1168 Steingrau—Steingut.
bilden vermögen. Durch Zusatz verschiedenfarbigen Sandes läßt sich die porphyrartige Struktur
der Trachyte und das feinkörnige Aussehen gewisser Granite imitieren.
Künstliche Lithographiesteine erzeugt man, um nur eine der zahlreichen Vorschriften
zu zitieren, z. B. in der Weise, daß man Abfälle von lithographischen Steinen in Mehlform (12 TI.)
mit 2 Tl. gepulvertem Schmirgel, 2 Tl. Borax und 0,5 TI. Salpeter innigst mischt, worauf man das
{eine Gemisch in eisernen. Formen einem starken hydraulischen Druck unterwirft und die Stücke
soweit erhitzt, daß Borax und Salpeter zum Schmelzen kommen und die Masse verkitten.. Auch
Sorelzement, den man nach einem neuen Verfahren mit stark überschüssiger Magnesiumchloridlauge
ansetzt (s. o. u.. Steinholz), soll gute Lithographiesteine geben. ;
Poröse, Filter- und Leichtsteine erzeugt man meist durch Brennen von in der Hitze
höchstens sinternden keramischen Rohstoffen mit verbrennlichen oder in der. Hitze abdestillierenden
Feststoffen (Sägemehl, Naphthalin), die in der gebrannten Masse Poren oder größere Hohlräume
hinterlassen, doch sind auch. kalte Verfahren bekannt. So mischt man z.B. schnell abbindende
Kunststeinmassen bei künstlicher oder Winterkälte mit Eisstückchen, streicht die Massen in Formen
und bringt sie in warme Kammern, in denen das Eis schmilzt, und die Hohlräume hinterläßt.
Man soll auf diesem Wege auch hohle Betonkörper, Treppenstufen, Rohre u. dgl. durch Umgießen
von entsprechend geformten Eiskernen mit Zement-Sandbrei erhalten können. Nach einer neuen
Methode bringt man in keramischen oder Kunststeinmassen Hefe mit Nährsalzen zur Fortpflanzung,
so daß die entstehende Kohlensäure die Massen blasig auftreibt. Über die Asche -Leichtsteine
findet sich oben unter Kalkkunststeinmassen eine Erwähnung. So wie Asche kann man auch
andere Leichtstoffe wie Korkabfall (s. Korkstein), Lohe, Holzspäne oder grubenfrische Kieselgur
in die Kunststeingrundmasse einarbeiten, oder Gemische aus Infusorienerde, Korkschrot und Vis-
kose in Formen erhärten lassen. Auch die Filtersteine sind meist Brennprodukte keramischer
Massen, doch kann man auch durch Herauslösen gewisser Bestandteile aus Zementplatten mittels
Säuren oder konz. Salzlösungen feinporige leichte oder gut filternde. Kunststeine erzeugen. — S. a.
Wasserreinigung; Permutit; Bau-, Ofen-, Kunststeine usw.
Kunststeine: . ; 2
Jura-Oelschiefer-Werke Aktiengesellschaft, Stuttgart, Kl. Königstr. 1. . ; .
Steingrau: Erdfarben.
Steingrün: KErdfarben; 5.
Steingut: Zum Unterschied von Töpferware (s. d.) die „feine Fayence‘‘, deren Scherben
in. den Eigenschaften jenem der ordinären Fayence gleicht, jedoch feinkörnigeren Bruch zeigt, dem
Porzellan ähnlicher ist. Die Steingutwaren sind mit bleihaltiger (s. u.), häufig gefärbter Glasur überdeckt
und bilden das tägliche Gebrauchsgeschirr des Mittelstandes, weiter werden aus ihm aber auch die
„Sanitätsware‘‘ (Badewannen, Klosettschüsseln, Waschtische), ferner Vasen und Ziergegenstände
hergestellt. : Es ist zu unterscheiden: das harte oder Feldspatsteingut (Halbporzellan) von dem
weichen Kalk- und vom Tonsteingut, die beide die Leichtware bilden, Hartes und weiches
Steingut werden aus weißbrennendem westerwälder oder aus dem englischen blauen Ton, die beide
relativ feuerfest sind, zuweilen mit Kaolinzusatz und unter Hinzufügung von Sand oder Quarz-
mehl als Grundmasse erzeugt; für Hartsteingut kommen dann noch auf 50 Tonsubstanz und 40 Quarz
10 Tl. Feldspat, bei Weichsteingut für dieselbe Tonsubstanzmenge und 30 Quarz 20 TI]. Kreide
hinzu. Das ursprüngliche Tonsteingut bestand nur aus rund 80 Tl. fettem Ton und 20 Tl. gebranntem
Feuerstein (Quarz). Steingut wird zweimal in Kapseln gebrannt und zwar Hartware (feinporig}
bei etwa 1300° (SK 10), Weichsteingut bei 1160° (SK 4) das erste Mal roh, beide das zweite Mal
mit Glasur bei niedrigerer Temperatur (etwa 900—1150°). Steingut schwindet im Brande weniger
als Porzellan, die Stücke können daher in den Kapseln über- und nebeneinander geschichtet, durch
Tonstifte gestützt ohne den Boden zu berühren, gebrannt werden. Dadurch ergibt sich ein Unter-
scheidungsmerkmal vom Porzellan: von diesem muß der den Boden berührende Teil des Stückes,
um sein Anbacken zu verhindern, durch Abschleifen von Glasur .befreit werden, während Stein-
gutteller diese Schliffstellen nicht zeigen. . ;
Die Steingutglasuren:. sind sämtlich leichtflüssig und je nach dem Verwendungszweck
des Stückes verschieden zusammengesetzt, für Hartsteingut z. B. nach der Formel (s. Tonwaren)
0,25 K,O , a. ; ; Ve ; mt
0,50 CaO } 0,1—0,4 ALO, | 2,5—4,5 SiO, + B,O,; Weichsteingutglasur ist ähnlich, enthält jedoch
0,25 PbO . . . An
zur weiteren Herabsetzung des Schmelzpunktes der Massen mehr Bleioxyd und weniger Tonerde
nebst Kieselsäure. Man frittet Sand, Feldspat, Käolin, Kreide, Bleioxyd mit oder ohne Zusatz
von Borax (verhindert Haarrißbildung, ist jedoch teuerer als Bleioxyd, ohne es zu ersetzen), um
die wasserlöslichen Bestandteile unlöslich zu binden, vor allem um dem Bleiverbot (s. Tonwarer,
Töpferwaren) zu genügen und das Metall in eine Verbindungsform überzuführen, die in 4pr0Z.
kochender Essigsäure unlöslich ist. Über die Erzeugung farbiger Glasuren, Unterglasurfarbmalereier,
Kristall-, Lauf-, Aventurin-, Krackglasuren usw. s. Porzellan.
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