Full text: Der Marineoffizier

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entert die Mannschaft nieder, jeder fühlt, wie eine eisig kalte Hand, 
die Hand des Schicksals, in das volle Leben hereingefahren ist. 
Der Kommandant läßt den Fähnrich des Mastes rufen und erkun— 
digt sich danach, wie das Unglück gekommen ist. Mit Bedauren hört er 
bdon der Unvorsichtigkeit des Gestürzten melden, wie oft er ermahnt sei, 
und wie er dennoch im Eifer des Dienstes wieder nach der Bugtalje ge— 
langt habe. „Schade um ihn, er war ein braver, tüchtiger Matrose!“ 
Aus der Tiefe eines Luks taucht nun der Stabsarzt auf. Noch 
ehe er den Mund zur Meldung aufgemacht, erfolgt schon von Seiten 
des Kommandanten die Frage, „lebt er noch, ist er stark verletzt?“ 
Der Stabsarzt meldet darauf: „Der Bootsmann hat, um die Segel— 
koje unter dem Großluk zu lüften, alle darüber befindlichen Luken 
öffnen lassen. Obermatrose Schulz ist in die Segelkoje gefallen, die 
Segel haben die Gewäalt des Falles gebrochen. Er hat einige Haut— 
schürfungen, ist auch etwas gedröhnt und steif im Kreuz — nach 
ein paar Tagen kann er wieder Dienst thun. Gebrochen ist nichts!“ 
„Mehr Glück wie Verstand!“ — brummt der Kommandant — 
„wenn er aus dem Lazarett entlassen ist, dann stellen sie ihn zum 
Strafrapport., wir wollen ihm den Verstand ein wenig schärfen!“ 
Dder Fähnrich als Korporalschaftsführer. 
Es sind wenig mehr als ein Dutzend Matrosen, welche zu der 
Korporalschaft gehören. In erster Linie richtet sich die Aufmerksamkeit 
des Führers auf die Kleiderwirtschaft der Leute. Die sachgemäße 
Reinigung und Behandlung der Handwaffen spielt natürlich auch 
eine große Rolle und wird durch strenges Mustern genau im Auge 
hehalten. Mit der Kleiderwirtschaft ist es eine ganz von der Kammer— 
hekleidung der Armee abweichende Sache in der Marine. Beim 
Landsoldaten ist der Staat Eigentümer der Montierungen. In der 
Flotte erhält jeder Löhnungsempfänger ein monatliches Kleidergeld. 
Die erste Ausrüstung wird vorschußweise verabfolgt und das Kleider— 
geld solange eingezogen, bis die Kosten der Ausrüstung gedeckt sind. 
Nach etwa Jahresfrist ist der Matrose Eigentümer seiner Uniform— 
stücke. Bei sauberer und sorgfältiger Behandlung werden Ersatzstücke 
mur in geringem Maße notwendig. Der Mann kann dann am
	        
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