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Gold auf, welches sie in Folge der ungarischen Anleihe aus fremden Ländern erhalten hatte,
legte es in ihre Keller, gab dafür Silber heraus und ihre Gulden und Thaler gingen nach
Deutschland. Das war auch eine Art Ausprägung. In Hinblick darauf wäre es angezeigt
gewesen, sämmtliche fremden Silbermünzen von vornherein vom Verkehr auszuschließen. An
Reichssilbermünzen waren bis 1. Juni 1874 97 Millionen, an Reichsgoldmünzen 1142
Millionen Mark ausgeprägt worden. Eingezogen waren bis dahin 210 Millionen Mark Silber
und 90 Millionen Mark Gold. Diese Reichsgoldmünzen waren aber bis dahin nicht aufbewaährt
worden, um damit mit einem Male die alten Silbercourantmünzen einzulösen, sondern sie waren
mit Ausnahme der Dotirung des Reichskriegsschatzes und eines Bestandes der Reichskassen
allmählich in den Verkehr geflossen, ohne daß ein entsprechender Betrag altes Silbercourant
dagegen eingezogen worden wäre.
Der durchschnittliche Gesammtgeldumlauf Deutschlands mochte nach Vorausgehendem
bis zum Jahre 1871 — 2100 Millionen Mark betragen. Dazu kamen bis Juni 1874 neue
Reichsmünzen zum Betrage von 1240 Millionen Mark, macht zusammen 3340 Millionen Mark.
Davon sind in Abzug zu bringen 30 Millionen Mark im Reichskriegsschatze“), ferner 100
Millionen Mark, die sich nach Aussage des preußischen Finanzministers“**) in der Sitzung des
deutschen Reichstages am 16. November 1874 noch in den öffentlichen Kassen befinden dürften,
nebst 300 Millionen alter resp. eingezogener Gold- und Silbermünzen, so daß sich also der
Gesammtumlauf auf 2910 Millionen Mark stellen dürfte. Dies ergibt im Verhältniß zum
Normalumlauf von 2100 eine Vermehrung um 38 Procent. Eine solche Vermehrung konnte
nicht ohne Folgen bleiben, es mußten denn gleichzeitig die Umsätze sich mehren; die Wirthschaft
einer Nation läßt sich indessen nicht mit einem Schlage in solchem Verhältniß verstärken,
Wie man einen solchen Schritt wagen konnte, ohne die Folgen einer übermäßigen
Vermehrung der Tauschmittel bei Doppelwährungszuständen zu berücksichtigen, ist schwer erklärlich.
Gehen wir auf die Verhandlungen des deutschen Reichstages zurück, um etwa Gründe
für die Vermehrung unserer Circulationsmittel zu finden. Treitschke***s) stimmte (Frühjahrs—
session, Berathung betreffend die Vorlage eines Bankgesetzentwurfes) dafür, „daß keine Appoints
unter hundert Mark ausgegeben werden, um endlich einmal das Gold auch im Kleinverkehr
einzubürgern.“
„Es ist — fügt er hinzu — auch von mehreren Seiten gewarnt worden vor einer
plötzlichen Entleerung des Marktes von Circulationsmitteln! Soetbeer rechnet, daß der heutige
Geldumlauf Deutschlands etwa 3000 Millionen Mark beträgt, also 250 Millionen Thaler mehr
als vor 3 Jahren. Nehmen Sie dazu, daß bis Ende 1874 noch 300 Mark Gold ungefähr
hinzukommen, so muß ich sagen, die Gefahr ist kaum vorhanden.“ Man befürchtete demnach
von verschiedenen Seiten, wie Treitschke erwähnte, daß durch Restriction des Notenumlaufs
unsere Circulationsmittel nicht ausreichen möchten. Man täuschte sich über unsere wirthschaftliche
Lage, aber die Soetbeer'schen Berechnungen, die genauesten und besten vielleicht von allen, hätten
doch einigermaßen von dem wirklichen Stande der Dinge überzeugen müssen. Wenn nun bis
Mitte des Jahres 1875 Goldstücke ausgeführt wurden, so haben wir nach Vorausgeschicktem
die Ursachen nicht in dem Münzgesetze als solchem zu suchen. Die Wechselkurse begannen erst
Mitte des Jahres 1874, also nach Beendigung der Kriegsentschädigungszahlungen zu sinken,
) Hier dürfen wir nicht den gesammten Reichskriegsschatz von 120 Millionen Mark Gold in Abzug bringen,
sondern nur die Vermehrung desselben um den Betrag von 80 Millionen Mark Gold gegen den früheren
preußischen Kriegsschatz von 90 Million Mark Silber, die durch den Reichskriegsschatz abgelöst
wurden und in den Verkehr flossen.
Zur Einziehung der kleinen Noten hielt Camphausen 120 Millionen Mark nöthig und bemerkte, daß
diese Summe theils durch die öffentlichen Kassen, theils durch Verwerthung der Goldbestände, welche
das Reich im Auslande noch besitze, beschafft werden könnten. Wir veranschlagen den in jenen Kassen
befindlichen Vorrath auf 100 Millionen Mark, vielleicht höher, als in Wirklichkeit der Fall sein möchte.
Denn, wenn man die Vorräthe im Auslande beziehen mußte, konnte der Bestand der Reichskassen nicht
höher sein.
***) Deutscher Reichstag, IV. Session, 1873.