1220 Steinkohlenteerfarbstoffechtheiten— Steinkohlenteerpech.
In der normalen Indanthrenschmelze bildet sich gleichzeitig aus dem 2-Aminoanthrachinon
bei höherer Temperatur (350 gegen 250°) oder mit Aluminiumchlorid als Kondensationsmittel
ein gelber Farbstoff, das „Flavanthren‘‘ oder „Indanthrengelb G*“, das man nach der Synthese
als bimolekularen Diaminoanthrachinonabkömmling auffassen muß, dessen Kerne diphenylartig
verbunden sind (I). In einer Synthese, die vom 3-Methyl-4-aminoanthrachinon ausgeht,
gelangt man zu einem Zwischenkörper (II), der für sich auf höhere Temperatur erhitzt unter
Wasserabspaltung in einen stickstoffreien Küpenfarbstoff vom Typus der „Pyranthrene‘“, das
„Indanthrengoldorange G“‘ (III) übergeht. Es gibt chloriert die Marke R, bromiert den „„Indanthren«-
scharlach G‘“. Ein ähnlicher Farbstoff ist das „Anthraflavon G‘‘ (IV), erhalten aus 2-Methyl-
anthrachinon durch Erhitzen mit alkoholischem Kali auf 170°.
nm
NT.
„Cor AN
N Ä Sa CH
As HU
' A / UA I
An
CH. on
N
CO
Man kann auf diesem Wege fortschreitend durch Vereinigung von Anthrachinonkernen mit Chinolin-,
Pyridin-, Azin-, Acridin-, Xanthon-, Thioxanthonringen in je nach der Art der Kondensation gegen-
einander verschieden gelagerten Komponenten zu einer unübersehbaren Reihe von Farbstoffer
gelangen, von denen natürlich nur ein Bruchteil technische Verwendung findet. Je komplizierter
die Bausteine und je größer die Zahl der Operationen, um so teuerer werden die Farbstoffe natur-
gemäß, und sie müssen dann sehr bedeutende Eigenschaften besitzen, um die Fabrikation wirtschaft-
lich zu ermöglichen. Über den Aufbau dieser Farbstoffe, die man in 17 Unterklassen teilt (außer
den genannten Indanthren-, Flavanthren- und Pyranthrenfarbstoffen noch jene, die sich vom
Benzanthron, Anthrapyridon, -pyridin, -pyrimidin, -pyrazo}] usw. ableiten), findet man nähere An-
gaben und die Formelbilder in: Lange, Zwischenprodukte der Teerfarbenproduktion, Leipzig 1920,
Nr. 3541— 3627. Mehr als einen Überblick sollte der vorstehende Abschnitt über Teerfarbstoffe nicht
geben, im einzelnen s. a. die Abschnitte Färberei, Basische, Substantive, Entwicklungsfarbstoffe usw.
Teerfarbstoffe :
J.R. Geigy A.-G., Basel u. Grenzach (s. auch Anzeige im Anhang).
Anlagen für die Trocknung: ;
Max Oschatz, Dresden-A. 16.
Apparate für Teerfarbstoff-Extraktion:
Friedrich Heckmann, Masch.-Fabrik, Berlin SO 16 (s. auch An- | Emil Paßburg, Maschinenfabrik, Berlin NW 23 (8. auch An-
zeige im Anhang). zeige im Anhang).
Destillierapparate für Teerfarbstoffe :
Friedrich Heckmann, Masch.-Fabrik, Berlin SO 16 (s. auch Anzeige im Anhang).
Steinkohlenteerfarbstoffechtheiten : Farbechtheiten.
Steinkohlenteerfarbstoffärberei: Färberei und die einzelnen Farbstoffgruppen.
Steinkohlenteerfarbstofflacke : Farblacke.
Steinkohlenteerfarbstoffnamen : Die einzelnen Teerfarbstoffe mit ihren Phantasienamen einzeln
aufzuführen, hätte noch vor 15 Jahren Zweck gehabt, und den damaligen Stand.geben auch tatsäch-
lich die bekannten Farbstofftabellen von G. Schultz (in Neuauflage, Berlin 1923, nur der 1. Band}
in trefflicher Weise wieder, seit jener Zeit wurde jedoch über die Zusammensetzung der Einzelglieder
{und auf die kommt es doch an) weder in der Fach- noch in der Patentliteratur Wesentliches publi-
ziert, so daß man außerhalb der Farbenfabriken kaum mehr weiß. als was in den Musterbüchern
steht, und diese abzudrucken hat keinen Wert.
Steinkohlenteerkreosot: Phenole.
Steinkohlenteeröle: Brennstoffe,
Steinkohlenteerpech (s. Pech und Steinkohlenteer): Bildet als Rückstand der Teerdestil-
ljation je nach der Menge des Abgetriebenen schwarze, wachs- bis harzartige Weich- bzw. Hart-
massen, die bei 40, bis 60, 80° zu erweichen beginnen und in den härtesten Sorten erst über 150°
geschmolzen sind. Diese sind besonders reich an freiem Kohlenstoff und kohligen Zersetzungs-
produkten, die in übergroßer Menge den Wert des Pechs auf seinem wichtigsten Verwendungsgebiet,
als Brikettbindemittel stark herabsetzen, andererseits in gewisser Menge vorhanden sein müssen,
um die Fließbarkeit des Pechs, die sich besonders beim Lagern der Kohlenformlinge in der Sommer-
hitze äußert, herabzusetzen. Der Kohlenstoff wirkt dann „ähnlich wie der Sand im Mörtel‘ (M.
Wendriner). Er liegt für sich in der goudronartigen Masse in einer Form vor, die ihn als Elek-