WACHTEL
D lebend uhrsprung höchster gaben,
der all’ En kan und laben ,,
der du bald wachteln Et,
und bald dein heer mit Neisch erquicket,
A. GRYPHIUS (1698) 1, 566 (Giheoniter) ;
allerdings flog ihr manche ungebratene wachtel in den mund,
und gerade am sonntage fiel... manna der lust vom himmel.
J. PauL komet 3, 246. als leckerbissen: die wachteln werden in
einer guten wein-brüh gelb eingemacht, so sind sie gut, und
wohlgeschmack ... die geräucherten wachteln sind auch nicht
bös, unter grünem kohl und sauern kraut gekochet. die
eurieuse köchin (Nürnberg 1706) 229; ich füttere dich herrlich
heraus, mache dich fett und kugelrund mit würstchen und
gebratenen wachteln. G. KELLER 4, 271.
2) in zahlreichen herkömmlichen wendungen wird auf die
wachtel, shren schlag, ihr aussehen u. s. w. angespielt. die wachtel
verräth sich durch ihren schlag:
ich dinge, swer sichs ziuhet an
und spricht wes meizoge ich si,
der wer gein mir niht zinses vıf,
und meldet als diu wahtel sich. Konr. v. HASLAU
Jjüngling 43, zeitschr, für deutsches alt, 8,551.
wo gie wachtel sitzl, da schlägt sie:
ich muesz sen (des schneilrrs) ach gleich lachn,
ar sagt, ich soll im kneuffl machen;
20 han ich albeg hern sagn,
wo dy wachtl siczt, da thue sy schlagn.
het ich in nur pscheiden in ainn geystall,
ja fund er ir genueg ane zall. .
Ste zinger spiele 15,227 Zingerle;
eine wachtel kennt die andere am schlage. WANDER 4, 1721;
so viel mal als die wachtel schlägt, so viel gulden gilt der
scheffel korn oder so viel jahre bleibt man noch ledig.
WurTTtke volksaberglaube? 203; alt wachteln sind bösz zu fahen.
“RANCK sprichw. 1,81” nach WANDER 4, 1721;
alte leut und alte heut,
dürffen viel gerbens allezeit,
alt wachteln sind nit gul zu fahen,
ılt füchsz dem garn nicht gern thun nahen.
KEYERING 1, 49;
besser eine wachtel am spiesz, als warten auf gäns die un-
zewisz. WANDER 4,1721. die wachtl verjagn ist in Tirol den
getreideschnitt beenden, wodurch die wachlel aus dem acker ver-
scheucht wird. ScHöpr 793. die in Tirol (ScHöpr a. a. c.) und
anderwärts übliche redensart lügen wie eine wachtel geht au/
einen alten volksscherz zurück. in einem lügenmärchen aus dem
14. jahrh. (WACKERNAGEL altd. leseb.> 1149 ff.) schlieszt jede strophe
mit den worten ein (zwö wu. s. w.) wahtel in den sac! die
wachtel galt wol als verlogen, weil man dem, was sie durch ihren
schlag verkündet, nicht glauben schenken darf: jetzt haben wir
den mönch im sack, ja trei wachteln im löcherigen sack.
Gary. 206 neudr.; gelogen hab ich wie eine wachtel und ge-
stohlen wie ein rab’. RostecGER schelm aus den alpen 2, 153
ein andrer vergleich bezieht sich auf die schnelligkeit der wachlel.
Rengnold fieng an mit söllicher sterky uff die heiden schlachen.
das sy vor im fluchen als die wachtlen vor dem sperwell.
Morgant 71,1 Bachmunn. von einem lebhaften mädchen heiszt es.
zie gebet davon wie eine wachtel, viam accelerat, gradibus volat.
STIELER 2396. vielleicht gehört auch hierher? er ist wie eine wachtel,
gnave facit imperala. Serz 172, wenn hier mu wachtel nicht
der wachtelhund gemeint ist. munter, frisch wie eine wachtel:
liebe frau! sagte der magister, seyd ihr denn noch gesund?
zutt lob! ich kann über keine krankheit klagen. und euer
lieber mann? dem thut auch keine ader web. und eure
kinder? je, die sind alle wie die wachteln. SALZwANN moral,
elementarb. 1,71. fett wie eine wachtel: schenkt mir das leben,
was habt ihr an mir kleinen schmächtigen kerl? ihr spürt
mich nicht zwischen den zähnen: da, die beiden gottlosen
mädchen packt, das sind für euch zarte bissen, fett wie
junge wachteln, die freszt in guttes namen. GrımMm märchen
{1843) 2, 341; das kind, sonst so fett wie eine wachtel, ist
ganz abgezehrt. NıEBUHR leben 2,489. oberhess. die bimmes-
wachtel, als schimpfwort: kurzleibige person. CRECELIUS 163.
3) ein seltsamer gebrauch von wachtel als *dirne’ erklärt sich
Jaraus, dasz man “‘buhlerei treiben’ durch wendungen wie ‘auf
den vogelfang ziehen, auf den finkenstrich, schnepfenstrich
gehen, wachteln beizen’ zu bezeichnen lieble:
noch sindt der ein michel teil,
die ouch den kolb tragent feil,
die nun in die kirchen gon,
das sy sich höflich sehen lon,
dreiten, wincken, hindersehen,
bisz sv Gredt Mullerin erspehen,
175
WACHTEL
wen sy allein fantasten bliben,
ir hundt doch nit zü kirchen triben
und liessendt ir holtzschüch und blitzen,
den gouch heim uff der sangen sitzen
und trachte, als er hillich solt,
das er mit gol do reden wolt,
und nit zü kirchen wachtlen beitzen,
mit ungestüm die andern reitzen |
Munrngr narrenbeschw, 12,85.
KELLER nachlese zu den fastnachtsspielen 348 vergleicht das enl-
;prechende ital. uccellare alle quaglie. darnach, vielleicht auch
wegen der brünsligkeit der wachteln, hat man die lockeren mädchen
zelbst wachteln genannt (ebenso franz. caille coiffee oder blosz
»aille) vgl. theil 9, 1314 schnepfe und den bei KELLER @. Q. 0.
ıngeführten tilel eines gedicht: wachtelfang oder sattsame ver-
eidigung des sprichworts: warumb man an jetzo die jung-
rawen wachteln nenne. von Cuntz Wachtelfängern. Leipzig
‚632. 4. in den Nürnberger fastnachtsspielen begegnet der aus-
Iruck geschuhte (mit schuhen versehene, bekleidete) wachteln:
spatziern reiten und schliten farn
und des nachts di geschuchten wachtel sparn
und stechen, tanzen, baden und wein,
lie siben dink sülln im verpoten sein. 712,283
30 scheusz ich auch geschuht wachtein;
wenn sie mein polz triflt in ir schaueln,
davon sich do ir pauch geswelt , ..
die wachteln Niegen bei der nacht ausz. 857,3;
30 wert mir karten, wurfel und wein
und geschucht wachteln, die bei der nacht umb streichen!
den dingen wil ich noch lenger nachsieichen. 858, 20.
ihnlich geschleierte wachteln: quaedam (meretrices) circa moenia
ırbium vagantur, inde summoenianae appellatae, quaedam
lenique in sylvis, pratis, aut campis, schleyr-wiltpret vel, ut
sallis sonat, geschleyerte wachteln (cuilles coiffers), alias
ı1ominatae nymphae nemorales et campestres, pecıra campi ...
ı1albbatzen mägdlein. faceliae facet. (1615) 430.
4) wachtel als ‘kot', wol nach dem ausschen des kolhaufens?
zepraten wachteln fangen, die dem bauren über nacht im
zesäsz geruhet haben. Garg. 143 neudr,
5) fliegende wachtel, irigla volilans, heiszt ein fisch, der
tuweilen eine sirecke über die olerfläche des wassers flultert
ähnlich wie die wachtel flach über die erde hinstreicht).
6) wachteln oder rebhüner nennt man handgranaten, die mil
pulver in einem steinkorb verpackt, aus einem mörser abgeschossen
werden. BROcKBAUS conv. lex. (1819) 10, 404. vol. theil 8, 335: 80-
bald Sphex hinaus war, liesz Froulay einige billionenpfunden
ınd wachteln (dreipfündige handgranaten) auf die gattin los.
j. PauL Titan 21, 191,
sechs stunden brüllten die kanonen,
sechs stunden lang der helle stahl
auf pickelhaub’ und harnisch klang,
and übern grund sechs stunden lang ;
sah man wie hühnerschwarm’” in haufen
granat und wachtel pfeifend laufen.
A. v,. DRoOstE-LÜLSHOFF werke 2,3617
en sah man reiter von den rossen,
und die kanone fuhr ihr hirn zu brei;
antlang die gleise ist das blut geflossen,
gzranat‘ und wachtel liefen kunterbunt
wie junge kibiıze am sand’gen grund. 3,78,
7) eine seltsame entwicklung hat wachtel in der bedeutung
falte’ durchgemacht vol. wachteln 4. es bezeichnet namlich zu-
ıdchst das zur wachtelpfeife ‘gehörige faltiye lederne säcklein, das
nan dann, weil es den ton der wachtel hervorbrachte, selbst
wachtel nannte: damit (mit dem hölzchen) wird nun die
wachtel gestoszen und mit einem zwirns-faden gebunden.
lieser falten und wachteln macht man so viel, als das ge-
ıähte säcklein ertragen kan... dann bindet man das gebinde
ıuf, drehet das runde holtz, darüber die wachtel gebunden,
ılso ab, dasz das obere theil oben am knöpflein am leder
»leibet ... ZınkE öÖkon. ler. 2, 3070.
8) wachtel steht auch für den wachtelhund: der wachtelhund,
lie wachtel. NeEmnicn 1,513. häufiger mit genuswechsel als m.
ler n.:° 80 eine blizkröte verbirgt sich auch in sich selbst,
venn sie meinem wachtel die nase geprikkelt hat. HERMES
Sophiens reise 4,184. als name DÄHNERT 534: dasz Türk, Wachtel
ınd Greif... mit neuen galahalsbändern allergnädigst be-
zchenkt sind. MöLLER Siegfr. v. Lindenberg (1790) 2, 221.
WAÄACHTEL, f., ein andres wort als dus vorausgehende, erst
1on dem verbum wachteln “schwingen, schlagen’ gebildet?
1) tirolösch wacht! ‘rufe’ Hıntner 235.
2) schlag ins gesicht, ohrfeige. SCHMELLER? 2, 818 (aus JiRASEK
salzburg. forstidiotikon). in Nassau KERREIN 436. SCHMIDT 317.
Kı8ın 2, 223 (aus Jülich, Berg). in Leipzig AuBRECHT 233. die
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