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Magnesiumsalze — Magnesiumverbindungen. 761
von Bleiglätte, Mennige, Bleisuperoxyd und Bleiweiß, auch zur Ausfällung des Goldes aus Cyanid-
jösungen und schließlich in der Pyrotechnik als Ersatz des Magnesiums, zu welchem Zweck aller-
dings die Magnesium-Zinklegierungen wegen ihrer langsameren Oxydierbarkeit noch geeigneter sind.
Man erhält die Magnesiumbleilegierungen durch Zusammenschmelzen der Komponenten bei 700— 800°
oder weitaus ökonomischer durch Elektrolyse von wasserfreiem Magnesiumchlorid mit einer Kathode
aus geschmolzenem Blei und Graphit- oder Kohleanoden,
Magnesiumsalze: Kalisalze.
Magnesiumverbindungen : Über ihr natürliches Vorkommen s. Magnesium. Das Metall
gleicht in seiner ]1-Wertigkeit und Verbindungsfähigkeit mehr als den Erdalkalimetallen dem Zink
und Cadmium.
Magnesiumacetat, Mg(C,H;O.)2.4aq, wird durch Behandeln von Mg-carbonat mit Essigsäure,
im reinsten Zustande durch Fällen von Mg-sulfat mit Bariumacetat erhalten. Es ist ein leichtlös-
liches, schlecht kristallisierendes Salz, das nicht nur fest, sondern auch als Lösung gehandelt wird,
Dient in der Medizin und Färberei; das aus ihm und Magnesia erhaltene basische Acetat
Mg(C,H;O,)2.C.H,;O, ist das im Handel vorkommende antiseptisch wirkende „Sinodor“‘.
Magnesiumborate, kommen in den Staßfurter Salzlagern vor. Man kennt das Ortho-, Pyro- und
Metaborat mit 3,2 und 1 MgO auf je ein Mol. Borsäureanhydrid B,O,. Die beiden ersteren Salze
werden durch Schmelzen von Borsäure, Mg-oxyd und -chlorid mit Kochsalz, das Metaborat mit
verschiedenem Wassergehalt auf nassem Wege z. B. aus Mg-salzlösung und Borax erhalten. Mg-
borat dient zur Nahrungsmittelkonservierung, Mg-borocitrat als Zusatz zu galvanischen Bädern.
Magnesiumcarbonat, MgCO,, (Talkspat) bildet in der natürlichen Form des Euböa- oder
steierischen dichten Magnesits große Lager, als! Dolomit CaCO,. MgCO, Gebirge, ist einer der wichtigsten
Rohstoffe für die Industrie feuerfester Steine und jene der anderen Magnesiumverbindungen. Die
beiden Rohstoffe werden entweder kaustisch bei 900° bis zur bloßen Kohlensäureentfernung oder
bei viel höherer Temperatur (1400°) bis zum Sintern gebrannt. Sinterdolomit ist wegen der natür-
lichen Beschaffenheit des stets mehr oder weniger Eisen enthaltenden Dolomits ohne weiteres herstell-
bar, Sintermagnesit jedoch nur aus steierischem (in neuerer Zeit auch kalifornischem) Rohstoff der
2—8% Eisenoxyd enthält und bei 1400° sinterbar ist, während das fast eisenfreie Euböacarbonat
Zuschläge erhalten muß. Man brennt die Mineralien in Schachtöfen mit Gas- oder Koksfeuerung,
saugt oben etwa 30 proz. Kohlensäure ab und zieht unten das kaustisch gebrannte Pulver bzw. die
gesinterten Klumpen, Letztere werden gemahlen, worauf man das Mehl mit wäßrigen Bindemitteln
oder nach einem neueren Verfahren mit Petroleum unter 4—500 Atm. Druck brikettiert und die
Steine nochmals in Kammeröfen brennt. Sie bilden das Material zur Auskleidung von Martin- und
Aochöfen, Konverterbirnen usw. (s. Feuerfeste Mineralerzeugnisse). — Bei der Erzeugung der Sinter-
magnesia, noch mehr bei der Herstellung des nur kaustisch gebrannten Produktes ist es nötig, wenn
Dolomit als Rohstoff dient, den gebrannten Kalk ganz oder teilweise zu entfernen, bzw. aus den
Lösungen oder Suspensionen das Magnesium allein als Oxyd oder Carbonat, letzteres überdies in der
von vielen Industrien. (Kautschuk; Papier, Kosmetik, Heilkunde) verlangten lockeren, volumi-
nösen Form abzuscheiden.
Unter den sehr zahlreichen Verfahren, die dieses Ziel verfolgen, ist besonders jenes von Pattinson
hervorhebenswert, das durch Einleiten von Kohlensäure unter dem Druck von 5 Atm. in eine wäßrige
Suspension von gebranntem oder auch ungebranntem Dolomitmehl zweckmäßig bei Gegenwari
von die Kohlensäure zurückhaltenden Stoffen (Kohlepulver, Öle u. a.) zuerst eine Magnesiumbicar‘
bonatlösung erzeugt, die abfiltriert und mit strömendem Dampf behandelt wird, wobei ein lockeres
basisches Carbonat ausfällt, von Art der Produkte, die man auch durch Sodafällung von Mg-salz-
lösungen gewinnt, etwa: 3MgCO,.Mg(OH),.3 aq. — Nach einem neueren Verfahren fällt man die
Magnesiumsalzlösung zwischen 40 und 70° mit teilweise carbonisiertem Ammoniak (s. Sodaprozeß),
in dem zwischen 20 und. 85% des Alkalis durch Kohlensäure neutralisiert sind, wobei während der
Fällung das Ammoniak gegenüber dem Magnesium stets in größerem, die Kohlensäure aber in mäßigem
Überschuß vorhanden sein soll, und zwar letztere bis höchstens 63 Tl. auf 24 Tl. Magnesia. Das
voluminöse Produkt (Magnesia alba) ist reicher an Kristallwasser als die sonstigen Handelsmarken
es sind, verliert dessen größten Teil bei niedriger Temperatur und wird auch schon zwischen 400 und
800° unter Kohlensäure- und Wasserabspaltung in äußerst feine Magnesia usta verwandelt; es ist
daher besonders geeignet zur Verwendung in der Kautschukindustrie. — Ein ähnliches Produkt,
das auch für die Pottaschegewinnung nach dem Verfahren von Engel (s. Kalisalze) Bedeutung besitzt,
nämlich MgCO,.3 aq, gewinnt man durch Behandlung der z. B. durch Sodafällung erhaltenen basischen
Salze (s. 0.) mit Kohlensäure bei 150—220° (s. a. Lange, Bd. IV, Kap. 16). — Magnesiumcarbonat
wird außer in den genannten Industrien zur Bereitung von Kohlensäurebädern verwendet, es dient
als Zusatz zu Wasserglasseifen, auf Faserstoffen niedergeschlagen zur Wärmeisolierung, zur Her-
stellung von Kornrastern, Putzpulvern, Zahnpasten und Hautpudern; als Magnesiumcarbonat-
aluminat Al‚(OH),. MgCO,, erhaltbar durch allmähliches Vereinigen der Lösungen von Alkalialuminat