Full text: Blüchers Auskunftsbuch für die chemische Industrie (2. Halbband, L - Z)

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Silber. Ä 
Erzgebirge und in Norwegen (Konsgberg), sowie die meisten reichen Vorkommen der Welt sind 
größtenteils ausgebeutet. Silberländer waren Deutschland und Österreich, heute sind es in erster 
Linie die Vereinigten Staaten, Mexiko (1918 mehr als ganz Europa), Bolivia, Peru und Chile, 
Die Gewinnung des Silbers erfolgt heute noch, wie es vor Jahrhunderten (Pribram anno 
753) ausschließlich geschah, auf trockenem Wege, Mitte des 16. Jhdts. wurde in Amerika die 
‚„Amalgamation‘“ aufgenommen, im 19. Jhdt. kamen noch die nassen und elektrolytischen Ver- 
fahren hinzu; sie bilden heute fast stets die Ergänzung der Trockenverhüttung. Stets sind die 
Silbergewinnungs- zugleich Trennungsverfahren, und zwar vor allem vom Blei (s. d.), in dem 
(Werkblei) es sich ebenso anreichert wie im Bleistein und im Kupferstein (s. Kupfer). Früher ver- 
arbeitete man diesen, wenn er silberhaltig war, mit Bleierzen auf Werkblei und Roh- bzw. Raffinad- 
kupfer, die das Silber aufnahmen, in neuerer Zeit wird das Silbererz mit Kupfererzen auf silber- 
haltigen Kupferstein verblasen und weiter auf Raffinad verschmolzen, aus dem man durch die be- 
queme Elektrolyse Elektrolytkupfer und Silberschlamm erzeugt. Man vermeidet so die Bildung 
großer Werkbleimengen. 
Trockenverfahren. Das Werkblei wird stets in der sog. Treibarbeit aufgearbeitet, d.h. 
man oxydiert es im Schmelzfluß durch Luft, wobei alle anderen Metalle und Metalloide ver- 
schlacken bzw. sich verflüchtigen und das Silber mit dem eventl. vorhandenen Golde zurückbleibt. 
Armes, weniger als 0,5 % Silber enthaltendes Werkblei wird vorher durch Parkesieren, zuweilen 
auch nach der älteren Methode des Pattinsonierens angereichert. Das Parkesieren (Zinkent- 
silberung) wird in der Weise ausgeführt, daß man das 0,1—0,2 % Silber enthaltende Werkblei ge- 
schmolzen dreimal hintereinander mit 0,3, dann 0,5 und schließlich 1—1,5% Zink in terrassen- 
förmig angeordneten Gußeisenkesseln (für je 20—50 t Blei) verrührt, wobei sich, und zwar schon bei 
der niederen Schmelztemperatur. des Zinks (420°) in der ersten Operation zuerst der Gold- 
und Kupferschaum und dann, oder vereinigt mit dem Golde, ein silberreicher Zinkschaum 
(„Reichschaum“‘‘) bildet, den man abschöpft und für sich verarbeitet. Der folgende bleireiche 
Zinksilberschaum wird „geseigert‘, der dritte zinkreiche, blei- und silberarme Schaum geht 
mit 0,0007 % Silber in die nächste Operation als Zink zur Reichschaumbildung. Die eben erwähnte 
Seigerung bezweckt die Trennung des Zinkschaumes in Reichschaum und silberhaltiges Seigerblei; 
sie erfolgt durch Abpressen des leichtflüssigeren Seigerbleies aus der eben schmelzenden Masse oder 
durch sein Abfließen aus dem unteren Ablauf der Seigerkessel. Das Seigerblei wird wieder dem 
Entsilberungsgang zugeführt. Das entsilberte, etwa 0,7 % Zink enthaltende Werkblei wird in der 
oxydierenden Flamme eines Flammofens vom Zink und Antimon befreit und als handelsfertiges 
Weichblei mit einem Verlust von 1—2 % in Barren gegossen oder, wie es am Harz geschieht, in 
nicht ungefährlicher Operation durch Einleiten von Dampf (3 Atm.) auf den Grund der Schmelze 
{zuweilen erfolgen Wasserstoffexplosionen) gereinigt, wobei sich in einer den Schmelzkessel über- 
deckenden Haube und in vorgelagerten Kammern Blei -nebst Zinkoxyd und Antimonverbindungen 
ablagern. Den Reichschaum (etwa 10% vom Werkbleigewicht) mit (ebenfalls durchschnittlich) 20% 
Zink, 12 % Silber, Rest Blei, befreit man durch Destillation in Graphitretorten, die in einem kipp- 
baren, mit Koks geheizten Ofen (Windofen) liegen, vom Zink und gießt den Blei-Silberregulus 
durch Drehen des Ofens um eine horizontale Achse aus. 
Das Pattinsonieren wird nur auf wismuthaltiges Werkblei angewandt. Man schmilzt 
es in Batterien, die etwa 20 Gußeisenkessel enthalten, und läßt unter gleichmäßigem Durchrühren 
und -krücken ein Drittel der Schmelze kristallisieren. Da Blei bei 327, Silber bei 920, eine Silber- 
Bleilegierung mit 2,5 %, Silber jedoch schon bei etwas über 300° schmilzt, ist der flüssige Teil der 
Schmelze silberreicher als es die Kristalle sind. Man schöpft dieselben aus, wiederholt dieses „Drit- 
teln‘‘ mit den vereinigten Fraktionen und erhält schließlich das sämtliches Wismut enthaltende 
Reichblei mit 1,5—2,5 % Silber und völlig wismutfreies Armblei mit einem Silbergehalt von 0,0% 
bis 0,001 %, das mit Zink weiter entsilbert wird. 
Das Reichblei bzw. der entzinkte Reichschaum, auch Werkblei, mit wenigstens 0,25 % Silber 
werden nun im deutschen (fester Herd, 20 t Einsatz) oder englischen Treibherd (auswechselbarer 
Herd, geringerer Fassungsraum) der Treibarbeit unterworfen. Die muldenförmigen, kreisrunden 
Herde dieser Flammöfen (der englische liegt in dem herausziehbaren eisernen, sog. Kompaßring) 
bestehen aus einer beim deutschen Ofen nach jedem Gang zu erneuernden, gegen schmelzendes 
Bleioxyd widerstandsfähigen Mergel-Schlacke-Kiesstampfmasse; die Kuppel des deutschen Treib- 
herdes ist mit Kranen abhebbar. Beim Einschmelzen des Silberbleies zieht man zuerst den nicht. 
schmelzenden „Abzug‘ (Kupfer- und Antimonsulfid), dann nach Anstellen der seitlich durch die 
sog. „Kannen‘‘ über die Schmelze horizontal übergeleiteten Gebläseluft den antimonreichen (auf 
Hartblei zu verarbeitenden) „Abstrich‘‘ mit Krücken von der Schmelze ab und „treibt“ nun 1%-—3 
Tage weiter, bis sämtliches Blei in Glätte verwandelt ist, die durch das, im Maße der Abnahme des 
Einsatzes zu erweiternde Glättloch, stetig, und zwar anfänglich silberfrei (Handelsware: langsam 
abgekühlt „Goldglätte‘“, rasch die hellgelbe „Silberglätte‘“), später (getrennt aufgefangen) silber- 
haltig (geht als Werkblei in den Betrieb zurück) abfließt. Man treibt im deutschen Herd entweder 
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