Full text: Der Marineoffizier

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so steigen jene aus dem tiefblauen, wunderbar klaren Wasser empor, 
das rastlos seine Wogen erzeugt und verschwinden läßt — das viel 
und oft angeführte Bild des kräftigsten, von Gesundheit strotzenden 
Lebens. 
St. Thomas ist passiert, und wir kommen in freieres Wasser 
heraus. Eine Bark unter Segeln, westlichen Kurs verfolgend, taucht 
in unserer Nähe auf und hißt die deutsche Flagge. Ich hatte Wache 
als Signalkadett und betrachte mir unseren Landsmann mit Interesse 
durch das Schiffsglas. Da steigen Signalflaggen bei ihm in die 
Höhe, und nun heißt es bei uns: „Signalgrüße achteraus!“ Das 
Kontresignal geht bei uns auf, zum Zeichen, daß das Signal ge— 
sehen ist. Bald können wir auch „Verstanden“ signalisieren. Das 
internationale Signalbuch zeigt mir, daß das Schiff seinen Namen, 
den Abgangs- und Bestimmungshafen — irgendwo in Zentral— 
Amerika — uns kundgiebt. Vom nächsten Hafen aus wird dann 
annonciert: Bark so und so auf See und an der und der Stelle 
angetroffen. Manchmal ist dies die letzte Nachricht, die von einem 
zu Grunde gegangenen Schiff der überlebenden Mitwelt zugeht. 
Unsere Segel haben wir sehr bald festgemacht, da eine heftige 
Regenbö erst eingesetzt hatte, wir aber auch nicht viel Fahrt machen 
wollten. Portoriko ist nur 30—40 Seemeilen entfernt, es ist schon 
Abend, und während der Nacht vor dem Hafen herumzukreuzen, ist 
langweilig. Die Maschine geht ganz langsam. Am Morgen des 
folgenden Tages setzten wir wieder Segel und ließen die Maschine 
mitlaufen. Wir bekommen Portoriko bald in Sicht. Die Küste 
war niedrig und streckte sich lang hin mit weit entfernten, bläulich 
schimmernden Bergzügen im Hintergrund. Nach einigen Stunden 
kam St. Juan in Sicht, gerade voraus, aber weit entfernt. Wir 
kamen aber flott vorwärts und waren in kürzester Zeit vor der 
Stadt. Auf unser Signal erschien bald darauf ein Lootsenboot, 
welches nach vieler Mühe wegen des hohen Seegangs uns erreichte. 
Wir konnten jetzt die schmale Einfahrt in den Hafen gewinnen, 
der durch eine langgestreckte Insel, auf der die Stadt selbst gelegen 
ist, gebildet wird. Am Sonnabend wurden wir beurlaubt, und 
konnte ich mir nun Stadt und Festungswerke betrachten. Vom
	        
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