255 WAFFE II 1,
in der weitesten bedeutung pflegen manche handwerker ihre
werkzeuge überhaupt, auch wenn sie zur veriheidigung oder
zum angriff völlig untauglich sind, waffen zu nennen. so
müssen die kammmacher, die hutmacher u. s. f. zur verfertigung
des meisterstückes ihre eigenen waffen haben. ADELUNG; waffen
der bergleute, hierzu zählet man säbel, parthe und häckchen
(häckel). C. F. RıcETER berg- und hültenlex. 2, 604 (hier vielleicht
mehr als abzeichen)., ganz allgemein werkzeug (wobei an die
meszinsirumente der aicher gedacht wird) ist es an folgender
stelle: dieweil... aber eim werckman onnutze ein gut waffen
zu haben, das er nit brauchen kan, darumb wollen wir hier-
nach offenbaren, wie mann mit den gerechten und wolbe-
reiten vysiruten ein ygklichs onbekant vasz vysiren, und
seinen inhalt zü erfaren Jernen solle. Jac. Köser vysirbuch
(Oppenheim 1515) D2'. WaLDıs gebraucht es collectiv vom hirten-
gerät: der geisz er (Petrus) folget hinden nach:
die stieg bald auff die berge hoch
die scharfen felsen auff und nider ‚..
das er ward offt schier or entrüst
und bald verlorn hett all sein waffen:
30 viel macht im die geisz zu Schaffen.
KEsopus 4, 95, 249 Kurz,
jesonders findet sich waffe in der bedeutung scharfes instrument,
»isernes werkzeug zum hauen, schneiden, stechen, also axl, beil,
hammer, sense, schaufel u.s.w. so vielfachmundarllich: SCHMELLER?
2,862, BÜHLER 1,204 (auch sonst vielfach in der Schweiz). in
Hessen wird axt und beil zusammen das wopen genannt. VILMAR
433. vgl. auch waffenschmied. auch in der älteren litteratur
kommt diese bedeutung vor: alle die mit iseninen wäfen ar-
beitent unde wirkent ... daz sint goldsmide, pfennincsmide
um ander smide unde zimberliute oder isenensmide unde
zswelher leie sie smiden künnen. BERTHOLD YV. REGENSBURG
1, 147,8; Decyus und Valerianus, die vil manigen merterere
zu himele santen, vil wol behouwen und geebenet mit allen
den wäfenen, dä mit sie sie immer gequelen konden. LEYSER
pred. 117,18. s. auch den beleg aus LINDENER (1,2). von den
werkzeugen der sleinarbeiter ?
er gedächt: wie sol ein wazzer sein
immer gerinnen üz einem stein,
den nimmer dhein man
mit dheinem wäfen niht kan
gar zerbrechent sin?
EnixeL weltchronik 8530 Strauch;
als6 wil der heilant rein,
daz ich die wend, die eckstein
mit dheinem wäflen snide .,,
under uns ist leider nieman,
der dich des kunne bewisen,
laz du än meisel und äu isen
die stein mügest ze samen füegen. 12109,
„gl. auch steinwäfen LExER 2,1169. am häufigsten von den
werkzeugen zum fällen und behauen des holzes, ‘axt, beil :
nietun sia thuo wirkian wäpnes egzion
helidos mit iro handon harıles bömes
Kraftigna krüci. Meliund 5509;
mac si sich doch
miner rede versinnen ?
nein si, niht,
got enweile ein wunder
vil verre an ihr erzeigen,
ja möhte ich baz einen boum mit miner bete
sunder wäfen nider geneigen. .
H. v. MoRUnNGEN minnes, (rühlinyg 127,33;
ze sinem werke er (Josef) dö greif,
3ziniu wäfen er do sleif,
wan er kunde sniltzen,
mit sö reinen witzen
erwarp er sinen genist. .
K. v. F’USSESBRUNNEN Alndheit Jesu 2548 Kochendörffer:
den tempel den dö stifte
hie vor der künic Salamön,
der wart än aller hamer dön
und ouch wäfen anit gemahıt,
REINFRIT V. BRAUNSCHWEIG 20863;
siu leiten alle ir maht,
wie siu die maget geslaht
gewurfen von den (/, dem) sedel,
der in der genäden tredel (4, wedel)
äne wäfen wart verhouwen
Martinun der frouwen
und äne hant gemachet. Martina 147,9;
ein man, der einen garten hat,
darinn ain fruchper schöner paum stat,
kümpt einer und haut im darein mit seim waffen,
30 Sol man in und (/. umb) das walfen straffen,
en fastunchtsp. 711,29;
eine mühl und die ich euch bauen wil,
hilf gott! west ich wamite!
het ich handgerethe
and wafllen schartf [ bergreihen 12,5 Meier;
WAFTE 112. 256
lie hanlüte ... hant das recht von des ahbhtes wegen, das
si söllent varn an dem winnachte abende in die selben
holtzer und söllent uff die wegene ston und söllent holtz
1owen, und was si do howent, do sol si niemant umb
»fenden. entpfellet aber in das woffen, so söllent si es lossen
igen; häbent sie es uff, su beschuldent einen frevel. weisth,.
ı, 241 (Eisasz 15. jahrh.); es soll auch kainem angesessnen,
jestantsleuten, ingehüusen, auch vil weniger den hürten nit
zestat werden, in hemelten pannhölzern mit fewr oder waffen,
vie die sein mechten, Nicht prennen oder schödigen, nicht
vergebenlich niderhacken. österr. weisih. 5, 16, 20 (Tirol 16. jh.);
gl. auch (ascia) bipennis, zwerchaxt oder querwollen. ZEHNER
ıomencl. (1622) 464. vom beil des melzgers: das ir keiner mort-
wafen in sinem huse furbasz mer haben oder an sinem libe
ragen solle uszgenommen der waffen, damit ir iglicher sin
'yhe slahten und berichten sol. codex diplom. Silestacus 11,180
(U. j. 1420). für die bedeutung “sense” zeugt wenigstens der beleg
zus Röckest, wdhrend an den beiden andren siellen vielleicht
nur übertragener gebrauch des gewöhnlichen waffe vorliegl:
auf, wackre dirnen, muntre brüder !
nehmt eure waffen in die hand,
und mäht die goldnen saaten nieder]
WEISZE kom, opern 3,1993
und wenn ich nur könnt waffe führ’n,
als wie e fränkischer bauer,
RückErTt ges, ged, 3, 120 (1837);
blond sind die ähren
und sie sind reif ,..
schon hält der schnitter
die wafle bereit. GRILLPARZER 1, 7,
überhaupt von scharfen instrumenten z. b. denen des arzles?
wi der arstit tut mitten wunden:
is da dehein gelide sich under den gesunden
unde geset er, daz eg nihl mac genesin,
30 Sal erz also gereit wesen,
daz er (4 erz) mit sineme wafene ablose;
ag machit anderiz allin den lib bose.
WERNHER V, ELMENDORF 2653;
wär es auch, das dem pfärd ain waltenwachs überzwerchs
entzway geschnitten wär mit ainem messer oder sunst durch
in anders schneident wauffen. MynsincEn von den fulken 68
Yaszler.
2) abyesehen von diesen resten einer älteren gehrauchsweise geht
waffe auf die ausrüstung des sireübaren mannes, zum zwecke
les angriffs oder der vertheidigung, und zwar entweder in colleckiver
der vereinzelnder auffassung. auf weiche kampfwerkzeuge sich
walle angewendet findet, hängt von der bewaffnung, wie ste jeweils
iblich war, ab; gelegentlich kann auch walle von werkzengen
jebraucht werden, die nicht zur ausrüstung des kriegers gehören,
ıber doch sm kampfe dienste leisten, wie einer keule, stanye, einrm
stock u. dgl. im ahd. wird wällen nach GRAyF 1,785 glossteit,
zuszer durch ‘arma’, durch ‘frameu, romphea, telum’, ferner durch
'yladius, mucro, machera, fulz’, sowie durch *scutum'. in den
überzeilen yeht wäfen namentlich auch auf die panzerrüslung,
lite den körper des kämpfenden reilers einhüllt und den helm,
sowie den schild, ferner auf die luanze und das schwert, sowie
ındere stosz- und hiebwaffen; dann auch die von den fusziruppen
jeführten spiesze und hellcbarden, bogen und armbrüste und später
lie feuerrohre. im späteren mütelalter wird waffe durch wehr
und gewehr, die aus der ursprünnlich ubstracten bedeutung auch
die von “waffe” entwickeln, immer mehr zurückgedränyt und in
ler lanılsknechtzeit ist wehr dır gewöhnliche ausdruck, wenn von
ter bewaffnung des soldlaten die rede ist, walle erhält sich da-
veben als der allgemeinere ausdruck (während tet wehr bestimmter
ın die wuffen des landsknechts, spiesz, schwert, feuerrohr, geducht
wird), deshalb findet es sich auch gern in übertragener bedeutung,
'erner verbunden mit wehr (wehr und waffen, wallen und wehr)
and besonders in festen verbindungen wie zu den wallen greifen,
lergleichen wendungen, in denen walten pluralisch sicht, finden
wir in der folgenden zeit reich ausgebildet , wahrend der sing.
so Sellen vorkommt, dusz er, wie oben bemerkt wurde, von den
mcisten wörlerbüchern gar nicht erwähnt wird. ADELUNG kennt
zwar walle, aber (ubyesehen von der waffe bei tieren) nur aus
der höheren schreiburt, die ‘einem zwar an sich nicht unedlen,
ıber doch alltäglichen ausdrucke, dergleichen gewehr ist, dadurch
ausweichen kann’. jetzt ist walle auch der gewöhnlichen sprache
wieder durchaus geluufig yewurden. der grund liegt durin, dasz
ehr als *wuffe" vom 17. jahrh. an wieder mehr zurückweicht
And jelzt nur in der dichterischen sprache nuch ühlich ist und
zewehr (abgesehen von verbindungen wie seitengewehr) auf die
yedeutung *feuerwuffe' beschränkt ist. wie völlig jelzt walle in