{929 IV. Methoden zur Ermittlung der physik. Eigenschaften der Fette.
Löwe,!) Chercheffsky”) u. a. haben Apparate zur Schmelz-
punktsbestimmung von Fetten zusammengestellt, bei welchen im
Momente des Schmelzens ein Stromkreis geschlossen wird, welcher
ein elektrisches Läutewerk in Tätigkeit versetzt. Bei den nach
dem letzten Prinzipe konstruierten Apparaten wird nicht der Punkt
des Durchsichtigwerdens der Fette, sondern derjenige Punkt be-
stimmt, bei welchem die Fette soweit geschmolzen oder erweicht
sind, daß Schließung des Stromkreises eintritt.
Eine Methode, welche sich wahrscheinlich für die Schmelz-
punktsbestimmung von klebrigen, oder pechartigen Rückständen,
deren Schmelzpunkte sehr schwierig zu ermitteln sind, anwenden
lassen dürfte, wurde von Henry Le Sueur und A. W. Crossley
mitgeteilt:
Eine kleine Menge der Substanz wird in ein 75 mm langes
and 7 mm weites Gläschen eingefüllt, das mit dem Thermometer
verbunden wird. Nachdem in das Gläschen ein Kapillarröhrchen
geworfen worden war, wird dasselbe samt dem Thermometer in
ein Wasserbad gebracht, welches langsam erhitzt wird. Sobald
beim Erwärmen die Substanz schmilzt, steigt sie in dem Kapillar-
-öhrehen empor und es wird die Temperatur abgelesen.
Im allgemeinen sei noch darauf hingewiesen, daß jede Fett-
probe, deren Schmelzpunkt bestimmt werden soll, völlig wasserfrei
sein soll, da durch vorhandene Feuchtigkeit der Schmelzpunkt
meist etwas erhöht wird (Wolfbauer).
Nachdem ein und dasselbe Fett wesentlich verschiedene
Schmelzpunkte zeigen kann, je nachdem es sofort nach dem Er-
starrenlassen, oder aber nach kürzerem oder längerem Liegen-
lassen im erstarrten Zustande zur Schmelzpunktsbestimmung be-
nutzt wird (nach längerem Lagern erhöht sich oft der Schmelz-
punkt von Neutralfetten), ist es ferner nötig, Zur Erzielung von
brauchbaren Vergleichswerten die Schmelzpunktsbestimmungen
immer nach gleicher Aufbewahrungszeit im erstarrten Zustande
‘gewöhnlich 24 Stunden) auszuführen.
Manche Fette zeigen bei der Schmelzpunktsbestimmung auch
noch die Unregelmäßigkeit, daß bei einer bestimmten Temperatur
ein gewisser Grad von flüssiger Beschaffenheit und Durchsichtigkeit
eintritt, welcher sich bei Steigerung der Temperatur um einige
Grade wieder verliert, indem die Fette wieder konsistenter und
opaker werden. Der höhere dieser Temperaturpunkte ist in
einem solchen Falle als der normale Schmelzpunkt anzusehen.
1) Arch. f. Pharm. d. d. Apoth.-Ztg. 1890.
2) Chem.-Ztg. 1899. 597.