Full text: Der Marineoffizier

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sehr gleichförmiges Aussehen, da ein Haus wie das andere wenig 
Fenster nach Außen hat, dafür aber stets vorgebauten Balkon besitzt. 
Je mehr man sich von dem Hafen eutfernt, nach innen zu, desto 
unansehnlicher werden die Straßen, welche zuletzt nur von Negern 
hewohnt werden, die in primitiven Bretterhütten hausen. Nach 
unseren Begriffen „fristen“ die Neger ihr Dasein nur. Der Neger 
denkt anders. Er lebt vergnügt in den Tag hinein und läßt Sorgen nicht 
an sich herantreten. Wenige Acker Land bringen hinlänglich Nahrungs- 
mittel für eine schwarze Familie hervor, sodaß ein kleiner Überschuß 
an barem Gelde bleibt. Dieses Stückchen Land pachten oder 
kaufen zu können, ist das erstrebte Ziel aller Farbigen hier, welche 
als Tagelöhner arbeiten. Bei der Arbeit befolgt der Neger jedoch 
stets den Grundsatz: „Eile mit Weile“. Vier Wochentage sind für 
die Arbeit genug. Eigentlich schon zu viel, denn jeglicher Schwarze 
denkt bei sich: „wenn ich bloß den verfluchten Kerl, der die Arbeit 
erfunden hat, einmal in die Finger beläme!“ Das schwarze Element 
ist glücklicher Weise sehr zahlreich auf der Insel vertreten, so daß es 
gezwungen ist, zu arbeiten. Aber Heiterkeit und Sorglosigkeit sind 
der Grundzug seines Charakters. Mutter Natur sorgt ja schon 
ganz gut. Wie der Herr ist, zeigt sein Geschirr. Man sehe sich nur 
dort die Negerhütte an! Das ganze Ding ist aus leichtem Holz-— 
werk zusammengeschlagen. Das Dach ist teilweise mit Schindeln 
gedeckt. Wo sie fehlen, thuen ein paar Kistendeckel denselben Dienst. 
Von den Fenstern hat beinah die Hälfte weder Läden noch Glas— 
scheiben. Glasscheiben! welch' Luxrus! Ich bin doch kein Fürst! 
denkt der schwarze Krauskopf und dreht sich in seiner Hängematte 
gähnend um — eine Reihe prachtvoller Zähne zeigend. Die Spröß— 
linge fühlen sich äußerst wohl, auch sie lungern. Eins der Kinder 
ist sogar aus der Sonne gekrochen und hat einen schattigen Winkel 
aufgesucht — ein kolossaler Aufwand von Fleiß und Thakkraft. 
Dafür belohnt sich der pudelnackte Bub' auch mit einer Banane, die 
gerade handrecht herumlag. Plötzlich heben alle Lungerer erstaunt 
die Wollköpfe empor. Etwas ganz Außergewöhnliches hat sich ereignet 
— der Boden schwankt und die Hütte zittert: Madame Krauskopf 
hat sich nicht bloß bewegt, sie tanzt sogar. Die Hände in die Hüften
	        
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