1139 WALDGLAS — WALDGOTT
WALDGLAÄAS, nm. einfaches glas, wie es die im walde ge
legenen glashütten herstellen. KRONTHAL lex. der techn.
künste 2,979: swer der ist, er sei purger oder gast, der
solichs glazwerch anderswo vail het... sol ez dennoch
dem rat und dem richter puezzen ... aber waltglaz mag
jeder vail haben und verchaufen, wo er wil. geschichts-
quellen der stadt Wien 1, 1, 133 (1354); man sol auch kayn
waltglas oder scherbnglas für venedisch glas geben. maler-
ordnung, München 1458, Westenrieders beitr. 6, 160; ein
fensterstöckhl mit waltglas. SCHMELLER? 2, 898 (v. j. 1614).
besonders grünliches glas aus dem Schwarzwald. schweiz.
id. 2, 646 (mit belegen aus dem 16. jahrh.): das gemein
waldglas, welches finstergrün an seiner farb ist. ebenda
‘von 1608); auch ein daraus hergestelltes trinkgefäsz,
WALDGLASFENSTER, n. schweiz, id. 2, 646.
WALDGLÄSLEIN, nm. 1) trinkglas aus waldglas : es kam
ein meister ausz einer glaszhütten, und nam ein klein
irinckgläszlin mit im, das was grün, wie dan die walt-
zläszlin sein. PAULI schimpf u. ernst 200 Österley; so nim
des tranck ein waldgläszlin voll, GERSDORF feldbuch der
wundarzney (Straszb. 1528) 30; ob einer ein hochzeit uff
unser stuben halten wolte, der soll kauffen ein klaffter
holtz, ein fierlin waldtgleszlen, der zunfft 5 8 d. Schlett
stadter stadtrechte 2, 782 (1567) Geny. s. auch schweiz. id.
2, 646.
2) in der Schweiz kommt waldglesli als afanzenname
vor a) von scilla bifolia L., meerzwiebel. schweiz. id. 2, 644;
b) von orchideen 2,646.
WALDGLÖCKCHEN, nm. 1) dasselbe wie waldglocke 2,
digitalis lutea und purpurea IL. NEMNICH 2, 1414,
2) das halskraut, ruscus hypophyllum L. ADELUNG.
’gl. waldglöcklein 3.
WALDGLOCKE, f. ein häufiger pflanzenname. CAMPE.
1) von glockenblumenarten, a) die glockenblume mit
ofirsichblättern, campanula persicifolia IL. NEMNICH 1, 781.
MATTUSCHKA flora Sılesiaca 1, 153. b) die pyramidenglocke,
sampanula pyramidalis I. NEMNICH 1,782, c) die grosz-
blütige glockenblume, Marienglocke, campanula medium L.
HoLL pflanzenn. 180°, d) das hals- oder zapfenkraut, cam.
panula trachelium L. MATTUSCHKA 1, 155.
2) von fingerhutarten. a) der gelbe fingerhut, auch wald:
schall, digitalis lutea IL. NEMNICH 5, 622, b) grosze rote
waldglocke, digitalies purpurea L. HoLL pflanzenn. 103°.
3) die ährige waldrapunzel, phyteuma spicatum L. NEM:
NICH 4, 959. HoLL pflanzenn. 294°, MATTUSCHKA 1, 156.
4) akelei, aqwileja atra LI. schweiz. id. 2, 618.
WALDGLOCKENBLUME, f. das gegen entzündungen in
der kehle gebrauchte halskraut, campanula trachelium L.
NEMNICH 1, 784. vgl. waldglocke 1, d.
WALDGLÖCKLEIN, n., wie waldglocke als pflanzen:
aame häufig.
1) von glockenblumenarten: gantelde, campanelle Ron:
DEAU; pfirsichblättrige glockenblume, waldzimbel, wald-
glöckel. HoLıL pflanzenn. 130°, MATTUSCHKA flora Silesiaca
1,158; waldglöckle, campanula pgersicifolia. MARTIN-LIEN-
HART 1, 258,
23) von fingerhutarten: digitalis, fingerkraut, waldglöck-
lein. GOLIUS onomast. 401; waldtglöcklein oder fingerkraut,
digitalis lutea et purpurea. BOCK (1595) 328*; fingerhut oder
waldglöcklein. TABERNAEMONTANUS (1664) 960; fingerkraut
der waldglöcklin. LONICERUS (1679) 194; gant de nötre
dame. RONDEAU; gelbe waldglöckel, digitalis lutea. MAT-
TUSCHKA flora Silesiaca 2, 71; rother fingerhut, wald-
glöcklein; gelbes fingerkraut, gelbes waldglöckel. HoLıL
pflanzenn. 108°; waldglöcklein oder rother fingerhut. LEUNIS
bot.3 2, 629; waldglögeli, digitalis major lutea seu latifolia.
schweiz, id. 2, 618,
8) ruscus hypoglossum und hypophyllum L., auch (wie
campanula trachelium) halskraut, zapfenkraut genannt:
laurier Alexandrin, racine d’Ida. RONDEAU. HÜBNERS 2059,
NEMNICH 4, 1188. HoLL nflanzenn. 236°.
4) waldglöckli, anemone nemorosa L. im Berner oberland.
STALDER 2, 430. PRITZEL-JESSEN 29%, schweiz. id. 2, 618.
WALDGOTT, m. 1) im walde lebende gottheit: Sylvanus
MAALER 483°; Satiro, Fauno, Silvano KRÄMER 1206°; Syl
vanus DENTZLER 2, 341°; un satire, un dieuw ou idole des
forets. RÄDLEIN 1027°; waldgeist, waldgott oder wald-
teufel, a sylvan or satyr. LUDWIG 2372; waldgott, Sylvanus,
WALDGÖTTERKRAUT— WALDGRAF 1140
Taunus STEINBACH 1,624; Silvanus, Faunus, Satyrus.
{IRSCH 2, 379°; der grosze waldgott, hirtengott, Ze diew
Pan. RONDEAU. ÄDELUNG;
Satyros thete man sie nennen
und für waldtgötter sie bekennen.
WALDIS Esopus 2, 11, 22;
ınser melancholisches leben allein in der einödin neben
len waldgöttern zuzubringen. WECKHERLIN 1, 52 Fischer ;
da ist ihr vatter Sn) selbs gleich einem hirten, schwanen,
stier, adlern, und waldgot. 2, 352;
;ch (sprach es [das erd-männlein]) ziehe dem wald-gott
Sylvano täglich die schuch ausz. STRANITZKY reisz-be-
:chreibung 10, 14 neudr.; die arme Maritorne, die wir
ı1ebst ihrem getreuen Pyramus auf dem wege nach dem
)arbier unter dem schutze der nymfen und waldgötter
ıaben einschlafen lassen. WIELAND 11, 201; wenn es nicht
in sylfe ist, so ist es gar ein waldgott. 11, 312.
2) der coaita, ateles paniscus, eine südamerikanische
ıffenart, auch waldteufel, Beelzebub. NEMNICH 4, 1302.
3) wald-gott, ist auch eine art der schmetterlinge, welche
\ldrovand beobachtet hat, und dessen kopf einem rechten
wald-gotte gleichen soll. ZEDLER 52, 1360.
WALDGÖTTERKRAUT, a. die silberwurz, dryas L., be-
sonders die achtblätterige silberwurz, hirschwurz, dryas
’»etopetala IL. LEUNIS dotanik? 2, 173.
WALDGOTTHEIT, f.
WALDGOÖTTIN, f. 1) im walde lebende göttin: nimfa,
Iriade, hamadriade. KRÄMER 1206° ; ume nimphe des bois.
RÄDLEIN 1027°; waldgöttinnen, dryads, wood-fairies, wood-
nymphes. LUDWIG 2373; wald-göttin, Fauna. wald-göttinnen,
Napeae, KIRSCH 2, 379°, ADELUNG;
darzu auch vil der waltgöttin (Met. 3, 456 nymphae)
grosz lust hand ab MET schönen gstalt,
ICKRAM 7, 152, 1118 Boltes
ihr wald-göttinnen,
thut mit einstimmen,
und helffet seufitzen mir.
Venusgärtlein 145 neudr. ;
die schönste waldgöttinn
ist ihm ein stummer geist,
der hin auf urnen weist,
J. G. JACoBI werke3 1, 118;
2s seyn aber alsbald zwo nymffen oder wald-göttin kommen.
”. BUTSCHKY Patmos 677; so war sie (Diana) auch die
ıigentliche wald- und jagdgöttin, handbuch f. prakt. forst-
et. jagdkunde (1796) 2, 395,
2) dasselbe wie waldgötterkraut. NEMNICH 2, 1450.
WALDGOÖTTINKRAUT, m. 1) dryas octopetala IL. CAMPE.
2) das Benedictenkraut, geum urbanum L. KRrRÜünıtz
283, 179.
WALDGÖTZE, m. waldgott: waldgötze, Sylvanus, Pan,
Satyrus, Faunus. STIELER 687: woudgod, waldgötz. KRAMER
1719) Aoll.-d. 527®; Sylvanus, Faunus STEINBACH 1, 626;
lie satyri sind waldgötzen, welche auff ihr alter, wie
>ausanias bezeuget, sileni genandt worden. OpıTz poem.
1629) 1, 111; das mägdlein hab sich bey dem waldgötzen
7?an angehengt. anm. weiszheit lustg. 617.
WALDGRAF, m., wie holzgraf der vorstand einer mark-
jenossenschaft, der die aufsicht über den wald hat: wald-
zraf, holzgraf, comes sylvestris, i. e. judex, eui sylrarum
Sur@ commissa erat. STIELER 692; ‘der grundherr einer
holzmark, wenn er zugleich diese gerichtsbarkeit (in einem
valdgerichte) besitzt’. ADELUNG. am Niederrhein kommt die
bezeichnung bei hohen adligen vor, die das amt ursprünglich
kraft königlicher belehnung hatten: waldt-graf, und Jäger-
neister im Clevischen, praefectus rei sylvestris Superior,
FRISCH 2, 418°; item soe wysent die voerster, dat der abt
von Münster) is ein anerve ind eyn waltgreve ind eyn
7oerst up des richs walde. weisth. 2,780 (reichswald bei
Montjoie 14. jahrh.); ind wirt, dat die van deme hove van
Juren bedurfften eychen houltz zu yrme buwe, des solen
;y bidden ind gesynnen aen dem waltgreven (dem grafen
». Jülich) of an deme gheynen, dyent bevelen. 2,791; SO
zoll auch ein churfurst zu Colln als ein walt- und holz-
zraf über den Koningsforst nach einhalt weisthumbs
seachtet und gehalten werden, welcher ... den walt auf-
‚huen und schliessen solle und moge, wans not ist. urbare
»on S. Pantaleon in Köln 508, 19 Hilliger. dann auch für
viedere beamte, die von den obersten waldgrafen eingesetzt
“nd: item sal myn here setzen zweyn waltgreven, die