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aus einer Ecke in die andere. Wir aßen zu Mittag, indem wir
uns ans Gangspill achter in der Batterie, oder auf die Geschütze
setzten und uns daran anlehnten, in die eine Hand den Teller nahmen
und uns darauf packten, soviel wir bekommen konnten. Zuletzt wurde
ein Schinken angeschnitten, und glücklich der, welcher noch ein derbes
Stück davon mit Brot erobern konnte. Im Laufe des Tages hielt
das Wetter an, gegen Morgen flaute es allmählich ab. Als ich zur
Morgenwache herauf kam, war der Himmel in tief dunkles — Blau
gekleidet, der Mond leuchtete freundlich herab, nur die Dünung hob
und senkte die unregelmäßige Meeresfläche, auf welcher das Schiff
langsam und regelmäßig rollte.“
Das Schiff ist hiermit etwa bei Cap Finisterre angelangt.
Die so gefürchtete Bai von Biscaya ist glücklich durchsegelt. Rauh genug
war das Gesicht, welches sie den jungen Seeleuten gezeigt hatte, aber nun
wird es besser. Das Schiff liegt wieder unter vollen Segeln, und die
Sonne lacht einmal wieder in strahlender Heiterkeit herab. Die Pforten
der Batterie sind weit geöffnet, und während das Sonnabend—
Scheuerfest in Gang gesetzt wird, während die Scheuersteine und
der Sand knirschen, strömte eine weiche, warme Luft durch alle
Räumlichkeiten des Schiffes. Oben in den Wanten aber flattert
zahlloses Zeug, welches zum Trocknen dort aufgehängt ist. Am
Abend bleibt der Mond die freundliche Himmelsleuchte, die niemand
mehr zu schätzen weiß, wie der junge wachthabende Offizier dort
oben auf der Kommandobrücke. Dunkelheit und Nebel sind die
Erzfeinde der Schiffahrt. Sobald der Mond aufgeht, erweckt er
bei dem Wachthabenden ein angenehmes Gefühl der Sicherheit. Der
Wind ist jetzt östlich; je weiter die Fregatte nach Süden kommt,
destomehr dreht er nach Norden und wird schließlich fast NO. Am
Horizont treten lange Wolkenstreifen auf, die sich mehr dem Zenit
zu in einzelne Wolkenklümpchen auflösen: Anzeichen des Passates.
Langsam und sicher geht es der Insel Madeira zu. In der
Takelage sind wie auch sonst im Schiff alle Hände damit beschäftigt,
hafenklar zu machen. Das Tauwerk wird „gelabsalbt“, sodaß es
schwarz und glänzend erscheint, das Messing der Beschläge an Deck
wird geputzt, daß es spiegelblank leuchtet, auch der Farbenanstrich