Full text: Zur Frage über das Deutsche Maass

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vollen Gröfse angenommen werden mufs, wenn man eine Erleich- 
terung des Verkehrs mit dem betreffenden Lande beabsichtigt. 
Bei dem englischen Maafse ist diese Rücksicht nicht störend, 
denn wenn das Urmaafs desselben auch den Yard darstellt, so 
findet der dritte Theil davon oder der Fufßs noch häufiger An- 
wendung, als der Yard selbst. Wollte man dagegen das’deut- 
sche Maafs an das Meter anschliefsen, und zwar etwa in dem 
Verhältnisse von 3 zu 10, so würde im Verkehr mit Frankreich, 
Belgien und’ Holland, wo das Meter gilt, jedesmal noch eine 
Reduction eintreten müssen, die schon im Längenmaafse, aber 
noch viel mehr im Flächen- und Raummaafse der Sicherheit und 
Erleichterung wegen die Benutzung von Tabellen erfordert. So- 
bald man aber zu solchen greift, so ist es ganz gleichgültig, ob 
das Verhältnis, nach dem diese berechnet sind, ein einfacheres 
oder ein mehr zusammengesetztes war. Die Uebernahme eines 
aliquoten Theiles vom Meter würde also selbst in dem Verkehr 
mit den benannten Ländern gar keinen Nutzen haben. 
Mein Vorschlag geht hiernach dahin, das deutsche Maafs 
möglichst nahe an das englische anzuschliefsen, so dafs in 
allen commerciellen und technischen Beziehungen beide als iden- 
tisch anzusehn sind. Die Selbstständigkeit mufs jedoch dadurch 
gewahrt werden, dafs das deutsche Maafs. auf einem besondern 
Urmaafse beruht, welches den vorstehend entwickelten Bedin- 
gungen möglichst vollständig entspricht. Kine genaue Ueber- 
einstimmung desselben mit dem englischen Urmaafse ist weder 
an sich zu erreichen, noch auch in irgend einer Beziehung noth- 
wendig. Die geringe Differenz, die vielleicht cinige Milliontheile 
der ganzen Länge betragen wird, kommt nur in den seltensten 
Fällen in Betracht und alsdann verursacht die Reduction des 
einen Maafses auf das andre eine so geringe Ausdehnung der 
Rechnung, dafs dieselbe vergleichungsweise gegen die Rechnun- 
gen der jedesmaligen wissenschaftlichen Untersuchung vollständig 
verschwindet. Mit diesem deutschen Urmaafse müssen sogleich 
zahlreiche Copien aufs sorgfältigste verglichen werden, welche 
den einzelnen deutschen Regierungen, so wie auch Behörden und 
wissenschaftlichen Anstalten des Inlandes und Auslandes zuzu- 
stellen sind. Es ist aber dafür zu sorgen, dafs solche Vergleiche 
jederzeit mit Leichtigkeit vorgenommen werden können, um theils 
die Unveränderlichkeit des Urmaaflses festzustellen, und theils so 
oft es gewünscht wird, neue und sichere Copien zu beschaffen.
	        
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