Full text: W - Wegzwitschern (13. Band)

1127 WALDFORSTSCHREIBER — WALDFREVEL 
wergken ... freiholz zu alierlei bergwergs notdurft... 
zu gebrauchen haben, doch dieser gestalt, dass es unser 
verordneter waldförster zuvor einem jeden ... anweisen 
sölle. 21, 9 (1529); wald- oder holtzfürster ampt. GOBLER 
der rechten spiegel 13”; ein waldtfürster furt sie durch 
das allerdickst vom wald. Aimon 13; dasz sich niemants 
understehe in den Klaindienstischen försten und wäldern 
ohne erlaubnus derselben wäldförster zu hacken. österr. 
weisth. 6, 178 (Steiermark 17. jh.). 
WALDFORSTSCHREIBER, m.: die bau-, wild- und 
waldmeister, waldforst und holzschreiber (gehören zur 
4. klasse der forstbedienten). JAGOBSSON 5, 580. 
WALDFRAU, f. 1) nach dem deutschen volksglauben ein 
im walde wohnendes mythisches wesen, vgl. GRIMM myth.* 
1,858 f. und waldfräulein: allsz aber von ungeschichten 
zwen pauren im waldt dises frauenzimmer mit ihren 
bunden gesehen, haben sie ,. . gesagt, wie sie waldt- oder 
holtzfrauen im waldt bey dem fewr sitzend gesehen 
hetten. WIDMANN chronica von Hall 79 Kolb; auf den 
wiesen gieng das wenden von heu und grummet, auf 
dem felde das aufbinden des geschnittenen getreides, so 
flink von der hand, wenn die kleine waldfrau mit zu- 
griff, BÖRNER volkssagen aus dem Orlagau 189. in der lit- 
teratur tritt das wort auch für Dryaden und andre weib- 
liche gottheiten der antıken mythologie ein: 
drum Jupiter das kindtlin nam 
und gabs den waltfrawen (nymphae, Met. 3, 314) inn pflag. 
WICKRAM 7, 141, 766 Bolte; 
dann diser baum sehr heylich was. 
Jen baum hiesz er auch niderhawen, 
bey welchem man offt die waltfrawen (Dryades, Met. 8, 746) 
aat hören husten und auch lachen 
und do eyn wild getemmer machen. 7, 380, 1096; 
die waltfrawen gnant Naiades 
pflagten disz kindts und seugten desz. 8, 72, 961; 
bey dieser eychen thet man schawen 
und hören gar oft die waldfrawen, 
die man da hört husten und lachen, 
ir göttisch prenck und opfer machen. 
H. SACHS 17, 492, 17 Keller-Götze (AK die meng 
der holtzfrawen); 
dort zwischen den zinnen und spitzen, 
von wilden nelken umblüht, 
die schönen waldfrauen sitzen 
und singen im wind ihr lied. 
EICHENDORFF 1, 305 Dietze ; 
die waldfrau hat meines gatten herz 
bezaubert mit spruch und mit bann. 
GEIBEL 2, 169 (Juniusl.); 
dasz eine waldfrau im gebürge hause, die sich alle hun- 
dert jahr einmal sehen lasse, um ein gutes werk aus- 
zuüben. MusÄäus volksmährchen 4 (1805), 195; der forst- 
gehülfe hatte einen schönen basz, und mamsell Gabriele 
sang wie die waldfrau selbst. HEYSE nov. 1,268 (im grafen- 
schlos2z). 
2) eine im wald lebende frau, silvicultrix. STEINBACH 
1, 492. KIRSCH 2, 379°, so die als hexe gedachte waldfrau 
in SCHEFFELS Ekkehard, 
WALDFRÄULEIN, n., dasselbe wie waldfrau 1: wolbe- 
kannt ist in Mitteldeutschland eine klasse geisterhafter 
wesen, welche im Riesengebirge als rüttelweiber, im 
Böhmerwalde und der Oberpfalz als holzfräulein, wald. 
fräulein, waldweiblein, im Orlagau und Harz als moos 
weiblein, holzweibel, um Halle als lohjungfern bekannt 
3ind, MANNHARDT wald- u. feldkulte 1,74; ein mädchen 
hütete die schafe, da kam auch das waldfral und sagte 
zu ihr... SCHÖNWERTH aus der Oberpfalz 2, 8378; der 
bauernhof genannt: ‘Untermooser’ gehört zur gemeinde 
Platzers bei Meran. ein Untermooser heirathete ein wald: 
Fräulein. PANZER beitr. z. deutschen mythologie 2, 46. 
WALDFREI, adj. 1) frei von wald: auf diesen wald- 
freien ,.. wiesenartigen gebieten. WEULE in HELMOLTS 
weltgesch. 2, 233, 
2) frei wie man im walde ist. 
WÄLDFREIHEIT, ff, abstractlildung zu waldfrei 2: der 
wald allein läszt uns culturmenschen noch den traum 
einer von der polizeiaufsicht unberührten persönlichen 
freiheit genieszen, ‚.. diese trümmer germanischer wald- 
freiheit sind in Deutschland fast überall glücklich gerettet 
worden. RIıEHL land u. leute? 54, 
WALDFREVEL, m. (früher auch f.) beschädigung des 
waldes, vergehen gegen die forstordnung. JAGOBSSON 5, 5918, 
WALDFREVLER— WALDFRISCHE 1128 
ADELUNG, wol auch als geringeres vergehen gegenüber dem 
holzfrevel: zu den holz-freveln sind zu rechnen: die ent- 
wendung oder beschädigung des noch stehenden, oder des 
vom frevler selbst gefälliten .holzes. zu den waldfreveln 
aber gehört die entwendung oder beschädigung anderer 
minder wichtigen waldprodukte. HARTIG entwurf einer 
allgem. forst u. jagdordnung 94; meistens aber mit diesem 
zusammen fallend: als solches (räubervolk) betrachtete er 
jetzt alle nichtbesitzenden, die sich in der that jetzt die 
zecksten waldfrevel ungeahndet erlaubten und kein förster 
a2atte muth gegen sie. AUERBACH dorfgesch. 4, 25. 
früher auch die strafe für ein forstvergehen: dasz sie . . 
auff sollich schädlich mayenhawen ... gute achtung geben, 
und welchen sie deszhalber straflbar erfinden werden, 
von selbigen den ordenlichen waldfrevel, benandtlich drey 
pfund fünff schilling heller, ohnnachläszlich einziehen. 
würtemb. ernew. vorst-ordnung (1651) 66; bey straff einer 
waldfrevel. 94; ob sie straffen, rügungen und waldfrevel 
dem vorstmeister ... bezahlt. 1831. 
bei J. PAUL gern übertragen gebraucht. zunächst bild- 
lich: ein adelicher baumschänder von hof, der den wald- 
(revel an der klein-blättrigen myrthe (jungfräulichkeit) 
verübte, bestach sie, dasz sie nur auf einen durch- 
passirten literatus ‚.. bekannte, kom. anhang z. Tit. 1, 9. 
lann überhaupt für ‘vergehen gegen etwas’ (wie ähnlich 
sJaumfrevel gebraucht wird): es gibt in jedem hause tage .., 
wo alles keift und knurrt ... wo man lauter alte schäden 
aufstöbert, alle waldfrevel der mäuse und motten, die 
zerknickten sonnenschirm- und fächerstäbe. Hesperus 3,157; 
jetzo will ich alle deine medizinischen schnitzer und 
waldfrevel auf einen haufen bringen, ... du hast ... bald 
len magen, bald die lunge, d.h. bald das kammrad, bald 
las hebrad, bald das zifferblattrad ölend eingeschmiert, 
Ndesz der treibende gewicht-stein abgerissen oder ab- 
zelaufen auf der erde lag. unsichtb. loge 3, 58. 
WALDFREVLER, m. der waldfrevel begeht. JACOBSSON 
5, 580°, 591%, ADELUNG (waldfreveler): der nicht in seiner 
sigenen waldung holz geschlagen, sondern solches in der 
zemeindrevier oder anderer waldung gefället hat, und... 
verkaufet, hat in die gemeinde-cassa zu bezahlen ..1fl... 
lamit aber derlei übertretter und waldfrevler um so 
‚eichter ...entdecket werden .., so wird hiermit fest- 
zesetzet ... Österr. weisth. 3,242 (Oberinnthal 1816); einst 
‚rieben die hunde einen hirsch heran, auf den ein mensch 
angeschmiedet war; so bestrafte man in alten zeiten die 
waldfrevler. KınD freischütz 1, 4. 
WALDFRIEDE, m.: 
ım säuselnden waldfrieden 
sollst du gekräfligt sein, GEIBEL 1, 168; 
dem dichter, dem maler gönn’ ich gern den stillsäuselnden 
waldfrieden. GUTZKOW 7, 120 (Blasedow 1); es (das kreuz) 
ist für uneingeweihte ein seltsam mpystisches zeichen, 
las im dunklen waldfrieden unter hohen fichten und 
insteren tannen fast gespenstig dasteht. ROSEGGER schelm 
zus den alpen 1,148, 
WALDFRISCH, adj.: der kühne, freie, waldfrische 
jäger ist ein vielbenützter ästhetischer stoff. VISCHER 
isthetik 2,185; die (Lappen) haben'’s gut, still bei den stillen 
:hieren mit den waldfrischen, sanften augen. auch einer 
2,183. übertragen: und bringt der mensch, der nach 
reude lustig hinausabenteuert, auch am ende nichts mit 
nach hause zurück, als eine getrocknete und gespieszte 
schmetterlingsammlung seiner eingefangenen freuden, so 
war es doch schön, durch waldfrisches wanderleben als 
schmetterlingsjäger hingezogen zu sein. MunDdr moderne 
ebenswirren 127; der waldfrische, lebensprühende, welt- 
reudige optimist (Liliencron). Leipz. neueste nachr. 30. 5.1904. 
WALDFRISCHE, f.: diesz (menschliche) auge hat nicht 
lie waldfrische des rehs, nicht die schneidende schärfe 
les raubvogels. VISCHER dsthetik 2, 16%, übertragen: in 
len figuren hat sich der künstler mit vorlicbe der dar- 
stellung bewegter gestalten zugewendet, doch sind sie 
zomisch verzeichnet, kindlich aufgefaszt, aber sichtlich 
n der absicht gemacht, durch die kunst zum beschauer 
‚u sprechen, das werk eines schaffenden, strebenden 
seistes. über dem ganzen schwebt der geist der wald- 
rische und jungen wollens. C. GURLITT gesch. des barock- 
>Eiles 56. 
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4, 105 
2, 193 
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(1838) 
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