
milbe, b für w nach r,] findet sich auch in zusamm'nselzungen,
die nicht mehr uls sulche empfunden werden, su in albern mhd,
alwere, diulectisch kirbe aus kirchweih, dliernhd. albeg aus
alweg. m für altes w erscheint namentlich in der nebenform
schwalm zu schwalbe. hdufiger ist m für w nach r, 1, be-
sonders in bairischen mundarten (WEINBOLD bafr. gramm, $ 136) ;
in formen wie leimet aus linwät ist es durch assimilalion entwickelt.
3) im auslaut kunn in der älteren sprache w überhaupt nicht
stehen. im ahd. ist es hier in 0, sellener u, aufyelöst, also seo
(yen. s&wes), bläo (fectiert bläwer), speo (pl. spiwun), scato
{gen. scatawes), melo (yen. melawes), im mhd. erscheint der
vocal als e (schate), mwvisl aber ist er ganz geschwunden (st,
blä, spe, mel). später treten wieder auslaut. w auf, theils in
folge von ausgleichung (bläw nach bläwer, hiew nach hiewen),
Iheils wegen ubfalls eines auslaul. e (namentlich obd.). solche
guslaul. w werden jetzt noch in einigen mundarlen gesprochen
(anz. f. d. alt. 24, 114f.). verbreiteler ist die verwandlung eines
auslaut. win b. daraus erklären sich die ohen erwähnten schrifl-
spruchlichen formen hieb, eibe, ferner wittib als nebenform von
witwe, Löb als name neben löwe; in weilerem umfung zeigt
sich dies b in bairischen denkmälern ®. b. blab, grab, noch bei
Avyrer. im allgemeinen richten sich in der schrifispruche die un-
Nectierten formen nach den fleclierten, so dasz nach vocalen ur-
3
W — WABBEL
prüngliches w sich auch hier nicht mehr findet und nur nuch A
ıufgelöst ist (blau nach blauer); nach r, } ist die sprache nicht
ronsequent und richtet sich ım laut nach der unfleclierlen form
ei den schon angeführten schmer, gar, kahl, mehl, fahl, gehl,
während in falb, gelb der laut der flectierten formen durchge-
drungen f$st. im allyemeinen als stumm zu betrachten ist das W,
las bis zur milte des 17. jahrh. in worlen wie frauw, getreuw
(oder fraw, getrew) geschrieben wird (s. oben).
W als subst. neutr., der name des buchslabens, gesprochen we.
1) beliebt sind worispiele mil weh: und gleich wie im abe
auff das w gleich das x kommt, also auff solches allgemeine w
(die seuche) in allen gassen ist das x gefolgt: dann alle seynd
zum X oder zum creutz geloffen. Asr. AS. CLara Judas (1687)
|, 236; auf das unrecht, da folgt das übel,
wie die thrän‘ auf den herben zwiebel,
hinter dem u kömmt gleich das weh,
das ist die ordnung im a, b, c.
SchiLLER 12, 36 (Wallenst. lager 8).
2) wie das auch bes anderen buchsiuben vorkommt, werden in
iprichwörtlichen redensarten mehrere mil w beginnende wörter zu-
zsammengest-Ilt, wobei meist wieder an weh gedacht wird: wein
weib und würffel fahet alles an einem w an. darumb ver-
derbt diser einig teutsch büchstab manchen man. S. Franck
;prichw. 2, 46°; der wein und der würfel (etliche sätzen das
dritte w das weib darzu) erweisen des menschen natürliche
neigung. v. RuTscakKy Patmos320; mich haben nur drey wentblöst,
weib, würffel und wein darbey. ABR. AS. CLARA Judas (1687) 1,133;
drei w machen der welt viel zu schaffen: weib, wein und
wallen. drei w machen viel beutel leer: weiber, würfel und
weinbeer. WANDER 4, 1709; vier w gehören zu einer lustigen
aussicht: wasser, wald, wiesen und weinwachs. JABLONSKI 836;
zehn w sind voller weh: wein macht voll, würfll macht toll,
wagen fällt um, wolff bringt um, wald ernährt dieb, wand
verhindert lieb, winter bringt schnee, wunde macht weh,
wurm thut nagen, weib thut alle welt plagen. ABR. A. S. CLARA
rescheidessen 173 nach WANDER 4, 1711,
3) das weisze w ist der name eines schmetlerlings, der auf der
unterseite seiner hinterflügel eine dem luteinischen w dhnliche
zeichnung hat,
WA, in der umgangssprache vielfach für was, namentlich wenn
lies unbelont vor einem consonanlisch anlautenden worte steht,
ıngeneben aus Appenzell ToBLER 437 (wa witt?), Schaffhausen
FROMMANN 5, 403, 62 (wa mer? wa gilts?), Kuln Hönıc 166 (wa
nännche?), in Leipzig ALBRECHT 232 wa fin der nuchlässigen
’ruge. im munde eines ersiaunten? he! wie-wa-was? eine
zonderbare art von vorstellung, herr graf! KLIncER 1, 439.
WA, für etwa:
aber wir wollen sie bald belehren
und zum unglauben sie bekehren,
und lassen sie sich ’wa nicht weisen,
30 sollen sie alle teufel zerreiszen,
Görtur 57, 254 (zwei altere scenen aus dem
Jgahrmurkisfest zu Plundersweilern).
wa (wofür im druck von 1774 wa sicht) ist wol gekürzte form
für etwa, der sprache der sturm- und drangzeit anyemessen, kaum
nundarllich, doch vgl. wor.
WA, WAWA, inlerj. 1) als ausdruck mürrischer rede? darumb
jo gesegen yederman du... deszgleichen thet sant Stefan auch,
la man in versteiniget, da sprach er herr verzeihe inen etc. es
jeind aber vil kegel im gewalt, usz deren mund kein güt wort
zat, als ist es wu wu, wa wa. KEISERSBERG brösumlın 2, 73°.
2) in der oberhessischen kindersprache ist wa! wa! oder wawä
interjeclion des ahscheus, als subst. und in der verbindung wawa
nache der menschenkot. CRECELIUS 886.
WAARE, s. ware.
WAB, m. n. nur in honigwab, s. wabe,
WABBE, f. fetlgeschwulst, kropf, wamme. das wort ist nur
zus niederländ. mundarten bezeugt DE Bo westrlaamsch idivl. 1366,
GALLER wb. van het yeldersch-overijsselsch diulekt 51, uber wol
zuch im niederdeulschen bekannt. mit obd. pp /ür bb entspricht
hair. wapp puleare, pellis quae pendelt a collo buvis. SchweLLEn?
2, 963 aus einem voc. von 1429, dazu das dimin. milichwäppel
zuler, auch mnd, kommt wapen ‘wamme' vor (SCHILLER-LÜBHEN
5, 596) wabbe gehört zu wabben, wahbeln und unterscheidet
sch von dem gleichbrdeutenden waınme mhıd. waınbe, wampc
{urch dus fehlen des inlaulenden nasals.
WABBEL, f. 1) im westfäl. fleisch oder fett, welches sich
kervordrdnyt, stirofzl. WoERstE 313. von wahbeln 4.
2) in Buyreuth ist wäwl 8. v. w. schwähzerin. Bayerns mund-
ırten 2, 268. von wabbeln 7