Full text: Zur Frage über das Deutsche Maass

wenn dasselbe nicht ganz scharf und zweifellos gegeben, und 
so eingerichtet ist, dafs es mit den Copien eben so scharf ver- 
glichen werden kann. 
Man wird heutiges Tages nicht leicht eine neue Maafsein- 
heit oder. ein Urmaafßs auszuführen haben, welches willkührlich 
gewählt werden darf, vielmehr wird jedesmal ein gewisser An- 
schlufs an ein anderes Maafs gefordert, und wenn dieser in aller 
Schärfe erreicht werden soll, so mufs man darauf verzichten, das 
Urmaafs ganz richtig darzustellen. Es bleibt alsdann nur übrig, 
sobald demselben möglichst genau die beabsichtigte Gröfse ge- 
geben ist, zu untersuchen, um welche‘ sehr geringe Quantität es 
zu lang, oder zu kurz ausgefallen ist. Dieses ist bei dem preufsi- 
schen Urmaafse wirklich geschehn. Hierin liegt aber in keiner 
Beziehung ein Nachtheil oder eine Unbequemlichkeit, denn alle 
Copien sind doch wieder von dem Urmaafse verschieden, bei 
Bezeichnung ihrer Fehler kann daher auch leicht der Fehler 
des Urmaafses mit berücksichtigt werden. 
Ein wesentliches Erfordernifs eines Maafses ist, dals es 
selbstständig ist, also weder von fremder Willkühr, noch von 
gewissen anderweiten Messungen und Untersuchungen abhängt. 
Wäre eines von beiden der Fall, so würde die Hauptbedingung, 
die sich auf die Unveränderlichkeit des Maafses bezieht, nicht 
erfüllt. Das Urmaafs mufs daher materiell dargestellt und mög- 
lichst sicher aufbewahrt werden, zugleich aber auch stets zu- 
gänglich bleiben, damit so oft es gewünscht wird neue Copien 
damit verglichen werden können. 
Wie sehr man aber auch für die dauerhafte Einrichtung 
und sichere Aufbewahrung des Urmaafses gesorgt haben mag, 
so ist eine zufällige Zerstörung desselben doch immer denkbar 
und vielleicht eine Beschädigung durch unvorsichtige Behand- 
lung und Mifsbrauch noch mehr zu besorgen. Wenn ein sol- 
cher Fall wirklich eingetreten ist, oder auch nur vermuthet wird, 
so entsteht die Frage, in welcher Weise man die wahre Größe 
des Maalses wieder finden kann. Hiezu bieten die damit ge- 
nau verglichenen Copien das sicherste Mittel, und dieses ist 
viel zuverlässiger, als die Vergleichung mit der Pendel-Länge 
oder mit andern Naturmaalsen. Diese Ansicht, die schon lange 
in wissenschaftlichen Kreisen feststand, hat bei der Wiederher- 
stellung des englischen Maafses und Gewichtes zum ersten Mal 
officielle Geltung gefunden. Bei Einrichtung des Urmaafses mulfs
	        
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