Full text: Der Marineoffizier

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Den hier angedeuteten idealen Anforderungen stellen sich die 
realen fachmännischen an die Seite. 
Der Zweck der Flotte ist in erster und letzter Linie der Krieg. 
Daneben treten aber eine ganze Reihe von Friedensaufgaben, 
die auch nicht gering zu achten sind. So besteht der Schutz des 
deutschen Seehandels nicht allein in kriegerischen Unternehmungen, 
gegen menschliche Feinde des Handelsmannes und Seefahrers. Er 
zeigt sich auch darin, daß dem Schiffer Mittel und Wege aus— 
geprobt und angegeben werden, um den Gefahren von Wind und 
Seegang, Nacht und Nebel, Klippen und Untiefen wirksam zu be— 
gegnen. 
Die Herstellung von Seekarten, die Nutzbarmachung aller 
Beobachtungen ozeanographischer und meteorologisch-maritimer Natur 
für die Zwecke der Schiffahrt, namentlich der Handelsschiffahrt, das 
sind hervorragende Zwecke der Marine im Frieden, deren Förderung 
ihr am Herzen liegen muß. 
Soll eine Flotte aber diese Zwecke erfüllen, so muß sie vor 
allen Dingen Offiziere besitzen, welche es verstehen, die Schiffe zu be— 
seelen, damit sie siegreich den Kampf mit den Elementen aufnehmen 
und dem Vaterlande zum Nutzen, zur Ehre und zum Ruhm im 
Krieg und Frieden verwendet werden lönnen. 
Gerade in außerordentlichen und schwierigen Fällen, in schwerem 
Sturm und dunkler Nacht, wo es darauf ankommt, alle geistigen 
und körperlichen Kräfte aufs äußerste anzuspannen, um drohender 
Gefahr ruhig ins Auge zu sehen, zeigen sich die vornehmsten Eigen— 
schaften des Seeoffiziers, die er schon im Frieden mit allen Befehls— 
habern zur See teilen muß. 
Neben der natürlichen Begabung für den Beruf des Seemanns 
wird hier aber auch die Erziehung einzusetzen haben, damit 
Vollendetes erreicht werde. 
Die seemännische Erziehung ist eine vorzugsweise praktische, aus 
Büchern ist nicht viel zu lernen, und die Erfahrung ist die Lehrmeisterin. 
Wie hoch „Erfahrung“ anzuschlagen ist, geht aus den Worten hervor, 
welche Nelson in den Mund gelegt werden: „Ich opfere gern ein 
Linienschiff, wenn der Kommandant dabei etwas lernt!“
	        
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