Full text: Zur Frage über das Deutsche Maass

selbstständiges Urmaafs zu bilden, das ohne Nachtheil in einem 
etwas complicirteren Verhältnisse zum pariser Fufse stehn durfte, 
wogegen es hier darauf ankam, das frühere englische Maafs in 
der äufsersten Schärfe wiederzugeben, oder aber die unvermeid- 
liche Abweichung zwischen beiden möglichst genau zu ermitteln. 
Demnächst erscheint es auch bedenklich, wenn der Fehler jeder 
Copie durch die Temperatur-Veränderung ausgedrückt wird, bei 
welcher diese Copie die richtige Länge annimmt. Unmittelbar 
war dieses nicht zu messen, man mulste also eine gewisse Vor- 
aussetzung über die Ausdehnung jedes Stabes machen. Diese 
beruht zwar auf wirklichen Messungen, aber letztere konnten, 
weil sie sehr mühsam sind, nicht vollständig durchgeführt wer- 
den. Bei der für das preufsische Maafs gewählten Vergleichungs- 
art brauchte man dagegen nur die Ausdehnung des Urmaalses 
zu kennen, und diese ist in dem Alkohol-Bade viel genauer und 
so scharf und vollständig ermittelt worden, dafs man für jede 
Temperatur, die bei der Vergleichung vielleicht vorkommt, die 
Länge des Stabes mit Sicherheit angeben konnte. Endlich ist 
auch die Vergleichung mit den Copien insofern zweifelhaft, als 
die Striche, welche das Maals begrenzen, am Boden der Bohr- 
löcher liegen. Das Mikroskop kann daher nicht soweit genähert 
werden, wie es bei dessen vortheilhaftester Einrichtung nöthig 
wäre, und dasselbe schwächt noch mehr das an dieser Stelle an 
sich schon schwache Licht. Hierzu kommt noch, dafs nicht dafür 
gesorgt ist, so oft es gewünscht wird, Copien mit dem Urmaaflse 
bequem und sicher immer aufs Neue zu vergleichen. 
Aus Vorstehendem ergiebt sich, dafs durch diejenigen drei 
Maafsbestimmungen, welche allgemein als die bedeutendsten an- 
gesehn werden, den vorerwähnten Bedingungen theils gar nicht, 
theils aber nicht so vollständig entsprochen ist, als dieses wohl 
möglich gewesen wäre. Die neue Feststellung eines Maa- 
(ses und zwar in der höchsten Vollendung kann daher keines- 
wegs als ein überflüssiges Unternehmen angesehn werden, und 
es ist sogar wahrscheinlich, dafs dieses Maafs, wenn die Copien 
desselben stets leicht und sicher damit verglichen werden können, 
über die Grenzen von Deutschland hinaus bei wissenschaftlichen 
Untersuchungen Anwendung finden wird. Bei der Einführung 
eines gemeinsamen Maafses in den deutschen Staaten bietet sich 
hierzu von selbst die Gelegenheit, und die bisher bei Feststellung 
des preufsischen und englischen Maafses gemachten Erfahrungen
	        
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