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allen Himmelsgegenden hier in der Yankee-Metropole zusammen—
kommen, und die deutsche Flagge ist nicht am geringsten vertreten.
Auf der Wasserfläche der Bucht liegen zudem eine Menge von
Schiffen seeklar, um auszulaufen. Dazwischen wimmelt es von
kleinen Dampfern, und große Fährboote suchen ihren Weg von einem
Ufer zum anderen, Tag und Nacht, Sonntags und Wochentags mit
rauchendem Schlot und rapider Schnelligkeit dahinschießend, einen
langen Streifen aufgewirbelten Wassers hinter sich herziehend.
Das Schulschiff steuert möglichst nahe an die Stadt heran, und
der Lotse giebt einen guten Ankerplatz an. In der Nähe von einigen
Kriegsschiffen fällt der Anker, die amerikanische Flagge wird salutiert,
ebenso die Flagge des Hafenadmirals. Außer den Kriegsschiffen
anderer Nationen ankern hier einzelne moderne, amerikanische Panzer—
kolosse, auch einen ganz alten Herrn der vereinigten Staatenflotte
erblicken wir, Monitor Miontonomoh — ein langer, niedriger Rumpf,
kaum aus dem Wasser ragend, mit zwei stumpfen, dicken Drehtürmen.
Neugierig mustern die Seekadetten das Land und die Hafenfront
der Stadt. Von einem großen, runden Gebäude leuchten die Worte
herüber: „Castle Garden Emigrant Landing Depot“. Wie
oiel hoffnungsvolle arme Teufel mögen durch jenen Bau durchgewandert
sein, dem wilden Westen, dem Glück oder Unglück entgegen!
Erheiternd wirken andere Schilder, sie erwecken geradezu Jubel
unter der Besatzung; denn auf ihnen steht „Deutsches Lagerbier“ zu
lesen. In Westindien war es damit nichts gewesen, und Ale und
Porter munden lange nicht so. Jetzt freut sich alles doppelt aus
den Urlaub, um mit einem Glase deutschen Bieres auf die Heimat
anstoßen zu können.
Unsere deutschen Landsleute sind aufs höchste erfreut durch
Ankunft eines deutschen Kriegsschiffes, besonderes da Newyork ein
Hafen ist, der nur selten berührt wird. In den Freizeiten, mittags,
ist das Schiff deshalb von einer zahllosen Menge von Besuchern
geradezu mit Beschlag belegt. Boot auf Boot kommt an, wie ein
Strom ergießt es sich über die Decke. Die große Masse ist zwar
ein wenig störend für die Besatzung, aber sie zeigt doch ein wolthuendes
Gefühl von Anhänglichkeit an das alte Vaterland. Es mag unter