Full text: Der Marineoffizier

auch sagt: Holsatia non cantat, so ist damit nicht gesagt, daß 
Holsatia nicht gerne frohen Liedermund höre. Die Extreme 
berühren sich, und dem ernsten, fast schwerfälligen Nordländer gefällt 
darum harmlose Fröhlichkeit bei anderen sehr wohl. 
Ein im ganzen Heere fast traditioneller Zug liegt darin, daß 
die eigene Garnison, auch deren Bevölkerung meistens dem 
Garnisonierenden weniger gefällt wie andere Plätze — denn „da, 
wo du nicht bist, da wohnt das Glück“, sagt das alte Lied. Man 
soll sich aber nie von solchen Vorurteilen leiten lassen. Sie machen 
ungerecht und sind im Wiederspruch stehend mit der Selbständigkeit. 
Greift deshalb hinein ins volle Menschenleben, und sucht von dem, 
was Ihr packt, das Gute heraus! Vor allen Dingen wird hier— 
durch Einseitigkeit und Hochmut vermieden. Eine gewisse Zurück— 
haltung und Vorsicht muß sich der Offizierstand auferlegen. Damit 
ist aber nicht gesagt, daß er anderen Ständen mit wegwerfendem 
Hochmut gegenübertreten soll. In Benehmen, Anstand und guter 
Sitte soll er von Anfang an als Beispiel für andere sich fühlen. Er 
soll selbst dabei dem guten Beispiel folgen, welches ihm vom Throne 
her gegeben wird: Ein König findet das rechte Wort, um sowohl 
mit dem Minister, wie auch mit dem armen Bäuerlein zu reden. 
Wenn ein Mensch nach Oben kriechend und nach Unten hin grob 
ist, so sieht man ihn gern scheiden. Man soll aber den Offizier 
und Fähnrich gerne „kommen“ sehen. Die ganze Bevölkerung soll 
Zutrauen zu ihm haben. Die Bevölkerung sendet ihre Söhne in 
das Heer und in die Flotte. Jeglicher militärischer Vorgesetzter aber 
ist ein Waffenlehrer, ein Erzieher der Nation. Selbst in dem 
kleinen Kreise einer einzigen Korporalschaft. 
Wer lehren will, muß selbst gelernt haben. Des deutschen 
Kriegers Lehrmeisterin ist in erster Linie die Walküre. Ihr Werk 
ist vollbracht, wenn der junge waffentragende Germane im Toben 
des Kampfes ihr nach Urväter Sitte stolz entgegenschreiten, wenn er 
ihr kühl ins Auge sehen kann. Die Walküre ist jedoch eine 
wunschlose Maid. Sie giebt in Friedenszeiten auch anderen Göttinnen 
Raum, sie läßt die Menschen in fröhlichen, geselligen Verkehr treten. 
Diesen zu suchen, ist für den zukünftigen Offizier eine Notwendigkeit.
	        
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