Full text: W - Wegzwitschern (13. Band)

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WAHRHEIT 1112, 
der urhab were des, der do claget, und das man darumbe 
sine worheit hcere. die worheit wird ime erteilt nach unser 
stette reht und gewonheit. Straszburger stadtrecht bei ScHERZ- 
ÖBERLIN 1942; unsere herren meister und rat sint überein 
kommen, wen die ungelter busswürdig vindent, rügent und 
fürbringent, das er der vorgeschriben stücke deheins ver- 
brochen .., habe ..., das man den strofen und bessern soll 
noch dem und an disem büche geschriben stot, und soll 
man ouch kein worheit über die ungelter hören. Straszburger 
zunflordnungen 579 Brucker; meister und rat söllent den boten 
darzu schicken und die worheit beidersite höre, briefe und 
lüte; der dann besser recht habe, der geniesse sin. EHE- 
BERG verfassungsgesch. d. st. Siraszburg 1, 320 (1452); und wil den 
H. D. zugegen sin, und die worheit verheren, wol und gut, 
wil er aber daz nit tun, so mag die obengen. L. ire wor- 
heit leiten glicher wise, als obe er zugegen wer, Straszburger 
valsakten v. j. 1425 bei SCHERZ-ÜBERLIN 1943. 
4)) die wahrheit leiten, den beweis unternehmen? und leitent 
och ir worheit zu beden siten, bede brieve und gezuge. Strasz- 
burger stadtrecht II, 192 ebenda; de leitet Th. Sp. dise noch- 
geschriben wörheit und gezuigen .. do wart im worheit er- 
teilt und leitete der vorgen. her Joh. sine worheit und ver- 
zech sich siner worheit. Straszburger ratsaklen v. j. 1395 cbenda ; 
wöllent sü (die kläger) dann worheit leiten, das sollent sü 
tün vor offenem rat und nit heimliche, dann man ein gliche 
zemein göttliche gericht haben sol dem armen als dem richen; 
und soll man nieman mit keiner heimlichen worheit hin- 
dergon. EBEBERG verfussungsgesch. d. st. Straszburg 1,97 (1433). 
5)) die wahrheit tagen, die beweisführung auf einen tug fest- 
setzen” daz L. H. sine worheit zu dem ersten mole hat ge- 
taget gegen der M. Straszburger ratsakten bei SCHERZ-ÜBERKIN 
1943. 
6)) die wahrheit ist ab, die beweisführung ist abgeschnilten © 
die worheit, die sy leiten wellent, die sullent sy leiten vor 
dem rate mit irme gemeinen kosten. p. p. dete er daz nuit, 
so sol die worheit abe sin. ebenda (1395); bringet B. noch- 
botte nuit ein wortzeichen untz an zistage, daz er sine wor- 
heit geladen hahe, die in dem land gesessen ist, in der 
sache, die her Joh. v. B. wider in het, so sol dieselbe wor- 
heit ouch abe sin. ebenda (1392). 
7)) die wahrheit verschreiben, die zeugen schriftlich an- 
geben? aber ist mit urteil erteilt, das F, v. H, sine worheit 
verschriben sol unz zinstag nechst, und tut er das nit, So 
3ol die worheit ab sin. ebenda (1425). 
die wahrheit laden s. oben 6)). 
8)) die wahrbeit geht so in die bedeutung ‘die zeugen’ über 
und kann ganz persönlich genommen werden: 1 t%& d.5'/2 8 one 
ı. d. das die worbeit verzert habe. Stiraszburger ralsakten v. j. 1428 
)e$ SCHERZ-ÜBERLIN 1942, 
vgl. zu wahrheit ‘“beweisführung durch zeugen‘ auch mndl, 
waerheid doen, gerichtlich untersuchen. OUuDEMANS 7,825. mlat. 
veritas und afrz. verite stehen nicht selten für die gerichtssitzung 
selbst. DU CANGE-HENSCHEL 6, 776. GODEFROY 8, 194. mndl. om- 
bieden vor de waerheide (das schöffengericht), hansisches ur- 
zundenb. 2, 66 (1309) Höhlbaum, 
d) wahrheit ist dann die rechtliche sachlage, der thalbestand. 
es begegnen hier z. th, dieselben wendungen, wie sie bei der ge- 
wöhnlichen bedeutung von wahrheit (oben 1. 2) angeführt worden 
sind: duarumb sol der selb radtgeb sein parthey mit fleisz er- 
fragen, im die warhait seiner sachen, brieff und schriflten 
lassen fürlegen. TEnGLER layenspiegel (1512) 7°; das die war- 
heit der that darumb einer befraget wird, sonst ohne ge- 
zwang des leibes, durch beweisunge, oder in andere wege 
nicht möge an tag gebracht werden. RAUcHDORN practica u. 
procesz (1564) 1, 14°. 
die wahrheit wird offenbar (leuchtet, scheint): 
darumb ich stan 
alhie und wil das ware machen 
mit kämpflichen sachen 
mit mynem libe uff den synen. 
do sol man sehen die warheit schinen, 
H, v. BöngL Dyocletianus 8371; 
wo man sie verklagt auff reicbstägen, 
bestehnt mit warheyt sie allwegen, 
so dann die helle warheyt leucht, 
ihr gegentheyl mit schanden feucht. 
HH. Sacus 4, 197,3 Keller; 
wo nuhr in schweren miszhandlungen die warheit anderer 
gestalt nicht möcht offenbar und gewisz werden. RAucHDORN 
praclica u, procesz (1564) 1, 11’; dasz dennoch die warheit, und 
WAHRHEIT 11 12, 900 
jolche grausame übelthat, ans tages liecht kommen musz, 
. ARNOLD praclica u. procesz (1576) vorrede, 
die wahrheit erfahren, fest stellen, ermitteln: 
‘die wellen sin unschuldec, die heizet näher gen’ 
sprach si ‘zuo der bäre dag wir die wärheit versten, 
Nibel, 158, 3 Zarncke; 
man sol mit grimmen swertes slegen 
beherten hie die wärheit. 
K. v, Wörzzurg Engelhard 4015; 
ob ijemant hab ze schicken dran (an das geistliche gericht), 
es sei maid, knecht, frau oder man, 
der leg es hie dem richter für, 
das er die warhait dapei spür, fastnachtsp. 314, 11; 
ındere bluts-freunde, die einander in dem dritten grade ver- 
vandt sind, können sich des zeugnisses entschuldigen, und 
lazu nicht gezwungen werden: es wäre denn, dasz andere 
)jey den sachen nicht gewesen, und die wahrheit nicht an- 
ders könnte erkundiget werden. der stadt Hamburg gerichts- 
dnung und statuten 1,28,5; auff dasz er (der richter) auff 
lie warheit keme, lest er den anklageten auff einen schein 
zu dem tode verurtheilen. v. Rotscaitz processus juris (1614) 
2, 129; wie auch im procesz solche neue vortheile anzugeben, 
lasz man zu aller bedrängten wohlfahrt, zu erhaltung der 
ustiz, zu abwendung des ruins vieler familien, mit einer so 
viel müglich sichern geschwindigkeit zur wahrheit kommen 
zönne. LEIBNITZ deulsche schriflen 1,265 Guhrauer. 
die wahrheit suchen, finden: si ... verklagten einander 
ımb das garn, iegliche sprach, es wer ir, der schultheisz 
wolt die warheit süchen, und berüfft die reichst, und fragt 
zie heimlich. PauLt schimpf und ernst 85Österley; bi swem man 
‚indet golt oder silber daz uber halp valsch ist, swa man des 
lie warheit vindet, den sol man umbe den valsch henchen. 
tadtrecht v. Augsburg 371,1 Meyer; umme die, da man die war- 
heit mit rechte nicht irvinden ne kan, die sul man endin 
mit gotis orteyl. stadl- und lehenrecht von Görlilz, script. rer. 
Lausaticarum 2, 474, 16; beim gebrauche dieses miltels (des ge- 
“ichtlichen zweikampfes) die wahrheit zu finden, STRIPPELMANN 
ler gerichts-eid 3, 194; lieber mein kundschafft verführen, und 
ler warheit damit an tag beiffen. AYRER processus (1601) 182, 
die wahrheit fördern: wer recht schweret und die war- 
heit fördert. 342, vol. oben 2, d, ı zu steuer der wahrheit. 
die wahrheit verhindern, verhalten, unterdrücken: da ihr 
AM rechten gefragt werdet, dasz ihr die warheit nicht ver- 
halten wolt. AYRER processus (1601) 320; damit in solchem, 
lem rechten zu steuer und hülff, die warheit nicht gehindert, 
sondern fortgesetzt werde. A. Saur formularbuch (1602) 986. 
die wahrheit erfragen: es sol auch ain yeder verhörer der 
zeügen getreüwen fleisz haben die warhait gründtlich zü er- 
fragen. TENGLER layenspiegel (1512) 109°; die wahrheit aus einem 
erpressen', exsculpere verum ex aliquo. HEDERICH (1753) 2571; 
lie wahrheit aus jemanden bringen, das geständnisz der 
wahren beschaffenheit der sache. ADELUNG. 
die (eine) wahrheit sagen, berichten, bekennen w. dgl. in 
der sach, darumb ir (der zeuge) fürgestellt und gefragt, wer- 
det ihr sagen ain gantze volkommen lauter warhait. TENGLER 
'ayenspiegel (1512) 107°; dasz ihr ‚.. ein gantz lautere war- 
heit und kundschafft sagen wöllet. A. Saur formularbuch 
‘1602) 1026; dasz sie ... ein lautere, offenbare, kundtbare 
warheit auff die beweiszarticul und fragstück ..,, zu stewer 
ler warheit sagen wollen. Mica. TEUBER instruckion des gericht- 
lichen processes (1613) 133°; darzü die warheit im handel, so 
fft sy im rechten gefragt werd, erherlich und uffrechtlich 
ınzögen und sagen. neüwe stallrechten der stalt Fryburg 16°; 
zleich wie die schreiber den zengen meineyds verwarnen und 
die schlechte wahrheit auszzusagen mit eyden beladen. Pır- 
LANDER (1650) 1, 82; jurumentum veritatis, ist cin eid, dadurch 
siner schwören musz, die wahrheit unverwirret und unver- 
wickelt zu bekennen und sagen, ZEDLER 14, 1667; der von 
der vernehmung zu leistende eid lautet: dasz zeuge nach 
bestem wissen die reine wahrheit sagen, nichts verschweigen 
und nichts hinzusetzen werde. civilproceszordnung f. d. deutsche 
reich $ 357; der zeuge hat sohin zu beschwören, dasz er auf- 
richtig und ohne gunst, hasz oder furcht die reine und volle 
wahrheit, und nichts, als die wahrheit ausgesagt habe. österr. 
trafprozesz-ordnung von 1853, $ 131; würde ich aber die rechte, 
reine und unverdrückte warheit nicht berichten. VoLCKMANN 
'ractatus criminalis (1623) 1, 104; also drang er destomehr in 
den beklagten, mit der warheit herausz zu gehen. Happgı 
ıcad. roman 52. 
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(183: 
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