1035 WAIDAMT — WAIDASCHE
WAIDAMT, n. behörde, die den waidhandel zu überwachen hat.
3. städtechron. 11, 811, 15 (amptbuchlin v. Nürnberg 1516).
WAIDASCHE, f. 1) eine aus gebrannten weinhefen hergestellte
lauge, deren sich die färber bei herstellung der waidküpe bedienten:
clavillatum, weydasse. DIEFENBACH gl. 126°; sandir, widase
widast, weidaschen. 510°; sandir, waidesch. nov. gl. 326"; weid-
asche, lixivium clavellatum. STIELER 60; weidasche oder weiden-
asche, wecd-ashes. spanische weidasche, davon seiffe gemacht
wird, barillia of Alicant, Ludwıc 2422; waidasche, cinfs linclorius,
ad praeparandum colorem coeruleum gquasti, combustlis vini fecibus.
Frisch 2, 417°; weidasche, lirivium clavellatum, STEINBACH 1, 42;
waidasche, alun catin. ROnDEAU. ADELUNG. das wort lautet in
nd. form wedaske. brem. wb. 5,207. es ist auch ins franz. als
vaidasse oder vedasse und ins engl. als weed-ashes gedrungen.
die frühere hd. form ist weitasche: den fervern uff dem wenigen
marcte sal man dar uff sehen, dasz sie die weitaschen und
sinder nicht in die molgraben schotten, dan es thut groszen
schaden, Erfurlische wasserordnung bei MicHELSEN rechtsdenkm.
aus Thüringen 128.
waidasche war im millelalter und bis in die neuere zeit ein
wichtiger handelsartikel, von dem abgaben erhoben wurden: aluyn,
Troede, weytessche, van 100 marck 1 marck. akten z. gesch. d.
stadt Köln 2,94, 8 (1399) Stein; 18 leste weydasschen, dy last
vor 4 & minus 1 fr. handelsrechnungen des deutschen ordens
142, 32 (1400) Sattler; item von eim iglichen pferde das weid-
aschen zewhet 6 dn. deutsche reichstagsacten 7, 210, 35 (1414);
der Prünster hat einen zu uns pracht von Kronach, der het
im waydaschen pracht. d. städtechron. 2, 89, 22 (Nürnberg 1444);
9 last 1 tonne weidaschen. hanseat. urkundenb. 9, 417 (1468);
nusz, knobloch, zwibel, tücherkarten, waidäschen, von jedem
pferdt 1 8. würtemb. zolltafel (1651) 32; kam ein graff von
Ortenburg mit etzlich kleinen schifflein bey Elbing an, brachte
28 lederne geschütz ... mit, neben viel Dantzker wahr an
wedasch, pottasch, klapholtz. Isr. HorrE gesch, d. ersten schwed.-
poln. krieges 246 Töppen; alle zu wasser und lande, es sey zu
welcher jahres-zeit es wolle, in die stadt kommende pott-
und weed-asche soll nirgends wohin anders, als auf den
asch-hof gebracht werden. Danziger neue willkühr (1783) 179;
die aus Pohlen kommende blaue weed-asche, welche unter
dem nahmen des biertonnenguts hier ankommt ... soll auf
dem asch-hof gewogen werden. ebenda.
waidasche wurde auch zur klärung des weins verwendet, was
aber als unerlaubt galt:
ich main, man deht ym (dem weine) sunst we gnugk,
mit schwebel und ausz dem milchkrugk,
senff weidasch eyerclar und thaen,
ın was man thut mit wasser tzwagen,
FoLtz von allem hausrat A 4° Hampe;
weydesch, senff, milch, vil krut unreyn
stost man züm puncten in das fasz.
Rrant narrensch, 102, 16;
sy süllent kein schedlich ding in den wine tün, alz wideschen
(var. weideschen) und ander schedlich ding. sladtrecht v. Aran
59, 9 Merz (1410); ir söllend ouch kein schädlich ding in den
win dün, alsz weidäschen oder anders. 163,2 (1510); swelher
zast Neckerwein herfürt, darinn man waidaschen vindet.
Münchener stadtrecht 383 Auer; weyn ... mit eynichen gefar-
lichen oder schedlichen dingen und gemechten, als mit
schmyer, gepranntem weyn, waydaschen, speck, senff... ge-
macht und bereyt. Nürnberger polizeiordnungen 262 Baader; das
nieman dehainerlai wins hie fail haben oder verkoufen sol,
darinne dehainerlai gemähts weder von waidäschen, von kalk,
von senf... sie. würltemb. geschichtsquellen 8, 200, 23 (das rofe
huch der stadt Ulm art, 381) Mollwo.
andre verwendungen: alt decken und läfferwerck mit weid-
äschen abzuwischen und wider zu fürneissen. würfemb. revid,
bawordnung (1654) 149; weidasche soll gut werck geben, ob sie
wol der fettigkeit halber nit so gar weisz glasz gibt. MATHESIUS
Sarepta 195".
2) waidasche wird auch vielfach in dem sinne von pottasche
gebraucht, eine aus holz oder thierischen knochen gebrannte lauge,
die ähnlich verwendet wird. Frrsch 2,417°. HÖRnERS 1493. LuDovIcı
kaufmannslex, (1756) 5, 606, F.B. WErenr Ökon. lex. (1838) 628°.
SCHMELLER? 2,850; weedasschen, weydasschen, cineres ex 0ssi-
bus animalium combustis, cineres ex pinu, abiele, aut simili
arbore resinifera. KıLıan 658; waidäschen brennen. das soll in
wälden ... an keinem orth gestattet ... werden. würtemb.
ernew. vorst-ordnung (1651) 83; nur aus diesem baume (ulmus
pumila, zwergulme, siberische rüster) und aus anderen in Rusz-
WAIDÄSCHIG — WAIDEISEN 1036
and wachsenden ulmenarten wird die im handel bekannte
waidasche gebrannt, NEMNICH 4, 1521.
WAIDÄSCHIG, adj. mit waidasche vermischt; von waid-
ischigem wein. stadtrecht von München art. 383 var. (im text:
ıngerechtem) Auer.
WAIDBALL, WATIDBALLEN, m. der zu kugeln geformte ge-
nahlene waid: waidballen, globus € quasto in mola confracto
zompressus. Frisch 2, 417°; waidball % waidkugel. RonDEAU.
ADELUNG; Waideballen MaArpeEnceR kaufmannsmag. 2, 659; ouch
sal er von dem wayne keynen weitballen nicht tragen. Erfurter
villkür (1351), milth. d. ver. f. d. gesch. v. Erfurt 18,52; so wird
lis kraut, welches nun klein gemalen, feucht zusammen ge-
Iruckt, wie man die schneeballen mit den händen zusammen
lrucket und machet, und werden als denn solche weid-
‚allen ... gegen mittags der sonnen gelegt. CoLER hausbuch
? (1612), 200; die waydtballen haben von jeher in der grösze
zemacht werden müssen, dasz wenn eine grosze hand der-
zleichen ballen angefaszt, ein thaler, ohne berührung der
inger, darauf liegen könne. JAcoBsson 8, 128°,
WAIDBAU, m. anbau des waids. ADE.UNG: der herzog in
Sachsen Gotha ... ist einer der vornehmsten herren, welche
len waide-buu in Teutschland eingeführt. Frısch 2,417°; zu
£rfurt ... hat ohne zweifel der thüringische waydıbau seinen
ınfang genommen. JAcoBSSON 8, 126°.
WÄIDBAUER, m. ADELUuNG: waidhauern nennt man in Thü-
ingen und in der Lausitz die bauern, welche waid bauen,
*, Ben. WEBER ökon. lex, 628°; welcher gestalt unter den weyt-
»auern in und mit verkoufung des weyts allerhand misz-
bräuche eingerissen, Erfurter ordnung von 1614, milih. d. ver. f.
. gesch. v. Erfurt 18, 60; grosze teile der landbauenden be-
‚ölkerung der städte .., die gärtner und häcker, die winzer
and waidbauer. LAMPRECHT d. gesch. 5,1, 68,
WAIDBEREITER, m.* weil die stadt Langensalze sich bey
hrer waydtinnung sehr wohl befunden, so ist die zurichtung
les waydts durch gelernte und geschworne waydtbereiter eine
ler vorzüglichsten anstalten. JACcoBSSoN 8, 128°,
WAIDBEREITUNG, f. ‘die art, wie man die gesammleten und
rewaschenen waidblätter in ballen oder kugeln zum blaufärben
’jerwandelt’. J4cOBSSON 4, 574°. CAMPE.
WAIDBESCHAUER, m.: man hat den schnellen vertrieb
les waydıs immer als dem waydthandel nachtheilig angesehen,
ınd daher verordnet, dasz er nicht anders als drey viertel-
ahr alt, und in gegenwart des waydtbeschauers verpackt,
ınd verführet werden soll. Jacossson 8, 128%
WAIDBLATT, n., s. waidbereitung.
WAIDBLAU, adj. waidfarbig. substantivirt waidblau, n.:
ıstum MARPERGER kaufmannsmag. 2, 676,
WÄAIDBLUME, f. 1) die blume oder blüte des waids. ÄDELUNG.
2) waidblumen, flores quasti cocti, spuma coerulea, quastlo
nnatans, detracta el pro picloribus siccata. FriscH 2, 417°; waid-
lume ApDeLunG; denselben schaum streichen die ferber oben
ıb, ehe sie die tücher anfahen zu ferben, und nennen die-
jelbe materiam weidblumen, sonder zweilfel aus der ursachen,
veil es der allerkrefftigste safft ist, welcher vom weid auff-
iteiget. CoLER hausbuch 2 (1612), 203; wenn der waid zum färben
ıngesetzet wird, findet sich darauf ein schaum, welcher ab-
'jenommen, getrocknet, und unter dem nahmen waid-blume
;ehalten wird. sie ist schön blau, und wer sie nicht kennet,
zan sie vor indig ansehen. ZıxrKe® (1753) 3082,
WAIDBODEN, m.: die waydtballen, wie man sie von dem
ande zur stadt bringt, werden auf dem waydtboden ellen-
ıoch aufgeschüttet. JAconsson 8, 127°.
WAIDBRÜHE, f.: man gieszt nun nach verhältnisz der
waydblätter auf jede 10 pfund derselben 2 bis 3 pfund frisches
kalkwasser der gegohrnen waydhrühe zu. JAcoBSSoN 6, 154°.
WAIDE, f. versammlung. ein in preuszischen quellen vor-
tommendes wort (allpreusz. wayte, woytis, ansprache, besprechung,
yjersammlung NESSELMANN IÄhes. linqguae prussicae 197); czum
arsten qwomen vor den herren homeister die in dem Crist-
yurgesschen gebite ... bittende, das man in die Prewssche
wayde czusagen welde, als sie die gehat hetten nach alder
zewonheit. andwort des heren homeisters . .. das sie senliche
?rewsche wayde sulden nach alder herkomener gewonheit
nalden. acten der sländetage Preuszens 2,343 (1441); diss sint
rechte, die in der Pomezenischen wayden getailet und fur
techt funden sint. altlpreusz. monulsschrift 1567, 4, 156 (14. jahrh.).
WAIDEISEN, n.: ferrum, sive culler quo guastum abscinditur
n agro, womit man den waid abstöszt. Frısch 2, 417°; ‘ein
sand
wey
widi
nebe
u
wait
darg!
(tuc’
fein
Y
Ind