nächst kommt es darauf an, den Einfluls des Widerstandes der
Luft zu ermitteln, wobei wie Bessel gezeigt hat, bisher ganz
falsche Voraussetzungen gemacht wurden. Endlich soll gemein-
hin auch die Pendel-Länge, um das Resultat von der Höhe des
Beobachtungs-Ortes unabhängig zu machen, noch auf den Mee-
res-Spiegel reducirt werden, wobei man wieder nur von zwei-
felhaften Voraussetzungen ausgehn kann. Es leuchtet ein, dafs
selbst die Längen-Messungen hierbei schon viel schwieriger
und daher weniger genau sind, als die directe Vergleichung
zweier Stäbe. Hiezu kommen aber noch alle übrigen Messun-
gen, von denen jede mit viel gröfseren unvermeidlichen Fehlern
behaftet ist.
Auch nach der preufsischen Maafs- und Gewichts-Ordnung
von 1816 sollte die Länge des einfachen Secunden-Pendels in
Berlin dazu dienen, um das Fufßsmaafs zu allen Zeiten wieder-
herstellen zu können. Die Pendel-Länge war indessen damals
noch nicht genau genug bekannt, und sonach mufste ihre nähere
Bezeichnung vorbehalten bleiben. Bessel löste 1835 diese Auf-
gabe, nachdem er schon früher die Pendel-Länge für die Königs-
berger Sternwarte bestimmt hatte *). Ob indessen dieser Weg
zur Wiederfindung des Maafses passend und empfehlenswerth
sei, hierüber wurde Bessel zu keiner Aeufserung veranlafst.
Mehrfach ist der Vorschlag gemacht worden, die Länge des
einfachen Secunden-Pendels unmittelbar zur Maa(s-Einheit zu
wählen, und solange es noch nicht bekannt war, dafs die Schwere
an verschiedenen Stellen der Erdoberfläche verschieden sei, glaubte
man hierin sogar ein allgemeines Maafs gefunden zu haben.
Bei allen diesen aus der Natur entnommenen Maafsen, oder den
sogenannten Naturmaalsen, mögen sie die Länge des einfachen
Secunden - Pendels an einem bestimmten Orte und in bestimm-
ter Höhe darstellen, oder mögen sie, wie das Meter, ein gewis-
ser Theil des Meridian-Quadranten sein sollen, tritt immer der
grofse Uebelstand ein, dafs ihre Gröfse mit derjenigen Sicher-
heit nicht gefunden werden kann, welche das Urmaafs haben
mufs. Hieraus folgt aber wieder, dafs jede neue Darstellung
eines solchen Naturmaafses zu einem abweichenden Resultate
führt, und sonach selbst die Hauptbedingung des Maalses, dafs
*) Untersuchungen über die Länge des einfachen Secunden-Pendels. Ab-
handlungen der Berliner Academie der Wissenschaften. 1826,