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Es ergiebt sich hieraus, dafs die Gewichts-Einheit sich aus
dem Längenmaafse nicht herleiten läfst, vielmehr für Beide, unab-
hängig von einander, willkührliche aber scharf bestimmte, und
aus den zahlreichen Copien- derselben mit großer Sicherheit
wiederherzustellende Einheiten zu wählen sind.
Bessel ging noch weiter und forderte die Kinführung einer
dritten Einheit, nämlich für den Rauminhalt. Die Messung sollte
aber in diesem Falle durch Anfüllung mit einer möglichst homo-
genen Flüssigkeit erfolgen. Diese Absicht wird dadurch unter-
stützt, dals die Gemäfse für feste, wie für flüssige Körper ur-
sprünglich ganz unabhängig vom Längenmaafse entstanden sind,
und man nur später die Beziehung zwischen beiden darzustellen
bemüht gewesen ist. Man könnte meinen, dafs auch die Flächen-
Einheit eben so, wie die Raum-Einheit unabhängig vom Längen-
maalse anzunehmen wäre, aber eines Theils lassen sich Flächen,
besonders wenn sie eben sind, durch Messung von Linien viel
genauer bestimmen, als Körper, andern Theils giebt es auch kein
einfaches Verfahren, um zwei Flächen unmittelbar mit einander
zu vergleichen.
Was nun die Feststellung und Erhaltung der Gewichts-Ein-
heit betrifft, so gelten dafür dieselben Bedingungen, die für die
Maafs-Einheit entwickelt sind, es ist aber nicht zu verkennen,
dafs die Berücksichtigung derselben noch schwieriger ist. Nament-
lich mufßs das Urgewicht nicht nur wie das Urmaals vor zufälli-
gen Beschädigungen sicher gestellt sein, sondern es mufßs auch
jede Veränderung in seiner ganzen Oberfläche durch atmosphä-
rische Einflüsse verhindert werden. Aus diesem Grunde werden
in Frankreich, wie in England, die Urgewichte und deren erste
Copien aus Platina dargestellt, aber dennoch ist es zweifelhaft,
ob sie in voller Schärfe dauernd unverändert bleiben, oder ob
sie vielleicht in Folge der unvermeidlichen schwachen Oxydation
nach und nach doch etwas schwerer werden. In neuster Zeit
ist daher der Versuch gemacht worden, die Gewichte aus Berg-
erystall darzustellen.