8
wird ausgebessert. Regelmäßig tritt abends die Musik an und spielt
etwas vor. Sie besteht aus Freiwilligen. Die Leistungen sind noch
mangelhaft, mit vielen Wiederholungen. Aber sie wirkt dennoch er—
heiternd, wenn eine muntere Weise erschallt, dann ist Sturm und
Wogendrang der letzten Zeit vergessen.
Eines Morgens um halb 3 Uhr kommt an Backbord voraus
eine niedrighängende Wolke in Sicht, während das Schiff mit etwa
sechs Seemeilen Fahrt durch das Wasser schneidet. Zuerst wird man
nicht recht klug daraus, was in der Wolke steckt. Ist es nur
Regen? Steckt Land dahinter? Man hofft das letztere, und es
dauert auch nicht lange, so treten Bergkonturen aus dem Nebelgrau
hervor, nach und nach schärfer und bestimmter werdend. Es stellt
sich heraus, daß es die Insel Porto Santos, dicht vor Madeira
zelegen, ist. Das Schiff luvt etwas an, um sie an Steuerbord zu
passieren. Die Maschine macht Dampf, und die Schraube beginnt
alsbald, dem Schiff beschleunigte Fahrt zu erteilen. Vormittags
um 12 Uhr fällt der Anker auf der Rhede von Funchal. Das
Schiff ist von zahlreichen Booten umschwärmt, die obligaten Händler
und Waschfrauen erscheinen. Auch die Boote mit den bekannten
Tauchern fehlen nicht, besetzt mit einigen nackten Buben, die mit
dem gellenden Ruf: „for dive Sir!“ „for dive Sir!“ um Zuwerfung
eines Silberstückes bitten, welches sie, wie Enten tauchend, aus dem
Wasser fischen. Die Vegetation der Insel zeigte sich in frischem
Grün prangend. Die Fahrt längs der steilen Küste und den
braunen, waldreichen Bergen war eine recht schöne. Die unzähligen
Häuser, die die Abhänge bedecken, geben Zeugnis von dem starken
Anbau der schönen und glücklichen Insel.
Auch hier wird der Grundsatz befolgt, daß der junge Seekadett
Gelegenheit bekommen soll, möglichst viel zu sehen. Wir sehen des—
halb, daß auch hier nicht nur eine gemeinschaftliche Partie ins
Innere gemacht wird, sondern daß auch Einzelurlaub erteilt wird.
Diesen möglichst immer zu benutzen, ist nicht genug anzuraten. Es
sei hier ein Rückblick aus der Gegenwart auf vergangene Zeiten
gemacht. Vor hundert Jahren und darüber sah es in allen Flotten
anders aus wie heute. Da gab es auch echte Seebären von Beruf,