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Matrosen im allgemeinen. Die Aufgabe, Untergebene beurteilen und
behandeln zu müssen, tritt an ihn also heran. Die Paragraphen
der Dienstvorschriften, der Disziplinar- und sonstigen Strafordnungen
zur Anwendung bringen zu können, ist hierbei das wenigste. Die
Hauptsache ist nicht der tote Buchstabe, wohl aber das Taktgefühl
des Vorgesetzten, welcher die Vorschriften anwendet. Obenan steht
bei richtigem Taktgefühl geschrieben: „Geh bei allen Dienstver—
richtungen Deinen Untergebenen voran als gutes Beispiel und sei
—VD
Mann für Mann.“
Strenge Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person ist das Rückgrat
guter Disziplin. Der Feind der Gerechtigkeit ist das Vorurteil, sei
es, daß es ein günstiges, oder ungünstiges ist. Gegen das Vor—
urteil soll der Vorgesetzte aber immer ankämpfen, er soll es nie
aufkommen lassen durch Meinungen früherer Vorgesetzten eines Unter—
gebenen. Jeder Untergebene, welcher dem Fähnrich unterstellt wird,
sei ihm ein neuer, gänzlich unbekannter Mensch, den er studieren
mnuß, dafern längeres Zusammensein Gelegenheit bietet. Es genügt
nicht, zu beobachten, daß ein Mann Mängel in seinem Dienst zeigt.
Es handelt sich darum, herauszufinden, woher sie stammen: schlechte
Veranlagnng, verkehrte Behandlung ꝛc.
Es ist deshalb auch von großem Wert, wenn der Vorgesetzte
nicht die Untergebenen nur als „Schiffsnummern“ betrachtet.
Schon der junge Fähnrich soll ihn als Menschen kennen zu lernen
sich bemühen. Er soll seine Familienverhältnisse und sein Vorleben
ergründen, er soll sich seiner ökonomischen Verhältnisse annehmen
und ihm ein Ratgeber sein, ein Vertrauensmann. Bei Leuten,
welche lange Strafregister haben, ist nicht das verdammende, aus—
merzende Prinzip, sondern stets das erhaltende anzuwenden, so
ange irgend eine Aussicht auf Erfolg vorhanden ist. Dazu gehören
Mühe und Geduld wie sie der Gärtner aufwendet, der aus einem
rummen Knorren einen geraden Stamm zurecht biegt.
Auch ist es gut, wenn in allen Fällen und bei jedem Indivi—
duum die Frage aufgeworfen wird: wie wird dasselbe sich im
Kriege, sei es mit Menschen oder Elementen, benehmen?