247 WADEN — WADENKLEID
zeit im jahre um holz zu fällen: wädelzeit, wedelzeit, saison
de couper le bois, heiszt nach alter forstsprache die gehörige
zeit zum fällen oder abtreiben des holzes, handb. für forst-
und jagdkunde (1797) 3, 392; holz kan zu allen zeiten verkauft
werden, und bleibt es der käufer sache, ob sie bauholz
auszer der wadelzeit wollen fällen lassen. forstordnung für
Östpreuszen und Liülhauen vom 3. dec. 1775 bei STAHL forst-, fisch-
u. jaydlex. (1780) 4, 1014; die zeit der hauung (des wadelholzes)
fällt wie bei dem laubbaumholze in die monate november
bis in den fehruar, als die rechte eigentliche wedelzeit.
H. C. Moser bewirthschaflung einer wald-revier (1794) 73; waddel;,
wädel, wädel- oder wadelzeit sind nach der forstsprache die
hartmonate, nämlich dezember, januar und februar. BEHLEN
5, 188; -wadelzeit ist die beste, günsligste zeit des holzfällens
tür jede der verschiedenen hauptarten des holzes d.h. für
oberholz von anfang november bis ende märz, für schlagholz
vom märz meist bis ende may. WEBER ökon. lex. 627. MOTHES
haulex.3 4, 330.
WADEN, s. waten.
WADENADER, f. nach den waden gehende ader, vena su-
ralis: die fünffte (ader des schenkelasts) ist die waden-ader,
welche in zwei äste, den äussern als den kleinern, und
innern als den grössern getheilet wird, und begiebet sich in
die mäuszlein der waden. HöBner (1727) 1990.
WADENBEIN, n. die schienbeinröhre, nebenröhre des schien-
beins, der an der duszern seite des unterschenkels neben der tibia
lieyende knochen, fibula. PıERER med. wb. (anatomie) 3, 67; das
kleyn schienbeyn, wadenbeyn, fibula. EmmeLius nomencl. 108.
FraıscaLIN nomencl. (1594) 134. STIELER 125; fibula, waden-bein,
die röhre im untern schenckel. Kınscm 1,499; schien- und
wadenbein (der kerfjäger) verwachsen oft am unteren ende.
BrReEM fhierl.? 2,218. in der Schweiz auch hölzerne form für stiefel-
rohre. idiol, 4, 1305.
WADENBEINADER, f. die längst des wadenbeins herauf-
steigende, meist aus zwei zweigen bestehende ader, peronaea vena,
zuch wadenbeinblutader. PıerRer med. wb. (anatomie) 6, 158.
WADENBEINHAUTNERV, m. der als ein kleiner ast vom
wadenbeinnerv an der äuszeren haulvene zum fuszrücken herab-
steigende nerv. PıEReER med, wb. (anatomie) 2, 290.
WADENBEINHÖHLE, f. die durch die duszere flüche des
schienbeins in ihrem oberen theile gebildete höhlung, cavilas peronaen.
MECKEL Menschl. anatomie 2, 257.
WADENBEINHÜFTNERV, m., dasselbe wie wadenbeinnerv.
WADENBEINMÄUSLEIN, n. wadenbeinmuskel, peronier.
RONDEAU.
WADENBEINMUSKEL, m. muskel am unterschenkel, der vom
wudenbein zur fuszsohle herabgeht, peronaeus musculus. man
unterscheidet den langen, kurzen und kleinen wadenbeinmuskel.
PıeRER med. wb. (anılomie) 6, 158.
WADENBEINNERV, m. der auswärts am wadenbein herab-
gehende nerv, peronaeus nervus. PIERER med. wb. (unalomie) 6, 158.
WADENBEINPULSADER, f., dasselbe wie wadenbeinschlag-
ıder.
WADENBEINSCHLAGADER, f. die hinter dem wadenbein
herubgehende schlayader, arleri@ peronaea, PıERER med. wb,
‚anulomie) 6, 158,
WADENBINDE, f. muskelscheide des unterschenkels, die dünne
£bröse haut, welche die muskeln des unterschenkels gleich einer
icheide umıibt und sie in ihrer luge sichert, fasctia. Pıgner med.
wb. (anıutomıe) 3, 40.
WADENBRECHER, m. in Straszburg ein starker Oberländer
wein, der nicht in den kopf steigt, dem trinker aber die wuden
bricht, so dasz er kaum mehr siehen kann. SCHMIDT 114.
WADENDRUCK, m. druck, einpressen durch die waden : einem
pferde wadendruck fühlen lassen, pincer, approcher Veperon du
Aunc du cheval sans donner de coups, ni appuyer. HEINZE
'aschenwb. der arlilleriewiss. 619.
WADENFLEISCH, 2.
WADENGESCHWULST, f. anschwellung an der wade. HöFıLern
trank! eilsn. 629°.
WADENHAUTNERV, m., dasselbe wie wadenbeinhautnerv.
WADENHOCH, adj. von der erde bis zur wude reichend. von
JaHN geschaffener turnerausdruck; die vorzüglichsten Sprung-
höhen sind: knöchelhuch, wadenhoch, kniehoch, schenkel-
hoch. turnkunst 28,
WADENKERN, m. das knochenlose derbe fleisch unterm fell
ler vwade. HörLenr krankleilsr. 266°,
WADENKLEID, m. bis an die waden reichendrs kleid: waden-
WADENKLEMMER — WADSCHINKEN 248
<layde, falares sunt culei vel sacci vel tunice pertingentes ad talos.
„oc. theuton. mm 6°,
WADENKLEMMER, m. im Elsasz scherzhafte bezeichnung für
arken branntwein, der in die waden geht, MARTIN-LIENHART 1,492.
WADENKNEIFER, WADENKNEIPER, m. scherzhufte be-
reichnung für eng ‚anschlieszende hosen. Horn d. soldatenspr. 64.
WADENKNOCHEN, m., dasselbe wie wadenhein.
WADENKRAMPF, m. ein krampf, durch den die wudenmuskeln
ınler heftigen schmerzen zusammengezogen werden. hauslex. 8,372.
NEMNICH lex. nosolog.“ ich hatte meine cumptoirgeschäfte
itehend zu verrichten; ungewöhnt wie ich dessen war, wurde
ch nach einigen tagen allnächtlich von einem schmerzhaften
wadenkrampfe befallen, der mich nicht schlafen liesz. GERYINUS
"eben 54.
WADENLOS, adj. ohne rechte waden: wadenlose schenckel,
jambe spolpate. Krämer 1203; dünne waden, waden-lose
schenckel haben. Kramer (1719) 257. übertrayen: kraftllos, un-
nännlich,
WÄADENLOSIGKEIT, f., abstraclbildung zu dem vorigen?
Faust. .. wer bist du? Cucall. der wollustteufel ... komm
sey mein, verspreche dir wollust und freude! Faust. fort
nit dir! sind marklos meine geheine — gewelkt mein haar
— mein ang erloschen, zu stumpf dem sternenblick — dasz
lu mir zutraust mich deiner wadenlosigkeit zu verpfänden.
Fr. MüLLeER Fausts leben X 96,16 neudr.
WADENMÄUSLEIN, n. wadenmuskel: das wadenmäuslein
wird insgemein doppelt gestellt, weil es mit einem zwey-
lachen anfınge zu unterst von dem inn- und auswendigen
haupte des schenckelbeins nit einem über die massen starcken
haarwachs herrührt, von dannen es niderwerts zu deın fersen-
eine sich strecket, welches es umgiebet. J. Murast anal,
;ollegium (Nürnberg 1687) 481.
WADENMUSKEL, m. bezeichnung verschiedener muskeln an
der wade. der eigentliche waden- oder zwillings-muskel, musculi
gJastrocnemt, entspringt hinten von beiden gelenkknorren des
ichenkels und vom oberen rande des schien- und wadenbeins,
ınd bildet unten mit der schne des inneren wadenmuskels,
musculus solaeus, die breite und starke achilles-schne. PIERER
nediein, wb. (anıtomie) 7, 550,
WADENMUSKELKRAMPF, m., dasselbe wie wadenkrampf.
WADENNERYV, m., dasselbe wie wadenheinnervy.
WADENPAR, n.- im hausgarten steht eine frauengestalt
n üblicher landestracht, die rothen strümpfe umschlieszen
an mächtiges wadenpaar. Auerbach dor/gesch. 4, 6.
WADENPARADE, f. eine schaustellung u. dal., bei der es be--
anders durauf ankommt, die waden sehen zu lassen,
WADENPOLSTER, n. falsche, künstliche wade.
WADENPROMENADE, f. in Wien ist nach HNtGcer 184 widl-
promenad ein spaziergung der herren bei schmulzigem weller, um
lie waden der vorübergehenden damen zu musiern,
WADENPULSADER, f., dasselbe wie wadenbeinpulsader.
momast. med. (wundarznei) hrsg, v. Huller (1756) 96.
WADENROCK, m. bis an die waden reichender rock: sublalar,
wadenrock. glossar bei DIEFENBACH-WÜLCKER 891; zwene grae
wvadenrucke mit wiszem tuch gefudert. ebenda.
WADENSCHLAGADER, f., dasselbe wie wadenbeinschlagader.
WADENSPANNER, m., obd. wadelspanner, wadenkrumpf.
dörLeER krankheitsn. 659°,
WÄADENSTECHER, m, die gemeine stechfliege, stomoxrys cul-
sülrans, die sich den menschen gern an die beine selzt. NEMNICH
116’, LEUNIS 300.3 2, 425.
WADENSTIEFEL, m. hoher stiefel, der über die waden reicht,
WADENSTRUMPF, m. strumpf, der die waden einhüllt,
WADENSTRÜMPFLER, m., neuerdings für die milylicder der
reisinniyen partei aufgekommen, die in wadenstrümpfen (escarpins)
’et hofe erschrinen d.h. dem einflusz der regierung zugänglich sind.
WADERER, m. kropf. nach SCHMELLER? 2, 850 (aus ZAUPSERS
diot.).
WADICHT, udj. mit waden versehen; dicke waden habend.
STIELER 2448. häufiger in zusammenselzungen dick-, dünnwadicht:
r hat dünn-wadigte schenckel, he is spindle-leygrd. LudwiGc 2303.
WADMAL, s. watmal.
WADSACK, s. watsack.
WADSCHAUM, m. fettylänzendes wad, das sich als schaumartiger
iberzug auf faserigem brauneisenstein und eisenspulh findel. OKEN
1813) 1, 450.
WADSCHINKEN, m. in Baiern und Österreich das fleisch am
ınterschenkel des rindes vom knie bis zum knöchel. in Builern