Full text: Blüchers Auskunftsbuch für die chemische Industrie (2. Halbband, L - Z)

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Papier. 
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zu einer dünnen gleichmäßigen Schicht aus, der man das Wasser durch eine Art Filtervorgang (Ab- 
saugen) und folgend durch Verdunstung entzieht. 
Die besten Papierfasern liefern die Hadern (Lumpen); minderwertigere Papiere erhält man 
durch Verwendung von Hadernsurrogaten, wie Holz, Stroh, Esparto usw. Von den Hadern liefern 
diejenigen aus Flachs- und Hanfgewebe die haltbarsten Papiere; dann rangieren die Baumwollhadern 
und zum Schlusse diejenigen aus halbwollenen und halbleinenen Geweben. Die Holzsurrogate werden 
in der Form des Holzschliffs sowie des Zellstoffs (Cellulose) verwendet. Diese bilden, da das Lumpen- 
material immer spärlicher und teuerer wird, den wichtigsten Rohstoff der Papierfabrikation, dazu 
kommt für Schrenz u. a. ordinäre Packpapiere Altpapier, dessen Druckerschwärze in diesem 
Falle nicht stört; für feinere Papiere hat man sich, wie die große Reihe der einschlägigen Verfahren 
und Vorschläge beweist, sehr bemüht das Druckpapier zu bleichen, bisher ohne nennenswerten Erfolg. 
Er war auch nicht zu erwarten, denn Druckerschwärze ist fast ausschließlich eine Rußfarbe und 
Ruß ist als molekularer Kohlenstoff nicht bleichbar, auch seine mechanische Entfernung durch 
Lockerung der Papierfaser mittels Alkalien oder Lösung der Bindemittel mit Benzol, öligen und 
sonstigen Lösungsmitteln kann nicht befriedigend gelingen, da die Farbe durch den Druckvorgang 
in die Faserzwischenräume eingepreßt wird. Aber auch wenn ein Verfahren gefunden würde, Alt- 
papier ohne Faserschwächung rein weiß zu bleichen, wäre es in Anwendung auf den immerhin billigen 
Abfallrohstoff viel zu teuer, umsomehr, als alle chemischen Mittel dem Altpapier auch seine Leimung 
entziehen, deren Wert für die Bereitung der neuen Masse nicht zu unterschätzen ist. Am sichersten 
wäre der Ersatz der rußhaltigen und darum so schwer entfernbaren Druckerschwärze im Zeitungs- 
druck gegen leicht abziehbare bleichbare Teerfarbstoffe, doch wird die Umsetzung dieser ein- 
jachen Lösung der Frage in die allgemein anzuwendende Praxis wohl noch lange Zeit auf sich 
warten lassen. 
Die Herstellung des Hadernpapiers erfolgt in folgenden Abschnitten des Vorganges: 
1. Die stufenweise Zerkleinerung a) in trockenem Zustande durch Zerschneiden mit Messern 
aus freier Hand und auf Maschinen (den Lumpenschneidern); b) nach Vermengung mit Wasser das 
Zerstampfen mit Hämmern und Zermalmen mittels eines schnell umlaufenden, mit messerartigen 
Metallschienen versehenen Drehkörpers, meist einer Walze, zu sog. Halbzeug, in dem die Spuren 
des Rohstoffes fast ganz vertilgt sind, aber noch kenntliche Reste der Fäden vorkommen; endlich 
c) wieder mit Wasser gemengt die Vermahlung des Halbzeuges zu Ganzzeug, Feinzeug, d. h, bis zur 
zänzlichen Auflösung der Fäden in zarte, kurze Fäserchen, wozu eine ähnliche Walze oder ein aus 
zefurchten Scheiben zusammengesetzter Apparat dient. Dazu kommt d) das Fertigmachen des 
Ganzzeuges durch Zusatz von klebenden, füllenden und färbenden Stoffen, 
2, Die Bildung des Papierbogens aus dem dünnen, breiartigen Ganzzeug mittels eines sieb- 
artigen Drahtgeflechtes (der Papierform). 
3. Vollendung des Papiers, hauptsächlich durch Auspressen und Trocknen, ferner durch 
Olätten, Färben der fertigen Papierbahn, Appretieren usw. 
Halbzeug, 
Die chemischen Vorgänge konzentrieren sich auf den ersten Teil des Gesamtprozesses und 
beginnen mit der Kochung der sortierten und mechanisch gereinigten Lumpen. Zu diesem Zwecke 
werden die Lumpen in Kochern von meist kugeliger, seltener zylindrischen Form, die ca. 1500 kg 
Lumpen fassen, unter steter Drehung und einem Druck bis zu 3—5 Atm. (bis 152° C) mit Ätzkalk- 
lauge (seltener kaustischer Soda) 4—12 Stunden lang behandelt. Hierzu wird guter, frisch gebrannter 
Kalk verwendet. Man braucht für 100 kg Lumpen durchschnittlich gewöhnliche Kalklauge aus 4 kg 
Irisch gelöschtem Kalk — Innendruck 2—3 Atm. Nach dem Kochen wird die dunkelbraune Lauge 
abgelassen, worauf man die Lumpen nochmals in eigenen Waschholländern oder in Halbzeug- 
holländern mit reinem Wasser wäscht. Hierbei sollen die gekochten Lumpen nicht gemahlen 
werden, weil sonst der noch anhaftende Schmutz in die Faser gewaltsam eingepreßt (hinein- 
gemahlen) wird, so daß der folgende Bleichprozeß große Schwierigkeiten bereitet, 
Das so gewonnene Halbzeug wird nun, wenn es ungebleicht zur Verwendung gelangen 
soll, unmittelbar in den Abtropfkästen des Stoffkellers halbwegs entwässert, oder die Masse 
wird zur Herstellung weißer, reinfarbiger Papiere durch einen Oxydationsprozeß im Bleich- 
holländer gebleicht. Zum Bleichen verwendet man im allgemeinen Chlorkalklösung unter lang- 
samem Zusatz von Schwefelsäure oder elektrolytisch erzeugte Hypochloritbleichlauge. Andere 
Bleichmittel, wie z. B. Chlorgas, Chlorwasser, Wasserstoffsuperoxyd, Bariumsuperoxyd usw., finden 
kaum Anwendung. Das Bleichen wird in besonderen großen Bleichholländern vorgenommen, das 
sind betonierte, oft auch mit glasierten Kacheln ausgelegte Trogholländer mit einem Fassungsraum 
von 3000— 10000 kg Halbstoff (Trockengewicht), in denen man das Halbzeug durch ein Schaufelrad 
oder einen Propeller ständig in kreisender Bewegung hält. Für 100 kg feine Lumpen verwendet man 
I kg, für 100 kg grobe oder bunte Lumpen bis 12 kg Chlorkalk. Als oberste Grenze für die Erwärmung
	        
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