Full text: Blüchers Auskunftsbuch für die chemische Industrie (2. Halbband, L - Z)

Lüsterfarben— Lycopodium. 757 
% 
18 
st 
:& 
bs 
af 
in 
ler 
N 
N 
ler 
att. 
von 
nen: 
ab- 
ven. 
Lüsterfarben: Hauchdünne, eigengefärbte oder die Farben dünner Blättchen zeigende 
Metall- und Metallverbindungsschichten auf Metall (s. Metallfärbung), Celluloid, Horn u. dgl., vor 
allem aber auf keramischen Oberflächen. Lüster- und Metallisierungsschichten auf Glas, Por- 
zellan u. dgl. unterscheiden sich nur durch ihre Dicke und die Art der Hervorbringung des Glanzes, 
der bei jenen während des Einbrennens entsteht, während die eingebrannten oder galvanisch auf- 
gebrachten Metallschichten meist einer Nachbehandlung (Polieren mit dem Achat) bedürfen, Man 
erhält jene Effekte durch Einbrennen eines sehr dünnen Aufstriches von Metallresinaten (harz- 
sauren Metallsalzen), gelöst in ätherischer. Lavendelöllösung, gemischt mit basischem Wismut- 
nitrat als Flußmittel, bei 6—800°%. Die organischen Verbindungen verbrennen zunächst zu Kohle 
und diese reduziert die Metalloxyde oder -verbindung zum Metall, das dann in der dünnen Schicht 
die Farbe seiner kolloiden Lösung zeigt. Goldlüster sind rosa, Silber gelb, Uran grünlichgelb, 
Kupfer rot bis rotbraun gefärbt usw.,. auch in abweichenden Tönen, wenn man Metalle mischt, 
oder farblos, wenn Blei-, Zink-, Wismut- oder Tonerderesinate aufgewandt werden, Zur Erzeugung 
von Wismutlüster auf Porzellan erhitzt man z. B. 10 Tl. salpetersaures Wismutoxyd, 30 Tl. Kolo- 
phonium und 75 Tl. Lavendelöl auf dem Sandbade vorsichtig bis zur Homogenität und streicht 
die verdickte Masse gleichmäßig auf den Scherben auf. Zur Herstellung farbigen Lüsters verfährt 
man in ähnlicher Weise, indem man z. B. für Gelb 30 Tl. Kolophonium mit 10 Tl. salpetersaurem 
Uranoxyd, für Rostfarbe mit 30 TI. salpetersaurem Eisenoxyd, für Goldton mit Uran-Eisen-Wis- 
mutsalz und mit dem Lavendelöl zu einer homogenen Masse mischt. Oder man verreibt zur Her- 
stellung irisierender Regenbogenlüster eine Goldlösung mit Terpentinöl, 1äßt trocknen, verreibt 
mit Lavendelöl und verrührt 1 Tl. dieser goldhaltigen Substanz mit 1, 2 oder 3 Tl. Wismutfluß. 
Die Masse wird mittels eines Pinsels auf den Scherben aufgestrichen und mit Uranlösung überdeckt. 
Man erhält so die verschiedenartigsten Effekte. 
Die sog. ‚, Ätzen‘“ sind ebenfalls eingebrannte Metall- und Metallverbindungsschichten, die 
in folgender Weise erhalten werden: Man rührt verschiedenartige Metallverbindungen mit ge- 
brannter, gelber Erde, unter Zusatz von Gummi arabicum fein an, streicht auf und brennt bei 
Rotglut reduzierend ein. Die Mengen der Metallverbindungen sind natürlich maßgebend für den 
Farbton. Kupferüberschuß führt zu roten Tönen, Silber gibt goldige, Wismut blaue Töne. Die 
Dauer und Stärke der Reduktion, die derart vorgenommen wird, daß man während des Brennens 
kohlenstoffreiche Substanzen (Kohle, Naphthalin, Asphalt, Kolophonium usw.) in.die Muffel ein- 
bringt; oder Leuchtgas einleitet, wenn die Gläser rotglühend sind, ist ebenfalls von größtem Ein- 
fAuß auf die gewünschten Farbtöne. Je höher die Temperatur ist, desto gedämpfter sind die er- 
haltenen Farben. 
Schließlich kann man noch nach einer dritten Methode metallische Reflexe auf Porzellan 
oder Glas erzeugen, nämlich dadurch, daß man die fertigeg Stücke in einem Ofen Metall- oder 
Metalloidchloriddämpfen aussetzt. Salzsäure-, Zink- oder Aluminiumchloriddämpfe geben so die 
sog. Flowing colours; tiefere Farbtöne entstehen, wenn man z. B. dem Zinkchlorid geringe Mengen 
eines Erdalkalinitrates zusetzt. 
Lüsterglanz: Appretur. 
Lüstersud: Metallfärbung. 
Lustgas: Stickoxydul. 
Lüstrieren: Seidefärberei. 
Luteolin: Teerfarbstoffe 9; s. a. Färberwau. 
Lutidin: Pyridin. 
Lutieren: Abdichten von Apparaten, z. B. des Schmelztiegeldeckels auf den Tiegel, 
Lutter: Spiritusbrennerei C, 
Luxmasse: Leuchtgas; Schwefelsäure (Rohstoffe). 
Luxor: Fleckenentfernung. 
Lycopin: Tomatenfarbstoff (Solanum lycopersicum) isomer mit dem Carotin, 
Lycopodium: Bärlappsporen, ein gelbes, geruch- und geschmackloses Pulver, dessen Körn- 
chen wegen ihrer unter dem Mikroskop erkennbaren tetraedrischen Form und wegen ihres Ölinhaltes 
dem Sporenmehl große Beweglichkeit im, bzw. Unbenetzbarkeit durch Wasser (auf dem es schwimmt) 
verleihen. Als Formpuder für Gußformen und als Hüllpulver für Pillen wird das Lycopodium 
vielfach durch zahlreiche Stoffe (s. z. B. Lange, Bd. I, Kap. 89), die ähnliche Eigenschaften besitzen 
üder die man ihnen verleiht, verfälscht und ersetzt; als Heilmittel, ferner als Zusatz zu Chlorat- 
pulvern, in Blitzlichtgemengen, zur Herstellung von Zündbändern, in der Feuerwerkerei, bei Er- 
zeugung einer besonderen gelatinierten Nitrocellulose, läßt sich dieses eigenartige organische Material 
jedoch kaum ersetzen. Seine Verwendung zur Herstellung von wasserdichtem Papier ist wohl 
überholt, ebenso besitzt die billigere Holzkohle wie das im Vakuum getrocknete Lycopodium die 
Eigenschaft, Gase je nach ihrer Dampfspannung in mehr oder weniger starker Weise auf ihrer Ober- 
fläche zu verdichten und dann beim stufenweisen Erhitzen in der Reihenfolge ihrer Verdampfungs-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.