1110 Seife und Waschmittel.
seitigt werden sollen, mit Kochsalz ausgesalzen, worauf man den abgeschiedenen ‚Kern‘ nach Ent-
fernung der Unterlauge auf frischer Kochsalzlauge umlöst („auf mehreren Wassern‘‘ arbeitet) und
schließlich bis zum Verschwinden des vorhandenen Schaumes ‚klar‘ siedet. Salzt man scharf aus,
so resultiert ein sehr fester, leicht bröcklig werdender Kern und eine seifenfreie Unterlauge, salzt
man nur bis zur Trennung der Kernhauptmasse von einer nicht klaren Unterlauge, so schließt die-
selbe noch Seife ein und der Kern wird geschmeidiger. Diese Weichheit innerhalb der sonst festen
Masse. wird noch erhöht, wenn man, wie es bei Verwendung übelriechender Fette geschieht, den
ausgesalzenen körnigen Kern mit schwach alkalischem Salzwasser kocht („schleift‘“), wodurch
die Seife ‚teilweise wieder gelöst und unter Aufnahme von Wasser homogen, kornlos (die Körner
werden „abgeschliffen‘‘) wird. Zugleich steigt die Ausbeute dieser nicht „auf Unterlauge‘‘, sondern
„auf Leimniederschlag‘“ gesottenen, z.B. der handelswichtigen Oranienburger Seife von 140 %
(auf Unterlauge) auf bis zu 165 % (Leimniederschlag) des Fettgewichtes.
Nicht nur das Salzen, sondern auch die Temperatur der aus dem Kessel gebrachten Seife
ist für ihre Beschaffenheit von Belang. Heiß ausgeschöpft und zur Erstarrung in Formen gegossen,
bleiben die Stücke homogen, bei niederer Temperatur nimmt der dann schon gelatinierende Leim
die meist dunkelfarbige oder künstlich mit etwas Berlinerblau gefärbte Unterlauge auf, die in marmor-
artiger Äderung in.dem Stück verbleibt. Diese „marmorierten‘‘ Kernseifen‘‘ mit gut verlaufendem
Aderwerk („Fluß‘“) erzielt man durch fortgesetztes Krücken der Masse, besonders aus Ansätzen,
die, wie z B. jene aus Olivenölprodukten (Sulfuröl u. a.), relativ lang flüssig bleiben und salzreich
sind. Die fertige Seife ließ man früher wochenlang allmählich in Formen erstarren und abkühlen,
heute wird mit künstlicher Kühlung gearbeitet. Man füllt die Masse in zerlegbare Kästen oder
Rahmen aus die Wärme gut ableitendem Material oder gießt sie in wassergekühlte Formen oder
Kammern (Riegel- bzw. Plattenkühlmaschinen), die nach Art des Kerzengusses bzw. als Pressen
wirken; die erstarrten Blöcke werden schließlich mittels Stahldrähte, die in Spezialschneidemaschi-
nen (Fällapparate) gespannt sind, in Platten, Riegel und Stücke zerschnitten. Oft verleiht man dann
den Stücken noch in Schlag- oder Automatpressen glatte handliche Form, Prägung, Firmanamen u. dgl.
Feinseifen. Das Ausgangsmaterial bilden aus reinsten geruchlosen Fetten (Preßtalg, Palmfett,
Olivenöl) hergestellte, auf Unterlauge gesottene, Kernseifen. Diese „Grundseifen‘‘ werden ‚„piliert“,
d. h. zerschnitzelt, getrocknet und mit einem dadurch von 60 auf 80 % erhöhten Fettsäuregehalt,
mit je nach dem Preise der Toiletteseife hoch- oder niedrigerwertigem Riechstoff und eventl. Zusatz-
(Farb-)stoffen zusammen in heizbaren Knet- und Mischmaschinen innig vermahlen, worauf man
die homogene Masse durch eine den Ziegelpressen ähnliche Strangpresse passieren läßt, und die
Stränge in Stücke schneidet. Die Art der zugesetzten Riechstoffe richtet sich nach dem Preis, jene
der Farbe überdies aber nach ihrer Alkalibeständigkeit und Löslichkeit (s. Fettfarben). Es gibt
nicht viele Farben, die genügend seifenfest sind, so daß sie das Einrühren in die heiße Seifenmasse
vertragen, und man kann daher eine Farbstoffreihe, wie sie in folgendem aufgestellt ist, höchstens
noch durch basische Teerfarbstoffe, wie sie weiter unten genannt sind, ersetzen. Man färbt nämlich
für Grün: mit Chlorophyll, Chromoxyd und Ultramarinmischungen, Gelb: mit Curcuma, Schwefel-
cadmium und Ocker, Blau: mit Ultramarin, Rot: mit Alkannin, echtem Zinnober, Oxydrot und
Cochenillelack, Braun: mit Mischungen oder mit Zuckercouleur oder Umbra und Violett mit
Mischungen von Rot und Blau.
Als Teerfarbstoffe kommen z. B. die folgenden Produkte in Betracht: Seifengelb extra grün-
lich, Fein Seifengelb TA, Seifengelb Ia, Fluoresceingelb, Hell Orange, Fein Orange A, Brillant
Orange B, Bläulich Rosa N, Fein Rosa B, DS, Brillant Rosa, Kardinalrot A, R, Seifenrot BL, Seifen-
braun M, S, Neues Seifenbraun, Modebraun, Dunkelbraun, Fliederviolett, Lichtblau Ia, Feinblau B,
Brillant Seifenblau, Brillant Blau extra, Pflaumenblau, Dunkelblau, Echtes Lichtgrün, Fein Seifengrün.
Transparente Feinseifen sind Leimseifen (s. u.), bei deren Herstellung aus reinsten Fett-
stoffen und eisenfreien Alkalilaugen man durch ruhiges Stehenlassen des gebildeten Leimes und
Zusatz von Glycerin, Zucker, besonders aber Alkohol (Pears Soap), jede Ausscheidung der Seife
in kristallinischer Form verhindert. Diese transparenten Glycerinseifen, die zweckmäßig (zur
Erzielung der nötigen Geschmeidigkeit) unter Zusatz von Ricinusöl gesotten werden, dienen auch
in Form einer wässrigen Paste zur Herstellung von „Seifenblättern‘“, einem Reisebehelf zur Reinigung
der Hände und des Körpers in unwirtlichen Gegenden. Man bestreicht Papierbahnen mit der,
eventl. unter Zusatz von gewöhnlicher Neutralseife und Glycerin erzeugten Paste, trocknet die
Bögen, schneidet sie in passende Stücke und heftet dieselben als kleine dünne Bücher. — Zu den
Feinseifen gehören auch die Schwimmseifen, bei deren Erzeugung man dem Seifenleim spezifisch
leichte Stoffe (Kork, Kapok, Geflügelfedern) einverleibt, oder den man durch Schaumigschlagen mit
Luft oder durch Einpressen mit anderen Gasen füllt, die auch durch Beigabe gasentwickelnder Stoffe
(Perverbindungen) im Seifenleim entbunden werden können. Diese Seifen schwimmen auf Wasser,
Leimseifen. Theoretisch bedürfen diese Seifen zu ihrer Bildung aus dem mit Lauge ver-
kochten abgerichteten Leimfettleim keines Salzzusatzes, in der Praxis wird jedoch die zur Er-
starrung zu schneidbaren Platten und Riegeln nötige Konzentration des Seifenleimes durch Zusatz