Full text: W - Wegzwitschern (13. Band)

3044 
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3045 WEG (adve.) III [WEGSTREICHEN] 
2) stoszend wegschaffen: nirb ein holtz oder eisen, 
stosz die haut alle weg bisz auff den wirbel BÖHME rosz- 
urtzney 38; musz man vorhero den rasen, wo man das 
garn gebrauchen will, wegstoszen allg. haushaltungslex. 
1, d 4}; eine kante mit dem hobel wegstoszen CAMPE: 
wenn sich ansätze im herde gebildet haben, müssen 
dieselben ‚.. weggestoszen werden MusPrRATT chemie 
2, 1290. 
3) übertragen, jemand wegstoszen: 
gewisz wann er (der regent) ein diener hett, 
der nicht nach seinem gfallen thet, 
würd er den nicht vom ampt wegstoszen? 
KIRCHHNOF wendunmuth 1, 10. 
jemand zurückweisen, nichts von ihm wissen wollen: 
sich so verschmäht 
von dem zu finden, den man hochzuschätzen 
sich so gezwungen fühlt; so weggestoszen, 
und doch so angezogen werden. 
LESSING 2, 196 (Nathan 1, 1); 
zutraulich naht’ ich ihm, er stiesz mich weg. 
GÖTHE 10, 162 (Tasso 2, 4); 
Julia. o süsze mutter, stosz’ mich doch nicht weg!... 
gräfin. thu’, was du willst, du gehst mich nichts mehr an. 
Shakespeare 1, 121 (Rom. u. J. 3, 5); 
lang hast du mich gekränkt und weggestoszen. 
RÜCKERT werke 11, 515 anm. 
etwas wegstoszen ‘von sich weisen‘: uff die gnade soll 
ich bawen und alle szunde und gerechtickeyt wegstoszen 
LUTHER 29, 467, 22 Weim. ausg.; im bapstum sey das 
h. evangelium und gottes wort ausz der kirchen weg- 
gestoszen NAs das antipap. eins und hundert 1, 115%; es 
will gleichwol der gute mann das glück nicht mit füszen 
wegstoszen HARSDÖRFFER gesprechsp. 2, 104; wenn er in 
unholden augenblicken eine gute, theilnehmende liebe- 
volle empfindung wegstöszt GÖTHE 9, 131 (geschwister) ; 
dasz er ... 
mit füszen wegstöszt gottes segen. 
ÄYRER 1175, 22 Keller; 
mit was für aberwitze 
stöszt du des kaysers hold und dein gelücke weg? 
V. LOHENSTEIN 1, Ibrahim sultan 30. 
wegstrahlen, durch glanz vertreiben: 
Marat, wir beten dich an ... 
dich, dem Mirabeau sank, und der sie alle noch wegstrahlt 
aus dem tempel. 
KLOPSTOCK oden 2, 90, 9 Muncker. — 
wegstreben, wegzugehen verlangen: 
denn dergleich ich noch nie vernam, 
das er jemalsz weckhgestrebt. 
AYRER 3275,28 Keller; 
drum dasz keiner zuvor wegstreb’ und trachte zur heimkehr.. . 
eh er gerächt der Helena angst und einsame seufzer! 
Voss Ilias 2, 353; 
wie näher sind uns schon die pflanzen, sie sind unsere 
zesellschaft über der erde, der sie wohl noch mit der 
wurzel angehören, von der sie aber doch mit ihrem 
edleren theile, mit der krone und mit der blüthe, weg: 
streben STIFTER 4, 1, 226. — wegstrecken, von etwas: 
(wir) haben wiederumb den cörper auffgedecket 
und auff den hügeln uns vom winde weygestrecket, 
zu meyden den gestanck, so von der leiche kam. 
Opırz op. (1690) 1, 176. 
von sich, vom körper abstehend, strecken: 
er wird daran (ans kreuz) geschlagen, 
streckt händ und füsze weg. FLEMING 10; 
wir stellen uns hierbey gänse vor, die die hälse weg- 
strecken, wenn sie durch ein thor gehen v. SCHÖNAICH 
ästhetik 341 Köster; ein bein im rechten winkel vom 
leibe weit weggestreckt TIECK 5, 102; der Steinklopfer- 
hanns . .. streckt die lehmbeschmierten arme von sich 
weg ÄNZENGRUBER? 6, 244 (kreuzelschreiber 2, 4); das 
vorwärts weggestreckte scepter G. FORSTER 3, 503. — 
wegstreicheln: du bist noch immer eine hübsche 
rau, groszzmama, wenn man dir nur die runzeln weg- 
streichelt v, HOLTEI 10, 7. übertragen: streichelt die 
7erhaszten bilder vor meinen augen weg! KLINGER 2, 180, 
wegstreichen. 1) trans. streichend entfernen (von, 
ıus): 
sein sonst grauszes haar... 
strich er vom ohre weg, um besser zu vernehmen. 
Hoffmannswaldau u. a. Deutschen ged. 7, 121; 
WEG (adv.) II [WEGSTREIFEN] 3046 
sie... begann emsig mir die haare aus gesicht und 
ichläfen wegzustreichen STORM 1, 247; dann wird er 
.. seinem weglaufenden lieblinge ziemlich lange nach- 
ichauen und aus seinen augen etwas wegstreichen 
thränen) J. PAUL Titan 1, 102; leicht und behend strich 
ch das stoppelfeld (bart) vom boden weg GÖTHE 25, 178 
Weim. ausg.; das gewonnene geld wegstreichen ‘ein- 
itreichen' LUDWIG 2203. buchstlaben, zahlen wegstreichen, 
durch streichen tilgen: an jedem morgen, war gleich 
ler tag vor ihm ein mit schwarzer kohle wegzustreichen- 
ler tag, besuchte mich die gute Muse GLiEIM an Herder 
von und an Herder 1, 197); 
miszfällt dir dieser reim, so sei er weggestrichen. 
LEANDER Hofmannswaldau u. a. Deutschen ged. 5, 313; 
das volk! das sind die vielen leeren nullen, 
die gern sich beisetzt, wer sich fühlt als zahl, 
doch wegstreicht, kommt’s zum theilen in der rechnung. 
GRILLPARZER 7, 86 (bruderzwist 3). 
bestreichen in einer rechnung: 
dasz Hieronimus bei der behörde 
über die sportelrechnung geführet beschwerde, 
und dasz man da ein weniges wegstrich 
und moderierte, versteht von selbst sich. 
KOorRTUM Jobsiade® 2, 51. 
übertragen ‘tilgen, beseitigen’: ein testament wegstreichen 
'delere’ HAYME 1318; 
da man ihn (den landprokurator) nit hald weg 
wird streichen, 
wird all glück und heil von uns weichen, 
drumb ists grosz zeit, man schick ihn fort. 
geschichtl. lieder u. sprüche Württembergs, 
nr. 109, 77 (1608) Mering. 
aus etwas: er war aus der zahl der lebendigen weg- 
zestrichen ... worden HERDER 19, 82 Suphan; wie viel 
jegebenheiten würde man aus der geschichte wegstrei- 
»hen müssen M. J. SCHMIDT gesch. d. Deutschen 1, 349; 
zott verhüte, dasz ich die jugend aus deinem leben 
vegstriche MOLTKE 6, 8. 
2) intrans. davon ziehen: 
mit unsiten si zir sprach 
und hiez si enwec strichen, 
HARTM. V. AUEB Iwein 1975; 
seien wi steubige spreu leicht 
di vom wind verquirlet wegstreicht. 
MELISSUS psalmen 128 neudr.; .. 
mit verdreheten augen entstürzt der verwundete frevler 
dem unter ihm wegstreichenden rosz. 
LENZ ged. 26 Weinhold; 
as ist der birckhahn ein vogel, welcher nicht in solcher 
ange bleibet, als der auerhahn, denn er zu mancher zeit 
m jahre weit wegstreichet v. GÖCHHAUSEN MNotabilia 
‚enatoris 77. übertragen ‘verstreichen’: die jugend unsers 
ebens... sey zu kurz, um sie so ungenossen wegstrei- 
chen zu lassen HEINSE 4, 131 Schüddekopf, über etwas 
wegstreichen ‘darüber hingehen’: von Andernach aus bis 
nach Mannheim bin ich über hügel und thäler‘... zu 
'usz weggestrichen GLEIM briefw. 1, 4140 Körte; im bein- 
ıause war eine katze über die knochen weggestrichen, so 
Jasz dieselben sachte etwas geklappert hatten G. KELLER 
5, 231; wie ich af halber höh’ war, is a graue wolken 
über d’sonn’ wegg’strichen ANZENGRUBER 3, 287. 
wegstreifen. 1) trans. streifend entfernen: degla- 
rare, removere cutem STIELER 2207; 
so zeig dich freundlich, streif’ die runzeln weg, 
die übel sich bei einem feste ziemen. 
Shakespeare 1, 43 (Romeo u. J. 1,5); 
eine unsichtbare hand scheint die hülle der vergangen- 
heit vor deinem aug wegzustreifen SCHILLER 38, 577; sie 
streifte ihm eine locke, die sich bei der arbeit nieder- 
zesenkt hatte (von der stirne) weg STIFTER 3, 280. über- 
tragen: nur die lange arbeit der zeit und natur, welche 
lie auswüchse wegstreift, nähert sie nach und nach der 
ainfalt ihres zweckes wieder J. v. MÜLLER 24, 2, 
2) intrans. praecipiti progressu secedere, abire, locum 
nutare STIELER 2207, jetzt steiermärk. ‘entrinnen, durch- 
brennen’ UNGER-KHULL 623*, über etwas wegstreifen 
darüber hinfahren’: Gustav konnte sein auge kaum vom 
‘ürsten reiszen, der mit jenem edeln gleichgültigen 
zesicht, das leuten von ton ... selten mangelt, über 
len todten wegstreifte J. PAUL unsichtb. loge 2, 147; 
101%
	        
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