Full text: Blüchers Auskunftsbuch für die chemische Industrie (2. Halbband, L - Z)

Schmelzware— Schmiermittel. 
Schmelzware: Töpferwaren. 
Schmer: Schweinefett, . ; 
Schmiedeeisen: Eisen, technisch 4. ; 
Schmiedepech: Harzöle; s. a. Pech. 
Schmiermittel: sind während des Schmiervorgangs flüssige Stoffe von möglichst großer 
Haftfähigkeit an den zu schmierenden Flächen und von möglichst geringer innerer Reibung der 
eigenen Teilchen. Solche Stoffe erfüllen den Zweck, die äußere Reibung gleitender Flächen da- 
durch zu verringern, daß sie die direkte Berührung derselben verhindern, so daß sie leichter an- 
einander hin bewegt werden können und sich weniger abnützen, wodurch Kraft und Material gespart 
werden. Die Schmierfähigkeit eines Stoffes ist demnach direkt abhängig von seiner Zähflüssig- 
keit (Viskosität, inneren Reibung), und darum wählt man für schnellaufende Achsen, z.B. von Zen- 
trifugen, Näh- und Spinnereimaschinen dünnflüssigere Öle von geringer innerer Reibung, um an 
Kraft zu sparen, für schwere Lager hingegen dicke Öle und Fette, um deren Herauspressen und Fort- 
schleudern zu verhüten; neuerdings richtet man sich jedoch mehr nach der Temperatur, die 
die Lager während des Laufes der Maschine annehmen: jenes Schmiermittel ist das beste, das sich 
bei bestimmten Dimensionen der reibenden Flächen, einer bestimmten Laufschnelligkeit der Ma- 
schine usw. am wenigsten erwärmt. Ferner müssen die Schmiermittel je nach der Art der Maschine 
und auch allgemein kältebeständig sein, um im Winter nicht einzufrieren ; sie dürfen, wenn für Heiß- 
dampfmaschinen bestimmt, bei hoher Temperatur nicht verdampfen, sollen keine sauren, die Eisen- 
teile angreifenden Bestandteile enthalten oder bilden und müssen schließlich oxydationsbeständig 
sein, d. h. man verlangt von den Schmierölen, daß sie bei höherer Temperatur oder beim längeren 
Lagern nicht verharzen.. 
Diese und andere Bedingungen erfüllen für den jeweiligen: Zweck die Kohlenwasserstoff- 
gemenge, die der Erdöl- und Teerdestillation entstammen. Die früher ausschließlich verwendeten 
Öle und Fette des Pflanzen- und Tierreiches, die als Glyceride von Fettsäuren diese beim Ranzigwerden 
abspalten, so daß die dann sauren Schmiermittel die Maschinenteile angreifen, werden heute nur 
noch in Mischung mit Mineralölen, z. B. für Schiffsmaschinenschmierung, als sog. Compoundöle 
angewandt. Diese, auch die aus Tran gewonnenen ‚,Voltolöle‘‘, ferner eingedicktes Rüb- und 
namentlich Ricinusöl zeichnen sich durch hohe Schlüpfrigkeit aus und neigen, durch die ver- 
schiedenartige Behandlungsart chemisch ‚wesentlich verändert, nicht mehr zum Sauerwerden 
(Marineöle). Vorallem aber behalten die Pflanzenöle auch bei höherer Temperatur ihre. 
Zähflüssigkeit, während Mineralöle dann dünnflüssig zwischen den Schmierflächen herausgepreßt 
oder -geschleudert werden. 
Man teilt die Schmiermittel ein, und zwar im Sinne der im Stahleisenverlag Düsseldorf 
1922 erschienenen, geradezu mustergültigen „Richtlinien für den Einkauf und die Prüfung von 
Schmiermitteln, aufgestellt und herausgegeben vom Verein deutscher Hüttenleute, Gemeinschafts- 
stelle „Schmiermittel“, in: 1. Schmieröle aus Erdöl, a) Destillate, b) Raffinate, c) Rückstandsöle; 
2. Braunkohlen-, Schiefer- und Steinkohlenschmieröle, letztere in a) Teerfettöle, b) Tieftemperatur- 
teeröle; 3. Mischöle aus 1 und 2 (nicht mit Pflanzen- oder Tierölen); 4. Schmierfette auf Grundlage 
von Seife oder ohne Seife a) mit Graphit und Ruß, b) gefüllt mit anderen Stoffen. In der genannten 
Broschüre, in der auch 22 Untersuchungsverfahren (spez. Gew., Flammpunkt, Stockpunkt, Zäh- 
flüssigkeit usw.) im einzelnen wiedergegeben sind, finden sich dann in Tabellenform die einzelnen 
Öle nach Verwendungsgruppen angeordnet: Transformatoren-, Schalter-, Eismaschinen-, Dampf- 
turbinen-, Luftkompressor-, Gasmaschinenzylinder-, Dampfzylinder-, Automobilöle usw. mit 
genaueren Angaben über die Bedingungen, die sie erfüllen müssen. ; 
Die Rohstoffe der Schmiermittelindustrie sind Gemenge zahlreicher gesättigter und unge- 
sättigter Kohlenwasserstoffe, zum Teil von hohen Molekulargewichten und Siedepunkten, welch 
letztere von den Benzinfraktionen ansteigend sich über 300° erheben. Die Industrie ist demnach eine 
rein empirische, ihre Methoden beschränken sich auf Destillation im Heißdampfstrom unter Mithilfe 
des Vakuums mit Gewinnung von Fraktionen und auf Reinigung durch Ausfrieren des Paraffins, Fil- 
tration von Kohle und Brandharzen, Behandlung mit konz. Schwefelsäure und Natronlauge (s. Erdöl). 
Manche natürliche Erdöle sind nach Abdunsten der leichtsiedenden ‚Bestandteile und Filtration 
(eventl. nach vorhergehender Verdünnung mit einem Lösungsmittel, das nachträglich wieder ab- 
destilliert wird) ohne weitere Behandlung als Schmieröle verwendbar, so die Franklin- und billigen 
Vulkanöle, die besonders im Eisenbahnbetrieb in großen Mengen verbraucht werden; letztere 
haben das spez. Gew. 0,90—0,94 als Winter- (Sommer-)öle, bei 20° die Viskosität 25—45 (40— 60), 
bei 50°: 4,5—7,5 (7—10) und den Flammpunkt 145° (160°), nach den Anforderungen der preußischen 
Staatsbahnen. Bessere Vulkanöle werden durch Verkochen von eingeengten paraffinfreien Erdöl- 
destillaten mit Dampf erhalten, paraffinhaltige verdünnt man oder unterwirft sie zuweilen der 
Reinigung mit Schwefelsäure, um in allen genannten Fällen Öle mit den geforderten Eigenschaften 
zu erhalten. 
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