Porzellan.
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'Calciumcarbonat) als Marmor oder Kreide, ferner auch Gips (Calciumsulfat) für Glasuren. 4, Quarz
(Kieselsäure) als reinster Sand, Quarzit, Feuerstein, Kieselsinter, Infusorienerde. 5. Porzellan-
scherben.-— Die Bereitung der Masse erfolgt je nach dem Verwendungszweck der Ware mit viel
Flußmittel, um es leichter, mit wenig, um es schwerer schmelzbar, dagegen widerstandsfähiger
gegen Temperatur wechsel zu machen, z. B. in Berlin durch Vermischen von 100 Kaolin von Sennewitz,
der etwa 55 Tonsubstanz (s. Tonwaren) und 22—23 Quarz enthält mit 30 Feldspat. Hartporzellan für
chemische Zwecke wird aus 54 Tonsubstanz, 18 Quarz und 28 Feldspat zusammengesetzt; diese Gerät-
schaften können auf freier Flamme erhitzt werden; durch größeren Feldspatgehalt werden sie spröder.
Figuren werden aus einer Masse geformt, die Scherbenmehl (zur Herabsetzung der Schwindung)
und plastischen Ton (Erhöhung der Plastizität) enthält. Durch die Verschiedenheit der Kaolin-
arten und der Verwendungsgebiete der Erzeugnisse als Baumaterial für Boden- und Wandplatten,
Kugelmühlen, Kacheln, Ziegel, für Gebrauchsgeschirr, Laborgerät, Kunstwerke usw. wird die Zahl
der Mischungen sehr bedeutend, doch hat jede Manufaktur ihre feststehenden Mengenverhältnisse,
von denen sie nur bei der Aufnahme von Neufabrikaten abgeht. Über Vorbereitung der Rohstoffe.
ihre Mischung, Formung der Masse, Brand, s. Tonwaren. ;
Die Glasurmasse für Hartporzellan ist tonerdeärmere, flußmittelreichere Porzellangrund-
masse, ein schwer schmelzbares, kieselsäurereiches, durch seinen Tonerdegehalt etwas getrübtes
Glas, dessen Satz Marmor, Magnesit, Gips oder ein anderes Flußmittel beigegeben wird, Meißener
Glasur besteht nur aus Kaolin, Quarz und Marmor, Berlin mischt noch Feldspat oder Scherben-
mehl zu. Richtig zusammengesetzte Glasur dehnt sich ebenso stark aus, wie die Grundmasse und
zeigt auch den gleichen Schwindungsgrad, neigt demnach auch weder zur Bildung grober noch feiner
{Haarrisse) Sprünge, sie wird vom Scherben nicht aufgesaugt, tropft und blättert nicht ab, verschmilzt
völlig mit dem Scherben.
Man brennt das sehr langsam getrocknete, geformte Hartporzellan zur Erzielung von Festigkeit
and Porosität des Stückes im ersten Verglühbrande bei starker Rotglut (900° = SK 010, Schrüh- oder
Biskuitbrand), glasiert nach dem Erkalten durch Eintauchen des Stückesin denGlasurschlicker, trocknet
und brennt es ebenso wie beim ersten Brande in Kapseln bei1410—1480° (SK 14—17) im Gaskammer-
ofen (s. Tonwaren; Öfen) gar oder glatt. Die Kapseln und Muffeln werden aus dichtbrennendem Binde-
ton und Schamotte (s. Feuerfeste Mineralerzeugnisse, Schmelztiegel) in Gipsformen gegossen, wenn rund-
förmig auf der Scheibe gedreht, gepreßt oder gestanzt. Sie müssen dicht gegen Rauchgase, volumen-
beständig und widerstandsfähig gegen Temperaturwechsel sein. — Während des Brandes steht
das Stück an der Auflagerstelle, von der Glasur befreit (um nicht anzubacken, Unterschied vom
Steingut, s. d.), auf dem sog. Pumbs, einer Schamotteplatte vom gleichen Schwindungsgrad wie
das Stück. Die Schwindung beträgt im Rohbrande 4—5, im Garbrande 8—10, in Summe 12—15 %.
Man brennt unter fortgesetzter Beobachtung der neben und auf die Kapseln gestellten Seger-
kegel durch Schaulöcher des Ofens ausschließlich im Reduktionsfeuer (zur Vermeidung oxydischer
Gelbfärbung von stets vorhandenem Oxyduleisen) während 20— 40 Stunden, bis die Glasur völlig
geflossen ist. Die gebrannten Stücke werden nach Fein-, Mittel-, Ausschußgut und Bruch sortiert;
die Möglichkeiten der Fehlerbildung (Sprünge, Glasurrisse, Flugstaubverunreinigung), bei sich in
der Hitze verziehenden und nicht mehr dicht schließenden Kapseln, Verbiegungen besonders bei
großen figürlichen Stücken, deren Teile nicht genügend gestützt wurden, Blasen- und Flecken-
bildung usw. sind so groß, daß völlig fehlerfreie Stücke selten sind.
Die Verzierung des Porzellans, auch des Feinsteingutes, erfolgt, soweit nicht die Masse
im Ganzen getönt oder gefärbt wird, vorwiegend örtlich durch Malerei oder farbige Glasuren. Unter
den Porzellanfarben (s. Keramische Farben), die entweder trübe gefärbte Gläser oder gelöste Metall-
verbindungen (Farbsalze) sind, unterscheidet man die unter oder auf der Glasur aufgetragenen, im
Garbrand eingebrannten Scharffeuer- (Unterglasur-) von den Muffel- oder Schmelzfarben,
die auf das fertige glasierte Porzellan aufgemalt, in der Muffel bei niedriger Temperatur eingebrannt
werden, reliefartig auf der Glasur sitzen, dementsprechend hier weniger haltbar sind. Die Palette
der Schmelzfarben ist viel größer als die Zahl der Scharffeuerfarben, die nicht nur die hohe Tem-
peratur, sondern vor allem die Jlangdauernd wirkende Reduktionsflamme ertragen müssen, sie sind
auch stumpfer im Ton, der überdies häufig anders ist, wie jener der ursprünglich angewandten Farbe,
und eignen sich mehr als zur Malerei zur zarten Flächentönung oder zur Färbung der ganzen Glasur-
schicht.
Scharffeuerfarben sind: Kobaltoxyd für Blau (Meißner Zwiebelmuster, alte ostasiatische
Porzellane), Chromoxyd für Grün, beide Oxyde geben Blaugrün, Uranoxyd für Schwarz, Urangelb
und Zinkoxyd für Orange, Titansäure (als Rutil) für Grau bis Schwarz, ebenso auch Iridium, ferner
Kupfer-, Nickel-, Platin-, Vanadiumsalze für verschiedenfarbige Nuancen. Die Metallverbindungen
werden als wäßrige Lösungen oder als Körperfarben in Mischung mit Glasurmasse aufgetragen.
Die Muffelfarben sind hingegen ausschließlich gefärbte Bleigläser, die man durch Verschmelzen
des färbenden Oxydes mit Mennige, Quarz und Borax (sog. Fluß) herstellt, äußerst fein mahlt und
mit venetianischem Terpentin auf die Glasur aufmalt und gelinde einbrennt. Die Farbtöne bleiben
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