1082 Schwefeldioxyd u. Sulfite.
licher Gefäßraum 0,8 ]; amtliche Prüfung des Transportzylinders, die jedes Jahr zu wiederholen
ist, auf 30 Atm. Druck.
So wie das Schwefeldioxyd als Gift auf die Atmungsorgane einwirkt, schädigt es auch in
hohem Maße die Kulturen. Solange es Kohlenfeuerungen gibt, wird auch die Vegetation nahe
bei Großstädten kränklich, von fahler Farbe und dürr aussehen, Betriebe, die direkt das Gas pro-
duzieren, müssen daher Sorge tragen, daß der „Hüttenrauch‘‘ vor Entlassung in die Atmosphäre
Kalktürme passiert oder durch sehr hohe Schornsteine in Windregionen geführt wird. Auch auf
niedere Organismen wirkt das Gas, natürlich in noch höherem Maße vernichtend, worauf die Ver-
wendung des Schwefeldioxydes als Desinfektionsmittel und Vertilgungsgas beruht. Auf Grund
seiner reduzierenden Wirkung wird es als Bleichmittel verwandt, und zwar für Wolle und Seide,
Getreide-, insbesondere Maismehl, Zucker, Porzellanerde und viele andere Stoffe. Schwefeldioxyd
spielte ferner eine wichtige Rolle im Leuchtgas (s. d.) -reinigungsverfahren von Feld, es dient als
flammenerstickendes Gas im Feuerlöschwesen, zur Nitritgewinnung aus Nitrat und Erdalkalihy-
droxyd, wurde als Mittel zur Aufschließung von Phosphaten und Phosphorschlacken in Vorschlag
gebracht, wird unzulässigerweise zum Auffrischen von Wurstwaren, Hackfleisch und Fleisch ver-
wandt, denen es gesunde rote Farbe verleiht, und dient nach einer neuen Angabe auch zur Herstel-
lung von Trockenkartoffelkonserven, Schwefeldioxyd ist unentbehrlich in der Stärkefabrikation
zur Lockerung der Zellgewebe und Eiweißstoffe, die die Stärkekörner einhüllen, essollte zur Aufschlie-
ßung von tonerdehaltigen Materialien, Boraten, zur Zink- und Kupfererzlaugung, als Zusatz bei der
Kupfersulfatelektrolyse, zur Entzinkung verzinkter Eisenabfälle, auch zur Weißblechentzinnung,
zur Kupferfällung aus seinen Laugen, verwandt werden. Weiter wurde es zur Abwasserbehandlung,
Erdölreinigung, Fettbleiche, Fettspaltung, zur Extraktion von Ölen, Mineralölen, Knochenfett,
zur Verbesserung der Schmieröle, Wollfettabscheidung, Teer- und Teerölreinigung, herangezogen.
Hauptverbraucher für Schwefeldioxyd sind die Schwefelsäure-, Sulfitcellulose- und Leimindustrie,
S. a. Bleichmittel.
Schwefligsaure Salze (Sulfite): Von der schwefligen Säure leiten sich die normalen Me,SO, (Sulfite)
und die sauren Salze MeHSO,(Bisulfite) ab, von denen eine oder beide Reihen der Metalle Kalium,
Natrium, Ammonium und Calcium technische Bedeutung besitzen. Die Sulfite anderer Elemente
sind fallweise (entsprechend ihrer technischen Verwendbarkeit) bei denselben abgehandelt. 5. a
Hydrosulfite.
Die drei technisch verwendeten Kaliumsalze der schwefligen Säure erhält man durch
Einleiten von Schwefeldioxydgas, wie es verflüssigt in den Handel kommt (s. o.) in Kalilauge
oder in Pottaschelösung, und zwar resultieren: 1. Beim HEinleiten, bis das Aräometer das spez.
Gew. 11,5 anzeigt: K-bisulfit KHSO,, erhaltbar in leicht wasserlöslichen Kristallen; 2. bis die Lö-
zung 45 °Be spindelt: K-sulfit, das neutrale Salz K,SO,.2aq, das als sehr reine, durch Einhängen
von Weißblechstreifen völlig von der Eisengelbfärbung befreite Lauge, im Zeugdruck als Ätz- und
Reservemittel angewandt, nicht anders (man kann auch zerfließliche Kristalle herstellen) gehandelt
wird; 3. aus dieser Lösung durch weiteres Einleiten von überschüssigem Schwefeldioxydgas bei
Kochhitze, bis die Lösung deutlich nach dem Gase riecht: das Anhydrid des K-bisulfites
(2 KH SO;-H,O), K,S,O;, Kaliummetabisulfit oder K-pyrosulfit, das in beständigen glänzend-durch-
sichtigen Kristallen oder in Form scheibenförmiger Kristalldrusen in den Handel kommt, wie sie sich
an Bleistreifen bilden, die man in die Lösung einhängt. Diese Salze dienen in der Färberei und im
Gewebedruck als Beize, auch in der Photographie als Entwicklerzusatz.
Analog stellt man bei der Gewinnung der Na - Salze der schwefligen Säure zuerst das in kleinen,
glasglänzenden Kristallen (völlig farblos, eisenfrei: Kristallbisulfit) erhaltbare Na-bisulfit, NaHSO,,
durch Einleiten von Schwefeldioxydgas in die kaltgesättigte wäßrige Lösung von völlig eisenfreier
Soda, und zwar für den technischen Großverbrauch als 38—40 gräd. Lauge (Bisulfitlauge des
Handels) her, und setzt zur Umsetzung zum neutralen Sulfit Na,SO, die für die Bildung nötige
Menge reiner fester oder gelöster Soda zu. Man gewinnt so das neutrale Salz mit 7 Mol. aq, beim
Mischen der Bisulfit- mit der Sodalösung bei gewöhnlicher Temperatur, wasserfrei, wenn man in
der Hitze arbeitet. Das Natriumsulfit dient wegen seiner handlicheren Form auf vielen Gebieten
ähnlich wie das Schwefeldioxydgas (s. d.), das aus dem Salz durch Mineralsäuren in Freiheit gesetzt
wird, zum Konservieren von Nahrungsmitteln, besonders (in Deutschland verboten) zur Auffrischung
von rohem und geräuchertem Fleisch, dessen Farbe dann hellrot und frisch erscheint, ohne daß
begonnene Zersetzung aufgehalten würde. Eidotter für technische Zwecke wird durch Zusatz von
bis zu 5 % Na-sulfit wirksam vor dem Verderben geschützt. Das Salz ermöglichte erst die Erzielung
ainigermaßen befriedigender Ausbeuten bei der im Kriege im großen Maßstabe betriebenen Her-
stellung von Gärungsglycerin (Protol), da es die Eigenschaft besitzt, in wäßriger Lösung alkalisch
in der für das Hefewachstum günstigen Weise zu reagieren. In der Photographie wird es häufiger
angewandt, als das K-sulfit (s. o.). — Wichtiger fast ist für die Technik das Na-bisulfit als Re-
duktionsmittel in der organischen und Teerfarbstoffchemie, Färberei, im Zeugdruck, als Zusatz
zu galvanischen Cyanidbädern, zur Herstellung von Hydrosulfiten, zum Bleichen von Faserstoffen,