3047 WEG (adv.) III [WEGTANZEN]
wenn die Seleniten zu der zeit, da wir eine mondfinster-
nisz haben, die schwarze erdkugel über die flammende
sonnenscheibe wegstreifen sehen VvV. SCHUBERT werm,
schr. 2, 151; es sprühte... feuer aus seinen ... augen,
dasz davon zwei ... lichter über den rockärmel ...
wegstreiften G. KELLER 7, 358.
wegstreiten, abstreiten: dasz von Obersachsen auf-
klärung in religion und philosophie ausgegangen ist...
jäszt sich gar nicht wegstreiten ADELUNG magazin 2, 2, 38;
wegstreiten aber läszt sich der von ihm (dem hasen) verur-
sachte schaden nicht BREHM fhierl.? 2, 469. — wegströ-
men, in massen wegflieszen: wie angenehm das durch-
brochne geländer, damit man das erfreuliche wasser da-
durch wegströmen sehe! HEINSE 4, 28 Schüddekopf. über-
tragen: das wegströmen der ländlichen arbeiter von den
hofwirthschaften der grundherrn BERNHARDT gesch. des
waldeigentums 3, 106; das wegströmende leben KLOoP-
STOCK bei CAMPE. — wegstudiren: durch frömmigkeit
und andacht, selbst durch gelehrsamkeit und fleisz, läszt
er (der kunstgeschmack) sich nicht erlangen; er ist eine
himmlische grazie ... sie kann eben so leicht wegge-
betet als wegstudirt werden HERDER 18, 26 Suphan. —
wegstufen, weghauen (im bergbau), zu stufe ‘ein stück
gestein': da das weib inn der first sich blutrüstig ge-
stoszen an einem knawer, den er (der bergmann) hat
wegstuffen wöllen MATHESIUS Sarepta 15°; der mann
wollte ihn (den groszen knauer) wegstufen und traf auf
gediegenes gold, wodurch er plötzlich reich wurde GRIMM
d. sagen 1, 81; was grob zu gewinnen ist ..., darff nicht
weggestuffet und klein gewonnen werden VEITH 249 (1700).
wegstürmen. 1) intrans. stürmend sich entfernen:
derweil die ungewitter des öffentlichen rufs unbemerkt
hoch über ihm wegstürmten LENZ 8, 97 Tieck.
2) trans. stürmend von wo vertreiben:
Turnus) darneben seinem volck gebot
zu rüsten sich für krieges noth,
Italiam auch zu beschirmen,
und ausz dem land den feind wegstürmen.
SPRENG Aeneis 142°;
lie flut der leidenschaft entzündet ...
und weggestürmt ist, wo sie waltet,
lie ruh’ aus der umgebenden natur.
TIEDGE 4, 206.
stürmend beseitigen: Leo gepot, das man alle bilder im
reich solt abschaben, verprennen und weckstürmen
FRANCK Germaniae chron. 65®.
wegstürzen. 1) intrans. im sturz sich entfernen:
das war eine edle thräne, die dir wegstürzte, Hermann!
KLOPSTOCK 9, 242 (Hermann und die fürsten 5). über
etwas: ich muszte ... den wagen oft viertelstunden-
lang zurückhalten, dasz er nicht über die felsen weg-
stürzte RAIMUND 3, 494 Glossy u. Sauer.
2) trans. stürzend wegschaffen ; bergmännisch ‘unbrauch-
bares gestein wegwerfen, auf die halde stürzen‘ DANNEN-
BERG u. FRANTZ dergmänn. wb. 439. VEITH 566: wie ein
schmeltzer die tauben und auszgepauschten schlacken
wegstürtzt oder in wege lauffen lesset MATHESIUS Sa-
repta 107°; sprichwörtlich: man musz nicht den karrn
mit dem mist, nicht ertz und berg, gut und bösz zu
gleich wegstürzen PETRI 2, 0022,
wegstutzen, stutzend abschneiden: bei der wurzel ab-
zesägt, die äuszersten zarten zweige weggestutzt, schob
man die stärkeren kronen (der bäume) ... in einander
GÖTHE 33, 322 Weim. ausg. — wegsündigen, in sünde
hinbringen: sie haben noch schöne zwanzig jahre ganz
allerliebst wegzusündigen. lassen sie die erst genossen
seyn, und dann bereuen sie meinethalben SCHILLER
3,551. — wegtändeln, tändelnd beseitigen, hinbringen:
ganze stunden, ganze tage in zärtlicher trunkenheit
wegzutändeln WIELAND 1, 273 (Agathon 5, 9); Nnichtach-
tung für die müszige art, womit man gewöhnlich das
leben wegtändelt ZIMMERMANN über die einsamkeit 1, 106;
im dominospiel tändelt man das innere miszbehagen des
ungestillten ehrgeizes weg GUTZKOW 7, 279.
wegtanzen. 1) durch tanzen beseitigen u. dgl.:
die ... nicht erröthen
bis in den hellen tag hinein zu schlafen,
und, wie ein ernsterer gedank’ sich blicken läszt,
ln flugs beym klang der cithern wegzutanzen.
WIELAND Horazens enisteln 1, 68:
WEG (adv) II [WEGTHUN] 8048
ch will versuchen ,. meine krämpfe wegzutanzen BaG-
3ESEN an Fr, Christian von Schleswig 72; so hat Herodias
les täufers kopf weggetanzt VIiSCHER auch einer 2, 159;
Jie sohlen von.den schuhen wegtanzen CAMPE.
2) bis zu ende tanzen: nachdem ich den Leipziger
zassenhauer nun auch weggetanzt hatte, muszte ich...
jin wenig spatziren herum gehen CH. REUTER Schel-
nuffsky (vollst. ausg.) 59 neudr.
wegtauchen, ‘wegtreiben, fortjagen, abschütteln’ österr.
UNGER-KHULL 628% (zu mhd. duchen, dühen ‘drücken’
gl. SCHMELLER 1, 464): (das) dumm’ volk ... begreift's
ıije: wann einer auf der welt ’n andern wegtaucht von
;ein’ platzl, dasz er eh’ nur dem sein’ sorg und kümmer-
ıus auf ihm nimmt! ANZENGRUBER * 6, 284 (kreuszel-
chreiber 38, 3). — wegtaumeln:
da, unterm klange der pokale,
der gäste schwarm vom hochzeitlichen mahle
wegtaumelt. GOTTER 1, 126. —
yegtäuschen: wenn ich nicht unaufhörlich mit dem
‚reiste in Italien lebte, und dadurch die häszliche gegen-
vart wegtäuschte, so würde ich’s auch nicht aushalten
|. SCHOPENHAUER Fernow’s leben (1810) 333. von etwas:
»b sie nicht bisweilen die bilder, in welche sie ihre weit-
jehenden gedanken hüllen, ein wenig vom wirklich wahren
vegtäuschen KLOPSTOCK briefe 248 (an Herder).
wegthauen. 1) intr. thauend vergehen: weil hier
ler schnee fast immer früher... wegthaut als im thale
3REHM fhierl.®* 3, 269. übertragen: wenn sie aus ihrem
Zeil (dem anatomiker) wissen, dasz schon in einem
ahre der ganze alte körper wegthauet J. PAUL unsichtb.
loge 1, 57.
2) trans. thauend vergehen machen: mein athem thaute
len reif nicht mehr vom harte weg GUTZKOW 4, 394,
yildlich: dasz man sich freut, noch die eiskruste der
weltbildung von seinem herzen wegthauen zu können
5, 56.
wegthun. 1) von wo entfernen, bei seite thun, weg-
legen, wegschaffen: removere, (en)weg dun DIEFENBACH
jl. 491°; wegsetzen oder wegthun, removere, deponere,
zufferre, transportare. voc. inc. teut. C 4% das wort gehört
mehr der umgangssprache an (nach HEYNATZ 2, 619 nicht in
ler schriftsprache zulässig), kommt aber häufig bei LUTHER
und später fast überall wenigstens in prosusprache vor.
a) auf die seite thun, entfernen: thut den kopf weg!
len kopf weg! LUDwIG 2411; fewer hört nicht auff
zu brennen, man thue dann das holtz weg LEHMAN
1662) 2, 560; wenn man eine gläserne röhre...die...
nit dem finger zugehalten wird, ... ins wasser stecket,
‚. so wird das (darin befindliche) quecksilber heraus-
springen, sobald als der finger weggethan wird Cu.
WOLFF vern. ged. v. gott 348; wenn einmal eine gesell-
schaft die hand vom thürdrücker, woran sie sie schon
ıatte, wieder wegthut J. PAUL unsichtb. loge 8, 105;
‚hut mir das licht da weg, dasz ich meinen schatten
ıuicht seh O0. LuDWIG 3, 86 (erbföreter 4, 4). namentlich
»twas, das man an sich hatte oder mit sich führte, bei
zeite thun, von sich thun, ablegen: sie that die maske
vom gesicht weg LUDWIG 2411; welchen (for) sie
nicht wäg-tuht, sie sei dan allein v. ZESEN Ibrahim, 1, 561;
wenn sie nur den schleier wegthäte, dasz ich in ihren
olicken lesen könnte NESTROY 1, 206; den degen weg-
hun, gquitter l’ &pee RONDEAU; er schrieb jetzo am
ıetzten. und dauerte nicht lang, so that er die feder
veg und trank einen langen tiefen ernsten schluck
SCHEFFEL KEkkeh. 429; sogleich that die Ursula ihr
tabaksdöschen weg und Agathe legte nieder, was sie eben
n den händen hatte G. KELLER 5, 344;
Phyllis. du kommst vom feld und beschmutzest alles!
Mopsus. nun, ich will
die schuhe wegthun. FLATEN 256 (verh. gabel 2).
auch ‘bei seite legen, verwahren, verbergen’: das geld weg-
chun vor jemand KRAMER Z£.-ital. 2, 1084”; der einäugige
irevler hatte keinen hehl, dasz er seinem feinde das
schwert an einen verborgenen ort weggethan habe
[MMERMANN Münchh.® 4, 126.
&) die bed. geht in ‘Fahren lassen, beseitigen, wegschaffen‘
über: thut den plunder weg! throw those trifles away!
UDWIG 2411: und solt von dem firnen essen, und wenn
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