Full text: W - Wegzwitschern (13. Band)

WACHHOLDER 
unlautenden formen, die ins althochdeutsche zurückreichen, er- 
klären sich wol aus einer anlehnung an rTecken, indem der 
wachholder als der üppige, seine zweige überallhin verbreitende 
baum gefaszt wurde; schwerlich sind weckolter und reckolter 
gus einer gemeinsamen, mit wr anlautenden grund form (vgl. wasen 
und rasen) abzuleiten. Dasyrovius haft beide formen, 107° 
juniperus, reckholterbaum, weckholterstaud, 274° weckholder- 
staud, 399” rechholterbaum, 452° und 472° weckholterstaud, 
dagegen MAALER 328° nur reckholterbaum. so sieht auch im 
jetzigen elsässischen reckholder neben weckholder MarTtıin-LIiEn- 
HART 1,326, während in der Schweiz nur mit r anlautende formen 
»orkommen, idiot. 2,1188, doch ist daselbst weckholder aus älteren 
quellen belegt. HeEnısca 1, 220 hat neben wachholder reckholder- 
baum, DENTZLER 1, 368 reckholder, während HuLsıus 274 weck- 
holderstaude (272 wachholder) anführt. über reckholder s. noch 
Iheil 8,449. weckholder (bei DiEFENBACH-WÜLCKER 891 aus Frank- 
furter akten wegkolter) hält sich namentlich lange in den krduter- 
büchern, es findet sich bei LEonB. FucaHs (1543) cap. 26, KYBER 
(1553) 225, Bock (1595) 398°, MATTEIOLI- CAMERARIUS (1586) 30°. 
selbst noch bei ‚TABERNAEMONTANUS (1664) neben wachholder. 
zuch im Simplicissimus 1684 3,175 sieht noch weckholder-bern, — 
volksetymologische umdeutung führt dann zu schreibungen wie 
wegholder PrıtzeL-JESSEN 197, regholter im voc. opl. 48°, weg- 
halter Sesız feldb. 23, auch weghaum, reckbaum, rehbaum 
u. dgl. NEMNICH 3, 268. BECHSTEIN forstbot.* 723. noch weiler ent- 
fernen sich von der ursprünglichen form schweizerische mundarlen, 
die formen wie röukholder, dreckholder entwickeln. idiotf. 2,1188. 
weiler zurück reicht die form queckolder, in der der baum als 
der lebenskräflige (zu queck) gefaszt wird, schon ahd. belegt, 
mhd. im Trougemuntsliet s. (heil 7, 2336, bei DIEFENBACH-WÖLCKER 
391 quagkolter. jetzt noch im elsdssischen queckholder MarTtın- 
LIENHART 1, 326, 
6) die form wacholder, die sich durch vermischung von 
wecholder und wachalder erklärt, kommt im ahd. noch gar nicht 
und auch im mhd. kaum vor dem 15. jahrh. vor, hat sich aber 
dann rasch verbreitet. sie ist wahrscheinlich sehr frühzeitig — 
die schreibung ist nicht durchaus maszgebend, da viele vermeiden 
das doppelte h zu setzen — als wachholder gefaszt worden, also 
mit anlehnung an wachen (später das adj. wach) und holder. 
deshalb hält sich hier das inlautende ch, wackolder kommt nur 
vereinzelt vor, so bei ALBERUS dict, Ff4° wackolder neben 
wacholter. wachholder scheint zundchst im mittleren und ösllichen 
Mitteldeutschlund verbreitet, so ist in der ausgabe des voc. rerum 
Leipzig 1491, 46° für die älteren formen wacholterbaum eingesetzt. 
die etymoloyische durchsichtigkeit hal der form als litteraturwort 
das übergewicht verschafft und als solches hat es sich offenbar 
verbreitet, während, wie noch aus den jetzigen mundarlen zu 
ersehen ist, in der gesprochenen sprache wekelder wäkelder einen 
groszen umfang hatte, wesentlich war, dasz auch — neben 
H. Sacas u. 6. — LutHER sıch der form wacholder bediente: 
er (Elia) aber gieng hin in die wüsten eine tagreise und kam 
hin ein und setzet sich unter eine wacholdern und bat das 
zeine seele stürbe .. und legt sich und schlieff unter der 
wacholdern. 1 kön. 19,4. 5 (DIETENBERGER: Und setzet sich unter 
gine wacholdern, Schweizer bibel: und satzt sich under einen 
räckholteren, KoBERGER: und sasz under einer wachalter- 
stauden); sie (die falsche zunge) ist wie scharffe pfeile eines 
starcken, wie fewr in wacholdern. ps. 120,4. an einer andern 
stelle in der bibel geht LUTHER von der von ihm wol auch als schrifl- 
sprachlich angesehenen form wegholder aus: wegholdern wurtzel 
war ire speise. Hiob 30, 4 (DIETENBERGER auch wegholdern 
wurtzel, Schweizer bibel reckholter wurtzen, KoBERGER die wurtz 
der wachaltern). im 16. jahrh. dringt wacholder bereits im süd- 
westen vor, so hat EmmELıus nomencl. 54 wacholder, ebenso GoL1UsS, 
Henisca. Kırıan 643 hab neben wachalder auch wacholder. in 
der Schweizer bibel tfrilt 1667 wachholter für reckholter ein. 
der Baier ALBERTINUS und der herzog HeEinrıca JuLios v. BRAUN- 
SCHWEIG gebrauchen bereits um 1600 wacholder. in landwirth- 
schaftlichen u. dgl. werken wird vielfach wacholder neben dem 
volksüblichen wort gebraucht, so steht bei SeBız neben weckholter 
zuch wachholder, bei CoLErR wacholder und machandel, bei 
HOomnBERG (1695) 1,677 wachholder und kranaweth; in den krduter- 
büchern des TABERNAEMONTANUS, VERZASCHA (s. 0.) wachholder 
und weckholder. von den jetzigen mundarten findet sich 3. b. in 
Thüringen wachholler PrıtzeL-JEssEn 197, in Hessen (mit übergang 
des w in b in der unbetonten silbe) bacholler Dırtmar 34. in 
der nicderdeutschen volkssprache, wo wacholder auch boden ge- 
wonnen hat, hat das anlaulende w verwandlung in m erfahren: 
WACHHOLDERAMSEL — WACHHOLDERASCHE 56 
nachouldere ScHAMBacH 128, machuller WoEstE 167. — die 
schreibung wacholder und wachholder ist bis auf die neueste zeit 
ichwankend. KRÄMER, STIELER, Kırsch, HEDERICH, NIEREMBERGER 
schreiben wacholder, duyegen Lupdwic, Frıscy (der wie alle 
»päteren zusammensetzung mit holder annimml), STEINBACH, 
\DELUNG wachholder. die neueste orthogruphiereform hal sich für 
vacholder entschieden, doch dürfte diese schreibung, da sie gegen die 
r1ewöhnliche aussprache verstöszt, schwerlich durchdringen. 
7) das geschlecht des wortes ist schwankend. es kommt uls masc., 
em., zuweilen auch als neutr. vor. da es meist in zusammen- 
jelzungen erscheint, konnte es leicht dem einflusz von worten wie 
ler baum, die staude oder die beere, oder auch das gebüsch 
unterliegen. aus dem ahd. ist dus fem. nicht sicher nachzu- 
veisen, juniperi, wachaldra, STEINMEYER-SIEVERS 2, 698, 39, vicl- 
'eicht auch wechhaltra 3,467,50, wird plur. eines masc. sein. dagegen 
ıeiszt es mhd. diu wecheltürre, diu queckolter und auch fraw 
Wecholter bei ALTSWERT beweist für das fem.; vereinzelt daz 
vekaltir (s. u. II, 1). LuTBER gebraucht dus wort uls fem. die 
inlehnung an holder hat es wol bewirkt, dasz man späler sich 
vieder mehr dem masc. zuwandtie, die wörterbücher kennen nur 
las masc. dagegen kommt ein abweichendes genus noch jetzt in den 
nundarten vor. bei dem nd. wachandel, machandel, macholder 
4. 8. w. ist das fem. herrschend. WoESstTE 318 gilt für wechelte 
las fem., dugegen 313 für wachelte das neulr. an. henneberg. 
vachtlere ist fem. im obd. kennt zwar z. b. das elsässische nur 
las masc., aber im schweizerischen kommt daneben auch das fim. 
'or idioß. 2,1188, in der schriftsprache, die nur dus masc. gebraucht 
doch SCHEFFEL juniperus 10 eine grosze wachholder), weist ein zu- 
veilen vorkommender plur. die wachholdern noch auf das fem. hin. 
Il. gebrauch. 1) gewöhnlich versteht mun unter wachholder 
len wachholderbaum, die wachholderstaude. neben dem gewöhn- 
ichen wachholder, juniperus communis, gibt es auch noch den 
‚werg-wachholder, juniperus nana, den stinkenden wachholder 
ler sadebaum, juniperus sabina, den spanischen oder cedern- 
vachholder, juniperus orycedrus, den weihrauch-wachholder, 
'uniperus thurifera u. a. LEUNIS bol.3 2, 917.920. der wachholder 
u als zauber- und heilkräflig und genieszt deshalb verehrung, 
» Grimm myth.* 543: vor houllunder soll man den hut abziehen 
ınd vor wachholder die knie beugen, SıMmrocs nr. 4890. der 
vachholderstrauch durfie nicht umgehauen werden, er verlreibl büse 
'eister, ungewilter und schädliche thiere, schülzt vor verhexzung, 
eine zweige und früchle werden vielfuch als heilmillel verwandt 
und dienen zum rduchern um schädliche luft zu vertreiben, 
r PERGER pflanzensagen 346. schweiz. idiot. 2, 1188; das musz 
nan (oder: wird man nicht) mit wachholder vertreiben, sagt 
nan auch bildlich von einem drgernis. WANDER 4,1717; kolen 
ron wachholdern. LuTHER 15, 74, 7 Weim. ausg., s. wachholder- 
Kohle; wie der wacholder rauch und stechendt ist. ALBERTINUS 
Gusman v. Alfarche 100; wie der wacholder sicher ist und 
seine schlangen leidet. ebenda; 
prangt darauf hambuttengesträuch voll feuriger sternchen, 
der quitzbaum, 
holunder, raucher wachholder, und sich umarmende palınen, 
E, v. KLEIST (1766) 2,38; 
ringsher stehn wacholdern, und rauhe kastanien ringsher, 
Voss Virgil 1,82 (ech 7,53). 
wachholder kann auch collecliv ein wachkoldergebüsch bezeichnen? 
30 scheidet er von dem rechten wege der got ist und sin wort 
und loufit in daz awicke, da in die dorne und daz wekaltir habet 
und wurget, daz ist die wollust und andere suntliche gerunge. 
5cHünBACH alld. prediglen 1,301, 8 (nuch der Blaubeurener hs.); 
ich klomm durch wacholder und tännich empor. 
KIND yed, (1808) 102, 
2) unter wachholder werden auch die früchte, die wachholder- 
veeren verstanden? ein krametfogel isst wechaltern. zeilschr. 
” deutsches alterth. 3, 30; das killen (kaninchen) liebt vor allen 
lingen die wächholder. jag und weidwerckbuch (1552) 1, 93°. 
jeeren, zweige zum rduchern: wie ein gerader rauch von myrrhen 
ınd wachholdern, H. v. Kısıst 2,123 (Kuth. v. H. 1, 1); 
wenn sich verwegne unterwinden 
dir, herr! an weihrauchs statt wacholdern anzuzünden, 
GOTTSCHED yed, (1736) 474. 
3) auch der aus diesen beeren bereitete branntwein wird wach- 
older genannt, 
WACHHOLDERAMSEL, f., dasselbe wie wachholderdrossel. 
WACHHOLDERARZKEIL, f. eine aus dem wachholder gewonnene 
arznei. ZEDLER Univ. ler. 52, 143. 
WACHHÖLDERASCHE, f. asche von wachholderholz: ein 
augen gemachet mit wein ausz gebrandter weckholderäschen 
57 
von 
sich! 
V 
chilt 
frühr 
bauı 
bauı 
stau 
west 
trun 
V 
setzt 
VY 
beer: 
vr 
chai 
wac' 
unte. 
wäh 
152° 
ode: 
wird 
sehe: 
ande 
-bee 
Com 
wie 
räuc 
fenc 
alle: 
wüll 
weir 
beer 
etlic 
(in 
(168, 
polit. 
zur 
WaC' 
Mac‘ 
grür 
Kyle 
fl 
bat‘ 
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